Brandherd
Händen, während er um Fassung rang.
»Einen von diesen komischen Volkswagen. Hellblau«, brachte er mühsam heraus. »Sie hatte überhaupt kein Geld. Ich habe ihr am Schluss welches gegeben, ehe sie ging. Tausend Dollar in bar. Ich habe ihr geraten, die Uni fertig zu machen. Ihr Name ist Claire Rawley, und vermutlich hätte sie einen meiner Ersatzschlüssel an sich nehmen können, ohne dass ich das gemerkt hätte, während sie auf der Farm war. Vielleicht hat sie auch gesehen, wie ich den Alarmcode eingegeben habe.«
»Und Sie haben seit mehr als einem Jahr keinen Kontakt zu Claire Rawley gehabt?«
»Nicht den geringsten«, antwortete er. »Das scheint mir schon so lange zurückzuliegen. Es war so eine blöde Geschichte, wirklich. Ich habe sie nämlich Surfen gesehen und sie am Strand angesprochen, in Wrightsville. Ich muss sagen, sie war die bestaussehende Frau, der ich je begegnet bin. Für eine Weile hatte ich völlig den Verstand verloren, doch irgendwann bin ich wieder zur Besinnung gekommen. Es gab da jede Menge Komplikationen und Probleme. Claire brauchte jemanden, der sich um sie kümmerte, und die Rolle konnte ich nicht übernehmen.«
»Ich muss alles über sie wissen, was Sie mir erzählen können«, sagte ich eindringlich. »Alles über ihre Herkunft , ihre Familie.
Alles, was helfen könnte, die Leiche zu identifizieren oder aber Claire Rawley als Opfer auszuschließen. Selbstverständlich werde ich mich auch an die Universität wenden.«
»Die traurige Wahrheit ist, Dr. Scarpetta«, sagte er zu mir, »dass ich eigentlich kaum etwas über sie weiß. Unsere Beziehung war hauptsächlich sexuell, wenn ich sie auch mit Geld unterstützt und ihr bei ihren Problemen zu helfen versucht habe, so gut ich konnte. Sie war mir nicht gleichgültig.« Er machte eine Pause.
»Doch es war nie etwas Ernsthaftes, jedenfalls nicht von meiner Seite aus. Ich meine, eine Heirat kam nicht in Betracht.«
Er musste das nicht weiter erläutern. Sparkes hatte Macht. Er verströmte sie und hatte von jeher fast jede Frau bekommen, die er hatte haben wollen. Doch ich verspürte jetzt keinerlei Drang, das zu verurteilen.
»Es tut mir Leid«, sagte er und stand auf. »Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass sie mehr oder minder eine gescheiterte Künstlerin war. Eine Möchtegern-Schauspielerin, die ihre Zeit überwiegend mit Surfen und Strandlaufen verbrachte. Und nachdem ich eine Zeit lang mit ihr zusammen gewesen war, ging mir auf, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Dieser Mangel an Motivation, ihre ganze Art zu handeln - manchmal war sie geradezu sprunghaft, dann wieder schien ihr jeder Antrieb zu fehlen.«
»War Alkoholmissbrauch im Spiel?«
»Kein chronischer. Er hat zu viel Kalorien.«
»Drogen?«
»Das war's, was ich zu vermuten begann. Und ic h konnte mir nicht leisten, damit in Berührung zu kommen. Ich weiß es nicht.«
»Sie müssen mir ihren Namen buchstabieren«, sagte ich.
»Bevor Sie wieder abziehen«, schaltete Marino sich ein, und ich erkannte eine aggressive Schärfe in seinem Tonfall, »sind Sie sicher, dass dies nicht so eine Art Selbstmörder-Attentat gewesen sein könnte? Sie vernichtet alles, was Ihnen gehört, und geht gleichzeitig selbst in Flammen auf? Sind Sie sicher, dass sie keinen Grund dazu hatte, so etwas zu tun, Mr. Sparkes?«
»So wie es aussieht, gibt es überhaupt nichts, dessen ich sicher sein könnte«, antwortete Sparkes und blieb nahe dem offenen Scheunentor stehen.
Marino stand ebenfalls auf.
»Tja, das reimt sich alles nicht recht zusammen, nichts für ungut«, sagte Marino. »Und dann muss ich die Belege für Ihre London-Reise sehen. Und für den Dulles Airport. Und außerdem weiß ich, dass das ATF zu gern Näheres über Ihren Keller voller Bourbon und automatischer Waffen wüsste.«
»Ich sammle Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg, und sie sind alle registriert und legal«, sagte er mühsam beherrscht. »Den Bourbon habe ich von einer Brennerei in Kentucky gekauft, die vor fünf Jahren dichtgemacht hat. Sie hätten ihn mir nicht verkaufen dürfen, und ich hätte ihn nicht kaufen sollen. Doch sei's drum.«
»Ich glaube, das ATF hat größere Sorgen als Ihre Bourbonfässer«, sagte Marino. »Wenn Sie mir also diese Belege aushändigen könnten, würde ich das zu schätzen wissen.«
»Kommt als Nächstes eine Leibesvisitation, Captain?« Sparkes' Blick war hart.
Marino starrte zurück, während die Guineahühner vorbeizuckten wie Breakdancer.
»Sie können sich mit meinem
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