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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und Flüsschen und Farmen und Viehweiden mit hohem Gras. Am häufigsten begegneten uns kleine Häuser mit schiefen Zäunen und durchhängenden Wäscheleinen, an denen die verwaschenen Kleidungsstücke im Wind wehten.
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund und wandte den Kopf ab, als ich gähnen musste, denn ich hatte es immer schon als ein Zeichen von Schwäche betrachtet, müde oder gelangweilt zu wirken. Binnen weniger Minuten bogen wir nach rechts auf die Beaverdam Road ab, und eine Herde Kühe kam in unser Blickfeld. Die Scheunen waren grau verwittert, und anscheinend kamen die Leute hier nie auf die Idee, ihre schrottreifen Lastwagen wegzuschleppen. Der Eigentümer der Hootowl Farm wohnte in einem weitläufigen weiß gestrichenen Backsteinhaus, dessen Fenster auf endloses Weideland und Zäune hinausgingen. Der Tafel zufolge, die an der Hausfront angebracht war, war das Haus 1730 erbaut worden. Jetzt hatte es einen Swimmingpool und eine Satellitenschüssel, groß genug, um Signale aus anderen Galaxien zu empfangen.
    Betty Foster kam heraus, um uns zu begrüßen, noch eh e wir ausgestiegen waren. Sie war eine Frau in den Fünfzigern mit scharf geschnittenen, aristokratischen Zügen und einer sonnengebräunten Haut, die von tiefen Falten durchzogen war. Ihr langes, weißes Haar war zum Knoten gebunden. Ihr federnder, athletischer Gang war jedoch der einer Frau, die halb so alt war, und ihre Hand fühlte sich fest und kräftig an, als sie meine schüttelte und mich mit einem schmerzvollen Blick aus ihren haselnussbraunen Augen ansah.
    »Ich bin Betty«, sagte sie. »Und Sie müssen Dr. Scarpetta sein.
    Und Sie Captain Marino.«
    Sie schüttelte auch seine Hand, und ihre Bewegungen waren flink und selbstbewusst. Betty Foster trug Jeans und ein ärmelloses Hemd aus Jeansstoff. Ihre braunen Stiefel waren zerschrammt und schlammverkrustet. Hinter ihrem gastfreundlichen Auftreten verbargen sich andere Gefühle, und sie wirkte, als hätte unser Anblick sie ein wenig aus dem Konzept gebracht, und sie wüsste nicht so recht, wo sie anfangen sollte.
    »Kenneth ist auf der Reitbahn«, sagte sie. »Er wartet bereits auf Sie, und ich will Ihnen auch gleich sagen, dass er schrecklich durcheinander ist. Er hat diese Pferde geliebt, eins wie das andere, und natürlich ist er völlig niedergeschlagen, dass in seinem Haus jemand gestorben ist.«
    »In welcher Beziehung stehen Sie denn zu ihm?«, fragte Marino, als wir auf dem staubigen Weg auf die Ställe zugingen.
    »Ich ziehe seit Jahren seine Pferde für ihn auf und bilde sie aus«, sagte sie. »Schon seit er wieder nach Warrenton zurückgezogen ist. Er hatte die feinsten Morgans im ganzen Staat. Und Reitpferde und Vollblüter.«
    »Er hat Ihnen seine Pferde hierher gebracht?«, frage ich.
    »Manchmal hat er das getan. Manchmal waren es Jährlinge, die er von mir gekauft und mir einfach für zwei Jahre zur Ausbildung hier gelassen hat. Danach hat er sie dann in seinen Stall geholt. Oder er hat Rennpferde gezüchtet und sie verkauft, wenn sie alt genug waren, um fürs Rennen ausgebildet zu werden.
    Und ich bin auch zu seiner Farm rausgefahren, manchmal zwei- oder dreimal die Woche. Vor allem habe ich ihn beraten.«
    »Und er hat keinen Pferdepfleger?«, fragte ich.
    »Der letzte hat vor einigen Monaten aufgehört. Seitdem hat Kenny die meiste Arbeit selbst gemacht. Er kann ja nicht einfach jeden x-Beliebigen einstellen. Er muss vorsichtig sein.«
    »Ich wüsste gern mehr über den Pferdepfleger«, sagte Marino und machte sich Notizen.
    »Ein reizender alter Knabe mit einem sehr schwachen Herzen«, sagte sie.
    »Es kann sein, dass ein Pferd das Feuer überlebt hat«, eröffnete ich ihr.
    Sie sagte zunächst nichts dazu, und wir näherten uns einer großen roten Scheune und einem »Achtung, bissiger Hund«-Schild, das an einem Zaunpfahl befestigt war.
    »Es ist ein Fohlen, glaube ich. Schwarz«, fuhr ich fort.
    »Ein Stutenfohlen oder ein Hengstfohlen?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht. Das Geschlecht konnte ich nicht erkennen.«
    »Und hatte es eine Sternblesse?«, fragte sie und meinte den weißen Fleck auf der Stirn mancher Pferde.
    »So nah war ich nicht dran«, erklärte ich ihr.
    »Na ja, Kenny hat ein Fohlen, das Windsong heißt«, sagte Foster.
    »Die Mutter, Wind, ist beim Derby gelaufen. Sie ist zwar Letzte geworden, aber überhaupt drin zu sein, war gut. Und dazu der Vater, der ein paar hoch dotierte Rennen gewonnen hat. Windsong war also wahrscheinlich das wertvollste

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