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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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worden.«
    »Das glaube ich einfach nicht!« Lucy war entsetzt. »Das ist noch nicht alles.«
    »Warum hast du mir das denn nicht schon früher erzählt? Sie hat also alles mit ihm zusammen gemacht. Und ihm damals wahrscheinlich auch geholfen, aus dem Gefängnis auszubrechen.«
    »Das steht für uns außer Zweifel. Die beiden waren schon Bonnie und Clyde, lange bevor du sie kennen gelernt hast, Lucy. Sie hat bereits getötet, als du siebzehn warst und noch nie geküsst hattest.«
    »Wie willst du denn das wissen?«, sagte meine Nichte in kindischem Trotz.
    Eine Weile sprach keine von uns.
    Dann sagte Lucy, und ihre Stimme bebte: »Du glaubst also, sie hat zwei Jahre damit verbracht, irgendeinen We g zu ersinnen, mich kennen zu lernen und meine ... Und die Dinge zu tun, die sie getan hat, um mich ...«
    »... dich zu verführen«, unterbrach ich sie. »Ich weiß nicht, ob sie das so lange im Voraus geplant hat. Ehrlich gesagt, es ist mir auch gleich.« Meine Empörung wuchs. »Wir haben bereits Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie wegen dieser Verbrechen nach Virginia ausgeliefert zu bekommen, und wir schaffen es nicht. New York will sie nicht gehen lassen.«
    Das Bier, das ich in der Hand hielt, war schal und vergessen, als ich die Augen schloss und mir blitzlichtartig Bilder der Toten durchs Hirn zuckten. Ich sah Eddie Heath gegen einen Müllcontainer gelehnt, das Blut seiner Wunden vom Regen verwässert, und den Sheriff und den Gefängniswärter, die von Gault und wahrscheinlich auch Carrie getötet worden waren. Ich hatte ihre Leichen berührt, Zahnschemata angefertigt und ihre Qual in Diagramme und Autopsieprotokolle übertragen. Ich konnte es nicht ändern: Ich wollte, dass Carrie starb, für das, was sie ihnen, meiner Nichte und mir angetan hatte.
    »Sie ist ein Monster«, sagte ich, und meine Stimme bebte vor Schmerz und Zorn. »Ich werde alles daransetzen, damit sie bestraft wird.«
    »Warum predigst du mir das alles vor?«, sagte Lucy, und ihre Stimme war laut und aufgebracht. »Glaubst du etwa, ich will das nicht auch?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Ich täte nichts lieber, als einfach nur den Schalter betätigen oder ihr die Nadel in den Arm stechen.«
    »Lass nicht zu, dass eure frühere Beziehung dich Recht und Gesetz aus dem Blick verlieren lässt, Lucy.«
    »Himmel Herrgott.«
    »Du hast ohnehin schon einen Kampf auszufechten, der deine Kräfte zu übersteigen droht. Und wenn du die Perspektive verlierst, wird Carrie bekommen, was sie will.«
    »Herrgott noch mal«, sagte Lucy wieder. »Ich will nichts mehr davon hören.«
    »Willst du wissen, was sie will?« Ich war noch nicht bereit, es gut sein zu lassen. »Ich kann es dir genau sagen. Manipulieren.
    Das, was sie am besten kann. Und dann? Sie wird für unzurechnungsfähig und damit für nicht schuldig erklärt werden, und der Richter wird sie nach Kirby zurückschicken. Dann wird es ihr auf einmal dramatisch besser gehen, und die Ärzte von Kirby werden entscheiden, dass sie nicht geisteskrank ist. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie kann nicht zweimal für dasselbe Verbrechen vor Gericht gestellt werden, und sie wird wieder auf der Straße landen.«
    »Wenn sie auf freien Fuß kommt«, sagte Lucy kalt, »werde ich sie finden und ihr das Gehirn aus dem Kopf blasen.«
    »Was ist denn das für eine Antwort?«
    Ich beobachtete ihre Silhouette, aufrecht gegen das Kissen gelehnt auf ihrem Bett. Sie war stocksteif, und ich hörte an ihrem Atem, wie der Hass in ihr zu pochen begann.
    »Der Welt wird es egal sein, mit wem du geschlafen hast oder schläfst, solange es dir selbst egal ist«, sagte ich, ruhiger geworden, zu ihr. »Im Grunde glaube ich, dass die Geschworenen verstehen werden, wie das damals passieren konnte. Als du so jung warst. Und sie älter und ein brillanter Kopf und so überwältigend gut aussah. So charismatisch war und fürsorglich, während sie dein e Ausbilderin war.«
    »Wie Teun«, sagte Lucy, und ich konnte nicht heraushören, ob sie sich über mich lustig machte.
    »Nur dass Teun keine Psychopathin ist«, sagte ich.

4
     
    Am nächsten Morgen schlief ich in dem gemieteten LTD ein, und als ich aufwachte, fuhren wir an Maisfeldern und Silos entlang und an Baumgruppen, die so alt wie der Bürgerkrieg waren.
    Marino fuhr, und wir kamen an endlosen Morgen von Land vorbei, das nur von Stacheldraht umgeben und von Telefondrähten durchschnitten war, und an beflaggten Vorgärten mit bunt bemalten Briefkästen. Es gab Teiche

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