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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Privatleben sollte aber kein Fall sein.«
    »Es fehlt aber nicht mehr viel«, kam ich auf mein eigentliches Thema zurück. »Was glaubst du denn, wie Carries nächster Schachzug aussehen wird?«
    Lucy machte noch ein Bier auf und vergewisserte sich mit einem Blick, dass ich auch noch versorgt war.
    »Wird sie Briefe an die Medien schicken?«, spekulierte ich für sie. »Unter Eid lügen? Die Anklagebank nutzen, um in allen leuchtenden Einzelheiten auszubreiten, was ihr beiden je gesagt und getan und geträumt habt?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen?«, sagte Lucy abwehrend.
    »Sie hat fünf Jahre nichts weiter zu tun gehabt, als nachzudenken und zu planen, während wir anderen einige s um die Ohren hatten.«
    Lucy stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Du hast ihr einmal vertraut«, fuhr ich fort. »Du hast ihr alles Mögliche anvertraut, und die ganze Zeit war sie Gaults Komplizin. Du warst ihre Pipeline, Lucy, in unsere Herzen hinein.«
    »Ich bin wirklich zu müde, um darüber zu sprechen«, sagte sie.
    Doch sie würde darüber sprechen müssen. Ich war fest entschlossen, was das betraf. Ich stand auf und machte das Deckenlicht aus, weil es mir immer schon leichter gefallen war, in einer weich gezeichneten Umgebung aus Licht und Schatten zu sprechen. Dann schüttelte ich die Kissen auf ihrem und meinem Bett auf und schlug die Decken zurück. Zuerst folgte sie meiner Aufforderung nicht, sondern tigerte noch eine Weile auf und ab, während ich schweigend zusah. Dann setzte sie sich zögernd auf ihr Bett und lehnte sich zurück.
    »Lass uns mal einen Augenblick von deinem Ruf absehen«, begann ich mit ruhiger Stimme. »Lass uns davon sprechen, um was es bei dem Prozess in New York eigentlich geht.«
    »Ich weiß, worum es dabei geht.«
    Ich wollte sie gewissermaßen auf das vorbereiten, was mir auf der Seele brannte, und hob die Hand, um sie zum Zuhören zu bewegen.
    »Temple Gault hat in Virginia wenigstens fünf Menschen getötet«, fing ich an, »und wir wissen, dass Carrie wenigstens an einem dieser Fälle beteiligt war, weil wir die Szene auf Video haben, wie sie dem Mann gerade eine Kugel in den Kopf jagt. Du erinnerst dich daran.«
    Sie schwieg.
    »Du warst mit im Zimmer, als wir diese grauenhaften Bilder in leuchtenden Farben im Fernseher angeschaut haben«, fuhr ich fort.
    »Das weiß ich doch alles.«
    Zorn kroch wieder in Lucys Stimme.
    »Wir haben das schon zehntausendmal durchgekaut.«
    »Du hast ihr sozusagen beim Töten zugeschaut«, fuhr ich fort.
    »Diese Frau war deine Geliebte, als du gerade mal neunzehn warst und naiv und ein Praktikum an der ERF machtest und CAIN programmiert hast.«
    Ich merkte, dass sie sich in dem Maße in sich verkroch, wie mein Monolog für sie schmerzlich wurde. Die ERF war die Engineering Research Facility des FBI, die Abteilung, in der das FBI sein Criminal-Artificial-Intelligence-Network-Computersystem stehen hatte, das unter der Abkürzung CAIN bekannt war. Lucy hatte CAIN ersonnen und war die treibende Kraft hinter seiner Entstehung gewesen. Jetzt war ihr der Zugang dazu verwehrt, und sie konnte es nicht ertragen, auch nur den Namen zu hören.
    »Du hast dabei zugeschaut, wie deine Geliebte getötet hat, nachdem sie dich zuvor auf ihre kaltblütige, vorsätzliche Weise an sich gebunden hatte. Du hattest keinerlei Chance gegen sie«, sagte ich.
    »Warum tust du das?« Lucys Stimme klang gedämpft, weil sie das Gesicht auf den Arm gelegt hatte. »Nennen wir's eine Art Realitätsprüfung.« »Die brauche ich nicht.«
    »Ich glaube doch. Und übrigens, wir werden nicht einmal in die persönlichen Details gehen, die sowoh l Carrie als auch Gault über mich erfahren haben. Und das bringt uns nach New York, wo Gault seine eigene Schwester und mindestens einen Polizeibeamten ermordet hat. Neue kriminologische Beweise zeigen, dass er das nicht allein getan hat. Carries Fingerabdrücke wurden später auf einigen von Jayne Gaults persönlichen Besitztümern entdeckt. Als Carrie in der Bowery geschnappt wurde, war Jaynes Blut an ihrer Hose. Soweit wir wissen, hat Carrie auch da den Abzug betätigt.«
    »Wahrscheinlich hat sie das getan«, sagte Lucy. »Darüber bin ich bereits im Bilde.«
    »Aber nicht über Eddie Heath. Erinnerst du dich noch an den Karamellriegel und die Dosensuppe, die er im 7-Eleven gekauft hat? Die Tragetasche, die man neben seinem sterbenden, verstümmelten Körper gefunden hat? Carries Daumenabdruck ist später darauf entdeckt

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