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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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an der Szene, wie Wunsch und Grasso die Köpfe mit Furey und den beiden Männern von Alma Mejicana zusammensteckten, machte meinem Verstand zu schaffen. Wenn ich nicht so müde, wenn Velma nicht so feindlich gewesen wäre, dann wäre ich darauf gekommen. Schmidt hatte Roz gewarnt, weil er mit Wunsch und Grasso gesprochen hatte. Sie hingen alle miteinander zusammen, Wunsch und Grasso, Alma, Farmworks. Und Farmworks war durch Rita Donnellys Tochter Star mit Seligman verbunden. Hieß das, daß Wunsch und Grasso etwas mit der Brandstiftung zu tun hatten? Mir drehte sich der Kopf.
    »Wir warten, Vic.« Velmas kalte Stimme unterbrach meine nervösen Überlegungen. »Oder wollen Sie Ihre Geschichte aufmotzen, damit sie glaubwürdiger wirkt?«
    Ich lächelte bitter. »Ich fasse mich kurz. Und glauben Sie, was Sie wollen, aber es kommt gleich noch schlimmer. Bis vor zwei Jahren hat Alma Mejicana im Baugeschäft so gut wie keine Rolle gespielt. Sie haben zwei Klagen gegen das County eingereicht, behauptet, sie würden bei der Vergabe von Aufträgen diskriminiert. Aber sie waren genaugenommen ein Winzling in der Branche – Parkplätze, ein paar Trottoirs, solche Sachen. Sie waren nicht groß genug für die Projekte, für die sie Angebote machten.
    Und jetzt der Knüller. Plötzlich haben sie die Klagen zurückgezogen, und durch einen merkwürdigen Zufall kriegen sie ein Stück vom Kuchen am Dan Ryan. Wenn man an diesem Tisch mitspielen will, braucht man eine dicke Brieftasche. Woher bekommen sie die Ausrüstung und den Sachverstand?
    Roz ist Teilhaberin bei Alma Mejicana. Bei diesem Teil der Geschichte kann ich nur Vermutungen anstellen«– ich ignorierte, daß Velma explodierend dazwischenging. »Ich weiß nicht, ob sie zu Boots gegangen oder er zu ihr gekommen ist. Aber sein Anhang bei den Hispanics ist stark abgebröckelt. Sie unterstützen Solomon Hayes, damit er Boots als Vorsitzenden im County-Rat ablöst. Solange sie Hayes wählen und die Schwarzen einen eigenen Kandidaten haben, kann Meagher es mit knapper Not schaffen. Aber neuerdings sieht es danach aus, als ob die alte Washingtoner Koalition wieder aktiv wird. Und wenn die Hispanics sich mit den Schwarzen auf einen schwarzen Kandidaten einigen, kann Boots seinen vierzig Jahren Macht und Einfluß einen Abschiedskuß geben.«
    Velma murmelte zu meiner Rechten vor sich hin, aber Camellia Maldonado saß mit einem Ausdruck eisiger Fassung da, etwa so, wie eine edwardianische Dame einen Betrunkenen in ihrem Salon beobachtet haben mag.
    Loren Richter klopfte mit dem Bleistift gegen das Stuhlbein. »Das ist nichts Neues. Und es ist auch kein Verbrechen.«
    »Natürlich nicht«, stimmte ich ihm zu. »Koalitionen, wechselnde Loyalitäten, so heißt das Spiel. Aber Boots ist noch nicht dazu bereit, die Jetons abzugeben. Sagen wir also, daß er zu Roz gegangen ist. Wenn er sie auf seine Liste setzt, bringt sie ihm Humboldt Park und Pilsen – dort ist sie Gold wert. Er revanchiert sich, indem er dafür sorgt, daß Alma von den County-Aufträgen ein großes Stück abbekommt. Sie ziehen die Diskriminierungsklage zurück, tun sich mit einer Scheinfirma zusammen, Wunsch und Grasso führt den Auftrag aus und wird am Gewinn beteiligt, und alle sind zufrieden. Alma tut am Ryan keinen Strich – ich war dort und habe es gesehen. Sie haben den Auftrag bekommen, sie leisten Zahlungen an eine Scheinfirma und leihen sich die Maschinen und das Personal von Wunsch und Grasso aus.«
    »Dafür haben Sie keine Beweise, keinen einzigen. Das ist rein erfunden«, sagte Camellia Maldonado hitzig. »Was Velma auch über Sie gesagt hat, Sie sind ja noch zehnmal schlimmer.«
    Ich stand auf. »Ich bleibe nicht hier und streite mich mit Ihnen herum. Ich bin hundemüde. Ich wollte Roz nur eine Chance geben, etwas dazu zu sagen, ehe ich zur Presse gehe. Bloß eines daran verstehe ich nicht.«
    »Bloß eines?« fauchte Velma. »Ich habe geglaubt, Sie verstehen das ganze Universum, Warshawski.«
    Ich ignorierte sie. »Ich weiß nicht, warum Roz geglaubt hat, eine solche Geschichte könnte ihren Wahlchancen schaden. Das ist doch die übliche Geschäftspraxis in dieser unserer Stadt. Wenn die Geschichte schließlich rauskommt, werden die alten Kameraden einen gemeinsamen Seufzer der Erleichterung darüber von sich geben, daß sie kein radikaler Hitzkopf, sondern schließlich doch eine von ihnen ist.«
    Ich machte kehrt, hörte nicht hin, als die drei mich anschrien. Camellia rannte auf Bleistiftabsätzen zur

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