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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Anwalt in Verbindung setzen«, sagte Sparkes. »Und dann werde ich Ihnen gern behilflich sein.«
    »Marino«, ich merkte, es war an der Zeit, dass ich mich einschaltete, »wenn Sie mich eine Minute mit Mr. Sparkes allein lassen würden?«
    Marino war verblüfft und ziemlich sauer. Ohne ein weiteres Wort stiefelte er davon, und mehrere Hühner zuckelten hinterher. Sparkes und ich standen einander gegenüber. Er war ein beeindruckend gut aussehender Mann, groß und schlank, mit dichtem, grauem Haar. Seine Augen waren pechschwarz, seine Züge aristokratisch. Er hatte eine gerade Jeffersonsche Nase, und seine dunkle Haut war so glatt wie die eines Mannes, der nur halb so alt war wie er. Seine Art, die Reitpeitsche zu umklammern, schien seiner Stimmung zu entsprechen. Kenneth Sparkes war zur Gewalt fähig, hatte ihr jedoch niemals nachgegeben, jedenfalls soweit ich wüsste.
    »Also schön. Was wollen Sie mir sagen?«, fragte er argwöhnisch.
    »Ich wollte nur sichergehen, dass unsere Differenzen in der Vergangenheit .«
    Er schüttelte den Kopf und ließ mich nicht ausreden.
    »Was vergangen ist, ist vergangen«, sagte er knapp.
    »Nein, Kenneth, ist es nicht. Und Sie sollen wissen, dass ich Ihnen gegenüber keine bösen Gefühle hege«, erwiderte ich. »Das, was jetzt geschieht, hat damit nichts zu tun.«
    Als er noch aktiver an der Herausgabe seiner Zeitungen beteiligt gewesen war, hatte er mich im Grunde des Rassismus bezichtigt, als ich Statistiken über Schwarze
    gegen-Schwarze-Mordtaten veröffentlicht hatte. Ich hatte die Bürger darüber aufgeklärt, wie viele dieser Gewalttaten mit Drogen oder Prostitution zusammenhingen oder einfach nur mit dem schieren Hass eines Schwarzen gegen einen anderen.
    Seine eigenen Reporter hatten mehrere meiner Äußerungen aus dem Kontext gerissen und den Rest verdreht, und am Ende des Tages hatte Sparkes mich in sein pompöses Downtown-Büro beordert. Ich würde niemals vergessen, wie ich in sein Mahagoniambiente voll von Blumensträußen und Kolonialmöbeln und -lampen geführt worden war. Er hatte mir befohlen, als wäre er dazu berechtigt gewesen, künftig mehr Einfühlungsvermögen gegenüber de n Schwarzamerikanern an den Tag zu legen und meine bigotten pseudoprofessionellen Behauptungen öffentlich zu widerrufen. Als ich ihn jetzt ansah, mit seinem verschwitzten Gesicht und dem Mist an den Stiefeln, hatte ich nicht das Gefühl, mit demselben arroganten Menschen zu sprechen. Seine Hände zitterten, seine stolze Haltung schien zu zerbrechen.
    »Werden Sie mich wissen lassen, was Sie herausfinden?« fragte er hoch erhobenen Hauptes, während ihm die Tränen in die Augen stiegen.
    »Ich werde Ihnen alles sagen, was ich kann«, versprach ich ausweichend.
    »Ich möchte nur wissen, ob sie es ist und dass sie nicht gelitten hat«, sagte er.
    »Die meisten Menschen, die im Feuer umkommen, leiden nicht.
    Das Kohlenmonoxid macht sie bewusstlos, ehe die Flammen sie erreichen. Gewöhnlich ist dieser Tod friedlich und schmerzlos.«
    »Gott sei Dank.«
    Er blickte zum Himmel empor.
    »Herrgott, ich danke dir«, murmelte er.

5
     
    Ich kehrte an jenem Abend rechtzeitig zum Essen nach Hause zurück, ohne Lust zu kochen. Benton hatte drei Nachrichten hinterlassen, und ich hatte noch auf keine einzige geantwortet.
    Ich fühlte mich seltsam. Ich hatte zwar das merkwürdige Gefühl nahenden Unheils, zugleich war mir jedoch seltsam leicht ums Herz, ein Gefühl, das mich dazu trieb, mich in die Gartenarbeit zu stürzen, und so rupfte ich Unkraut und schnitt Rosen für die Küche, bis es dunkel wurde. Die Rosen, die ich wählte, waren rosa und gelb und noch kaum aufgegangen, wie Flaggen vor dem Aufziehen. In der Abenddämmerung ging ich zu einem Spaziergang hinaus und sehnte mich nach einem Hund. Eine Weile war meine Phantasie damit beschäftigt, sich auszumalen, welchen Hund ich wohl nehmen würde, wenn das für mich möglich und praktisch gewesen wäre.
    Ich entschied mich für einen pensionierten Greyhound, der von der Rennbahn und vor der sicheren Einschläferung gerettet werden würde.
    Natürlich war mein Leben viel zu unruhig, als dass ich mir ein Haustier hätte halten können. So weit war ich mit meinen Überlegungen gediehen, als einer meiner Nachbarn aus seinem prachtvollen Haus herauskam, um mit seinem kleinen, weißen Hund spazieren zu gehen.
    »Guten Abend, Dr. Scarpetta«, sagte der Nachbar mit einem düsteren Gesichtsausdruck. »Wie lange sind Sie denn diesmal in der

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