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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schienen.
    Ich klappte den Klodeckel herunter und setzte mich, um mir die schmutzigen, nassen Stiefel auszuziehen. Dann kämpfte ich mit Knöpfen und Haken, bis meine Kleider in einem welken Häufchen auf dem Boden lagen. Ich duschte, bis mir warm war und ich mir den Geruch von Feuer und Tod abgewaschen hatte. Lucy arbeitete an ihrem Laptop, als ich in einem alten T-Shirt des Medical College of Virginia ins Zimmer zurückkehrte und mir ein Bier aufmachte.
    »Um was geht's denn?«, fragte ich und setzte mich auf die Couch.
    »Ich rechne nur ein bisschen herum. Ich weiß nicht genug, um ernsthaft was rauszubekommen«, antwortete sie. »Aber das war ein verdammt großes Feuer, Tante Kay. Und es sieht nicht so aus, als wäre es mit Benzin in Gang gesetzt worden.«
    Ich hatte dazu nichts zu sagen.
    »Und jemand ist darin umgekommen. Hässlicherweise im Badezimmer. Wie konnte das passieren? Und wann? Um acht Uhr abends?«
    Ich wusste es nicht.
    »Wie soll man sich das vorstellen? Sie ist da drin und putzt sich die Zähne, und da geht der Feueralarm los?«
    Lucy starrte mich bohrend an.
    »Und dann was?«, fragte sie. »Sie bleibt einfach da und stirbt?«
    Sie schwieg einen Augenblick und dehnte die schmerzenden Schultern.
    »Sag du es mir, Boss. Du bist die Expertin.«
    »Ich habe auch keine Erklärung dafür, Lucy«, sagte ich.
    »Nun hören Sie sich das an, meine Damen und Herren. Die weltberühmte Expertin Dr. Kay Scarpetta weiß es auch nicht.«
    Sie wurde sauer. »Neunzehn Pferde«, fuhr sie fort. »Wer hat sich um die gekümmert? Hatte Sparkes keinen Pferdepfleger? Und wieso hat eins dieser Pferde, dieser kleine schwarze Hengst, entkommen können?«
    »Wie willst du denn wissen, dass das ein Er ist?«, erwiderte ich, als es klopfte. »Wer ist da?«, fragte ich durch die Tür.
    »Yo. Ich bin's«, antwortete Marino kurz angebunden. Ich ließ ihn herein und sah seinem Gesicht an, dass er Neuigkeiten hatte.
    »Kenneth Sparkes ist gesund und munter«, verkündete er.
    »Und wo steckt er?« Einmal mehr war ich zutiefst verwirrt.
    »Anscheinend war er außer Landes und flog gleich zurück, als er die Nachricht erhielt. Er hält sich in Beaverdam auf und scheint nicht die geringste Idee zu haben, auch nicht wer das Opfer ist«, erzählte uns Marino.
    »Wieso denn in Beaverdam?«, fragte ich und rechnete durch, wie lang die Fahrt in jenen entlegenen Teil von Hanover County dauern würde.
    »Seine Trainerin lebt da.«
    »Seine was?«
    »Die Trainerin seiner Pferde. Nicht seine eigene wie beim Gewichtheben oder so.«
    »Verstehe.«
    »Ich mach mich morgen etwa um neun auf den Weg«, sagte er zu mir gewandt. »Entweder Sie fahren nach Richmond oder Sie kommen mit mir.«
    »Ich habe eine Leiche zu identifizieren, also muss ich mit ihm sprechen, ob er nun behauptet, was zu wissen oder nicht. Also werd ich wohl mitkommen«, sagte ich, während ich Lucys Blick auffing. »Hatten Sie sich vorgestellt, dass unsere tollkühne Pilotin uns dort rauswirft, oder ist es Ihnen gelungen, einen Wagen zu organisieren?«
    »Ich verzichte diesmal lieber auf das Vögelchen«, gab Marino zurück. »Und muss ich Sie daran erinnern, dass Sie Sparkes bei Ihrem letzten Plausch ziemlich die Laune verdorben haben?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte ich und tat es wirklich nicht, denn ich hatte Sparkes bei mehr als einer Gelegenheit verärgert, als wir uneins darüber gewesen waren, welche Details der Ermittlungen zur Veröffentlichung in der Presse freigegeben werden sollten.
    »Er aber garantiert, Doc. Kriegt man hier nun ein Bier oder nicht?«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Sie nicht Ihren eigenen Vorrat mitgebracht haben«, sagte Lucy und nahm auf den Tasten klappernd die Arbeit an ihrem Laptop wieder auf.
    Er ging zum Kühlschrank und bediente sich.
    »Wollen Sie zum Feierabend meine Meinung hören?«, sagte er.
    »Es ist immer noch dieselbe.«
    »Und die wäre?«, fragte Lucy, ohne aufzublicken.
    »Sparkes steckt hinter dem Ganzen.«
    Er legte den Flaschenöffner auf den Couchtisch. An der Tür blieb er stehen, die Hand auf dem Knauf.
    »Zum einen, weil es sich doch allzu günstig getroffen hat, dass er plötzlich im Ausland war, als es passierte«, sprach er weiter und gähnte. »Also hat er für die Drecksarbeit jemand angeheuert. - Geld.« Er fischte eine Zigarette aus dem Päckchen in seiner Hemdtasche und schob sie sich zwischen die Lippen. »Das ist sowieso das Einzige, was diesen Scheißkerl je interessiert hat. Geld

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