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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hatte einen stumpfen Silberschimmer, ein Steingrau, das man im Sommer nicht zu sehen bekommt. Auch wenn sich sonst nichts an der Landschaft verändert, kann man die Jahreszeiten an der Farbe des Sees unterscheiden. Wenn es ruhig ist, wirkt das Wasser unendlich lockend, will einen tragen, streicheln, bis man eingeschlafen ist, als gäbe es keine kalte Tiefe, keinen plötzlichen wilden Wellenstoß, der einen hilflos gegen die Klippen schleudert.
    Hilflosigkeit fürchtete ich wirklich. Ein Leben wie es Elena führte, herumgeworfen ohne Bojen im Fahrwasser. Oder mein eigenes Leben in den letzten Tagen, indem ich vorsichtig am Rand des Damms herumwatete, aber mich nicht traute, einzutauchen. So wartete ich zum Beispiel ab, was Ralph MacDonald mir zu sagen hatte. Ich wußte nicht, ob ich das aus Angst vor ihm tat, aus Angst vor seinen verhüllten Drohungen. Vielleicht war ich nach den letzten Eskapaden meiner Tante so angeschlagen, daß ich keine Energie mehr für meine Angelegenheiten übrig hatte. Jedenfalls war das ein Gedanke, der mein Ego wieder aufbaute.
    Es war jedoch nötig, daß ich meinen Widerwillen überwand und mich um Elenas Probleme kümmerte. Es war weder ihr noch Furey gegenüber anständig, das einfach ihm zu überlassen. Zumindest konnte ich Zerlina noch einmal aufsuchen und sie fragen, ob sie sich an jemanden erinnerte, der Elena aufnehmen würde. Bei dieser Aussicht ließ ich die Schultern hängen.
    Ich konnte am Zentralrevier Station machen und Finchley fragen, ob er das Armband kannte – und herausfinden, ob Furey etwas über Elena erfahren hatte. Falls nicht, würde ich am Morgen eine eigene Suchaktion organisieren, vielleicht die Streeter Brothers einschalten. Und ich konnte Roz besuchen – es war an der Zeit, daß ich Ralph MacDonald gegenüber in die Offensive ging. Ganz gleich, ob er persönlich etwas mit dem Brand zu tun hatte oder nicht, er hatte etwas vor; ich hatte dem zu lange untätig zugesehen.
    Ich stand unvermittelt auf und rief den Hund. Peppy war in drei mühelosen Sätzen oben und tanzte eifrig herum. Als sie sah, daß wir, statt ans Ufer zurückzukehren, zum Auto gingen, sackte ihr der Schwanz zwischen die Beine, und sie schleppte sich vorwärts wie ein Bild des Jammers.
    Auch der Chevy schleppte sich ziemlich jämmerlich vorwärts. Ich hatte Kühlwasser nachgefüllt, den Ölstand überprüft und mir Zündkerzen und Lichtmaschine angeschaut, als verstünde ich etwas davon. Morgen mußte ich mir die Zeit nehmen, ihn in die Werkstatt zu bringen. Und Geld verdienen, damit ich die Reparatur bezahlen und mir in der Zwischenzeit einen Leihwagen nehmen konnte.
    »Beweg dich weiter«, befahl ich dem Motor.
    Die Spitzengeschwindigkeit, die er mir an diesem Nachmittag erlaubte, war fünfundfünfzig. Ich mußte mich an Nebenstraßen halten, verärgerte Autofahrer hinter mir, wenn ich unter dreißig blieb. Ich brauchte über eine halbe Stunde bis zum Zentralrevier.
    »Ich mache zuerst hier Station, weil Finchley später nicht mehr da ist«, erklärte ich Peppy, für den Fall, daß sie mich einen Feigling nannte. »Ich habe immer noch vor, Roz zu besuchen.«
    Ich ging durch den Eingang an der State Street. Hätte ich den direkten Eingang zum Revier benutzt, hätte ich dem Diensthabenden an der Pforte erklären müssen, was ich wollte. Natürlich ist auch der Eingang State Street bewacht, aber der Polizist dort war viel leichter zu überreden als der Sergeant am Schreibtisch – allein deshalb, weil jenem mein Nachname etwas sagte. Er hatte meinen Dad vor vielen Jahren gekannt, wir konnten kurz über ihn plaudern.
    »Ich war damals ja noch ein Grünschnabel, aber Tony hat sich immer um die jungen Polizisten gekümmert. Daran habe ich mich immer erinnert, und ich versuche, das für die neuen Jungs auch zu tun. Und natürlich auch für die Mädchen. Ach ja. Sie wollen zum Lieutenant, nicht herumstehen und in Erinnerungen schwelgen. Sie wissen, wo sein Büro ist, nicht wahr?«
    »Ja, ich war schon hundertmal dort. Sie brauchen nicht anzurufen.«
    Bobbys Team war im zweiten Stock auf der Südseite des Gebäudes untergebracht. Die Detectives arbeiteten an durch hüfthohe Raumteiler voneinander getrennten Schreibtischen, während die Uniformierten im nicht abgeteilten Bereich ganz vorn an Gemeinschaftsschreibtischen saßen. Bobby führte das Kommando von einem winzigen Büro in der Südostecke aus.
    Terry Finchley schrieb einen Bericht, hackte auf einer Schreibmaschine herum, die fast so alt war wie

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