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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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geschwächt, daß ich sie nicht dazu bewegen konnte, das Auto wegzuschieben.
    Ich lehnte die Stirn gegen das Autodach. Jemand auf der anderen Straßenseite stimmte in die Kakophonie auf der Racine Avenue ein. Ich ignorierte ihn samt allen anderen, bis ich schließlich durch den Verkehrslärm hindurch meinen Namen hörte.
    »Vic! Vic! Brauchen Sie Hilfe?«
    Es war Rick York, Vinnies Freund, am Steuer eines VW. Ich rannte durch den Verkehr, um ihm meine Notlage zu schildern. Vinnie saß mit betont abgewandtem Kopf auf dem Beifahrersitz – er war eindeutig der Meinung, Rick hätte sich nicht solche Mühe geben sollen, mich auf ihn aufmerksam zu machen.
    »Glauben Sie, Sie könnten mich schieben? Wenn ich das Auto vor das Haus bringe, kann ich es morgen holen lassen.«
    »Klar, ich wende gleich«, sagte Rick im selben Augenblick, in dem Vinnie verkündete, sie kämen zu spät, wenn sie noch länger herumtrödelten.
    »Ach, sei doch kein Arschloch, Vinnie. Das dauert doch nur fünf Minuten.«
    Ich sprintete zum Chevy zurück, fühlte mich schon durch das bloße Hilfsangebot frischer und wartete, bis Rick sich hinter mich schob. Peppy gefiel diese neue Entwicklung überhaupt nicht. Sie stellte das Bellen ein, sprang jaulend auf den Rücksitz und ließ sich dann wieder auf den Beifahrersitz fallen. Ich löste ihr Halsband, damit sie sich nicht erdrosseln konnte, aber sie sprang so viel herum, daß es schwierig für mich war, an den Kreuzungen auf den Verkehr zu achten.
    Ich rollte im Leerlauf auf einen Parkplatz dem Haus gegenüber. Rick tippte zweimal auf die Hupe und fuhr ab, ohne meinen Dank abzuwarten. Am Morgen würde ich seine Adresse herausfinden und ihm eine Flasche Champagner schicken lassen. Seine Freundlichkeit gab mir so viel Auftrieb, daß es mir gelang, mit Peppy zum Binnenhafen zurückzulaufen, um sie zu trösten.
    Als ich sie schließlich zu Mr. Contreras zurückbrachte, war es nach acht. Er war außer sich: »Ganz davon zu schweigen, daß ich nicht gewußt habe, ob Sie lebendig oder tot sind. Ich habe nicht einmal gewußt, wo ich Sie suchen und Ihnen aus der Patsche helfen sollte. Und sagen Sie ja nicht, daß Sie meine Hilfe nicht brauchen. Wo wären Sie, wenn ich letztes Jahr nicht gewußt hätte, wo ich nach Ihnen suchen muß? Und wenn Sie mich nicht brauchen, könnten Sie wenigstens etwas Rücksicht auf die Prinzessin nehmen. Und wenn Leute kommen, die Sie besuchen wollen, was soll ich denen sagen?«
    Ich ignorierte den größten Teil seiner Schmährede. »Sagen Sie doch einfach, daß ich ein geheimnistuerisches Miststück bin, weil ich Ihnen nicht jeden Tag einen Ausdruck meines Terminkalenders gebe. Wer wollte mich besuchen?«
    »Zwei Kerle. Sie haben ihre Namen nicht genannt – haben nur gesagt, sie kommen später wieder.«
    Obwohl er das Gegenteil behauptete, konnte mein Nachbar jeden Mann identifizieren, der mich in den letzten drei Jahren besucht hatte. Wenn er die Kerle nicht kannte, waren es tatsächlich Fremde.
    »Vermutlich Zeugen Jehovas. Wieso haben Sie sie hereingelassen? Haben Sie bei Ihnen geklingelt?«
    »Ja, sie haben gesagt, sie hätten sich im Stockwerk geirrt.«
    »Und in der Hausseite auch?« fragte ich liebenswürdig. »Sind sie gegangen oder noch oben?«
    Seine Tirade schlug rasch in Bedauern um. »Mein Gott, Engelchen, kein Wunder, daß Sie mir Ihre Geheimnisse nicht anvertrauen wollen. Ich bin auf den ältesten Trick der Welt hereingefallen. Sie sind gegangen, aber was ist, wenn jemand anders sie hereingelassen hat? Dieser Vinnie da drüben oder Miss Gabrielsen oben?«
    Berit Gabrielsen, die auf der anderen Seite meines Stocks wohnte, war noch in dem Cottage in Nordmichigan, in dem sie die Sommer verbrachte. Mr. Contreras wollte nichts darüber hören und bestand darauf, mich in sein Wohnzimmer zu führen, während er mit dem Hund nach oben ging, um nach dem Rechten zu sehen. Er wollte meine Schlüssel, aber ich weigerte mich.
    »Sie sehen es bestimmt, wenn an den Schlössern herumhantiert worden ist. Wenn die Kerle überhaupt da sind, ist es wahrscheinlicher, daß sie draußen warten. Und falls sie noch da sind, möchte ich nicht, daß Sie ihnen in die Arme laufen. Ich habe nicht die Energie, Sie ins Krankenhaus zu bringen. Außerdem ist mein Auto kaputt.«
    Er war zu aufgeregt, als daß er auf mich gehört hätte. Wenn ich geglaubt hätte, es bestehe wirklich Gefahr, wäre ich mit ihm gegangen, aber falls MacDonald meine Besucher geschickt hatte, kamen sie bestimmt nicht

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