Brandherd
war, schaltete ich mich ein.
»Entschuldigen Sie«, sagte ich.
Der Verkäufer, der das Alter eines Collegestudente n hatte, schien mich nicht gleich zu hören.
»In jedem Fall sollten Sie sich bei Ihrem Arzt erkundigen, bevor Sie ein Mittel gegen Schlangenbisse benutzen«, sagte er zu dem älteren Mann in Weiß.
»Wie zum Teufel stellen Sie sich das denn vor, wenn ich irgendwo im Wald bin und mich gerade eine Mokassinschlange gebissen hat?«
»Ich meinte, dass Sie sich erkundigen sollen, ehe Sie in den Wald aufbrechen, Sir.«
Ich konnte ihre unterentwickelte Logik nicht länger mit anhören.
»Solche Notbestecke gegen Schlangenbisse sind nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich«, sagte ich. »Das Abbinden der Wunde, einen Schnitt machen, das Gift raussaugen und all das macht die Sache nur schlimmer. Wenn Sie gebissen werden«, sagte ich zu dem Mann in Weiß, »dann können Sie nur eins tun: den gebissenen Körperteil ruhig stellen, schädliche erste Hilfe vermeiden und in ein Krankenhaus fahren.«
Die beiden Männer waren sprachlos.
»Dann hat es also gar keinen Sinn, irgendwas mitzunehmen?«, fragte der Mann in Weiß. »Sie meinen, ich soll gar nichts kaufen?«
»Nichts als ein paar gute Stiefel und einen Wanderstock, mit dem Sie herumstochern können«, antwortete ich. »Halten Sie sich fern von hohem Gras und stecken Sie die Hände nicht in Spalten oder Löcher. Da das Gift über das Lymphsystem durch den Körper transportiert wird, sind breite Druckverbände nützlich und ein längliches Stück Holz, um das Glied absolut ruhig zu stellen.«
»Sind Sie vielleicht Ärztin?«, fragte der Verkäufer.
»Ich hab schon mit Schlangenbissen zu tun gehabt.«
Ich behielt für mich, dass die Opfer in diesen Fällen nicht überlebt hatten.
»Ich hätte gern gewusst, ob Sie Messerschärfer haben?«, fragte ich den Verkäufer.
»Für die Küche oder für Camping?«
»Fangen wir mal mit Camping an.«
Er wies auf eine Wand, wo eine große Auswahl von Wetzsteinen und anderen Arten von Schärfinstrumenten an Haken aufgehängt waren. Manche waren aus Metall, andere aus Keramik. Sämtliche Hersteller waren markenbewusst genug, um die Bestandteile ihres Produkts nicht zu verraten. Ich sah mir noch eine ganze Reihe dieser Instrumente an, und dann fiel mein Blick auf ein kleines Päckchen in der untersten Reihe. Unter durchsichtigem Plastik befand sich der schlichte rechteckige Klotz eines silbergrauen Metalls. Er nannte sich Feuerstarter und bestand aus Magnesium. Meine Erregung wuchs, als ich die Gebrauchsanleitung las. Um ein Feuer anzuzünden, brauchte man nur mit einem Messer über die Oberfläche des Magnesiums zu schaben, bis man ein Häufchen Späne vom Umfang eines Vierteldollars hatte. Streichhölzer waren nicht notwendig, denn zum Feuerstarter gehörte ein eigener Anzünder. Ich eilte durch den Laden zurück, ein halbes Dutzend der Magnesiumanzünder in der Hand, und verlief mich in meiner Hast erst in der einen, dann in der anderen Abteilung. Ich schlängelte mich durch Bowlingkugeln und -schuhe und Baseballhandschuhe und landete schließlich in der Schwimmsportabteilung, wo mein Blick schlagartig von einer Auslage neonfarbiger Badekappen gefangen genommen wurde. Eine davon war schreiend pinkfarben. Ich dachte an die Rückstände, die wir in Claire Rawleys Haar gefunden hatten. Von Anbeginn an hatte ich geglaubt, dass sie irgendetwas auf dem Kopf gehabt hatte , als sie ermordet wurde, oder wenigstens, als das Feuer sie erreichte. Eine Duschhaube hatte ich nur flüchtig erwogen, denn ihr dünnes Kunststoffmaterial hätte die Hitze keine fünf Sekunden überdauert. Was mir jedoch nie in den Sinn gekommen war, war eine Schwimmkappe, und als ich hastig ganze Regale davon durchstöberte, entdeckte ich, dass sie sämtlich aus Lycra, Latex oder Silikon waren.
Die pinkfarbene war aus Silikon, das, wie ich wusste, bei extremen Temperaturen weitaus widerstandsfähiger war als die anderen Materialien. Ich kaufte einen ganzen Schwung. Ich fuhr zu meinem Büro zurück und konnte von Glück sagen, dass ich keinen Strafzettel bekam, weil ich ohne Rücksicht auf die Fahrspur jeden überholte. Bilder bedrängten mich, die zu schmerzlich und zu grauenhaft waren, als dass ich sie ertragen konnte. Ausnahmsweise einmal hoffte ich, dass sich meine Theorie als falsch erweisen würde. Ich raste zu den Labors zurück, weil ich Gewissheit haben musste.
»Oh Benton«, murmelte ich, als wäre er in meiner Nähe. »Bitte mach,
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