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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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sagte ich aus purer Lust am Widerspruch.
    Jetzt schwang doch eine Spur Ungeduld in ihrer Stimme mit. »Vic, du weißt doch, wie so etwas läuft. Fünfhundert, wenn man als Sponsor im Wahlprogramm stehen will. Für zweihundertfünfzig wird man als Sympathisant genannt. Für hundert gibt es eine Einladung.«
    »Tut mir leid, Marissa. Das ist nicht meine Gewichtsklasse. Und ich bin sowieso kein großer Fan von Boots.« Er hieß eigentlich Donnel – den Spitznamen Boots hat er 1972 erworben, als die Reformer glaubten, sie könnten Daleys Leute verdrängen. Sie hatten eine arme ernsthafte Null aufgestellt, an deren Namen ich mich schon nicht mehr erinnere. Der Wahlslogan war: »Give Meagher the Boot. Einen Tritt für Meagher.« Als Daleys Einfluß dafür sorgte, daß Chicagos großer Mann mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt wurde, hatten seine Wahlhelfer, als er bei der Siegesparty in Bismarck auftrat, »Boots, Boots, Boots« gebrüllt, und seither wurde er nicht anders genannt.
    Marissa sagte ernsthaft: »Vic, wir brauchen mehr Frauen bei der Kampagne. Sonst sieht es so aus, als hätte sich Roz von Boots kaufen lassen, und wir verlieren eine Menge von unserer Basis. Auch wenn du keine Pflichtverteidigerin mehr bist, bei den Frauen hier zählt dein Name immer noch.«
    Um eine lange Geschichte kurz zu machen, sie schmeichelte mir, warb mit Roz Fuentes’ Eintreten für die freie Entscheidung der Frau und weckte zuletzt mein schlechtes Gewissen darüber, daß ich mich so lange aus politischen Aktivitäten herausgehalten hatte. So schaffte sie es, mich als Sympathisantin anzuheuern. Und schließlich strahlte mir ja von meinem Schreibtisch ein Scheck über zweitausend Dollar entgegen.
    Der dicke weiße Umschlag enthielt die Einladung, ein Exemplar des Wahlprogramms und einen Rückumschlag für meine zweihundertfünfzig Dollar. Auf das Programm hatte Marissa in ihrer riesigen Schulmädchenschrift gekritzelt: »Freue mich
wirklich
darauf, Dich wiederzusehen.«
    Ich blätterte in der Broschüre, schaute die Liste der Sponsoren und Sympathisanten durch. Nachdem er sich bereit erklärt hatte, die Spendenparty zu geben, hatte Boots alle rechtschaffenen Demokraten aufgeboten. Vielleicht war auch das Marissas Werk. Seitenlang tummelten sich Richter, Abgeordnete, Senatoren und Direktoren großer Firmen. Irgendwo am Ende der Sympathisantenliste stand mein Name. Aus irgendeinem alten Jahrbuch, wenn nicht aus einer Abschrift meiner Geburtsurkunde mußte Marissa meinen zweiten Vornamen ausgegraben haben. Als ich tatsächlich »Iphigenia« las, war ich versucht, sie anzurufen und meine Unterstützung zurückzuziehen – schließlich habe ich viel Mühe darauf verwandt, die hirnrissige Anwandlung meiner Mutter, als sie mich taufen ließ, als Familiengeheimnis zu wahren.
    Das Spektakel sollte am Sonntag steigen. Ich schaute auf die Uhr – Viertel nach sieben. Ich konnte Marissa anrufen und es trotzdem noch rechtzeitig zu Visible Treasures schaffen.
    Trotz der späten Stunde war sie noch im Büro. Sie gab sich Mühe, erfreut zu klingen, es gelang ihr aber nicht ganz – Marissa kann mich besser leiden, wenn ich ihr einen Gefallen tun soll.
    »Klappt es am Sonntag, Vic?«
    »Da kannst du drauf wetten«, sagte ich mit Schwung. »Was ziehen wir denn an? Jeans oder Abendkleider?«
    Sie entspannte sich. »Ach, es ist ganz zwanglos – ein Barbecue, weißt du. Ich ziehe vermutlich ein Kleid an, aber Jeans sind in Ordnung.«
    »Kommt Rosty? Du hast gesagt, das wäre möglich.«
    »Nein. Aber die Leiterin seines Büros in Chicago kommt. Cindy Mathiessen.«
    »Toll.« Ich bemühte mich, wie ein Cheerleader zu klingen. »Ich möchte mit ihr über die Presidential Towers sprechen.«
    Marissas Stimme klang sofort wieder vorsichtig, als sie sich erkundigte, was mir ausgerechnet an diesem Thema liege.
    »Es geht um die kleinen Pensionen«, sagte ich ernst. »Als sie die Häuser abgerissen haben, um die Towers hinzustellen, sind etwa achttausend vermietete Zimmer verlorengegangen. Weißt du, ich habe eine Tante …« Und ich erklärte ihr die Geschichte mit Elena und dem Brand. »Ich bin nicht besonders gut zu sprechen auf Boots, Rosty oder die anderen Demokraten, weil ich kein Zimmer für sie finden kann. Aber ich bin mir sicher, wenn ich mit – wie heißt sie gleich noch? Cindy? – wenn ich mit Cindy spreche, kann sie mir sicher helfen.«
    Mir kam es so vor, als halle das Telefon vom Wirbel der Rädchen wider, die in Marissas Kopf rotierten.

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