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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wirklich schnell herum«, sagte ich leichthin, aber ich spürte, wie ich mich vor Ärger verspannte – ich kann es nicht ausstehen, wenn mein Tun überwacht wird. »Woher weiß Ernie das, und was geht’s ihn an?«
    Ernie Wunsch und Ron Grasso waren wie Michael in North West Side aufgewachsen. Daß sie als Teenager und junge Männer gelegentlich für Politiker gearbeitet hatten, war nicht ihr Schade gewesen, als sie sich nach dem College entschlossen, in die Baufirma von Ernies Vater einzutreten. Diese Firma gehörte nicht zu den ganz Großen, aber man sah auf Baustellen immer häufiger Zementlaster mit den roten und grünen Streifen von Wunsch & Grasso. Ihr größter Coup bisher war der Zuschlag für den Rapelec-Gebäudekomplex, ein Zentrum aus Büros und Eigentumswohnungen, das bei der Gold Coast gebaut wurde.
    »Ich habe befürchtet, daß du das in den falschen Hals kriegst«, sagte Michael kläglich. »Es geht Ernie nichts an. Er weiß es, weil er und sein Vater im Lauf der Jahre ein gutes Stück Arbeit für das County geleistet haben. Deshalb wird er natürlich zu allen Spendenpartys eingeladen. Du weißt doch, wie das in Chicago ist, Vic, wenn du mit der Stadt oder dem County Geschäfte machst, mußt du dich auch ein bißchen erkenntlich zeigen.«
    Ich wußte, wie das war.
    »Also haben sie das Programm natürlich im voraus gekriegt. Und Ernie weiß, daß du und ich – na ja, befreundet sind. Also hat er es erwähnt. Das ist wirklich nichts, worüber du dich aufregen mußt.«
    »Nein«, sagte ich sanft und entgegenkommend. »Es überrascht mich bloß, wenn zwei Teile meines Lebens, die nichts miteinander zu tun haben, sich plötzlich verflechten.«
    »Kenne das Gefühl«, sagte er. »Ich hab mich gefragt, ob ich mit dir hingehen könnte. Vielleicht werde ich auch selber eingeladen, weil die Jungs so viele Opfer wie möglich rankarren. Wenn du dort bist …«
    »Laß mich darüber nachdenken«, sagte ich nach einer Pause, die zu lang war, als daß sie noch für höflich gelten konnte. »Obwohl – hör mal, ich frage mich, ob du nicht etwas für mich tun könntest.« Ich erzählte ihm von Elena. »Ich weiß nicht viel über sie – wo sie sich herumtreiben könnte. Und auch wenn ich nicht will, daß sie bei mir wohnt, mache ich mir doch Sorgen. Ich möchte sicher sein, daß ihr nichts fehlt, ganz gleich, wo sie ist.«
    »Heiland, Vic, du verlangst auch gar nichts, was? Du weißt verflucht genau, daß ich nicht ohne guten Grund bei den Verkehrsbetrieben rumfragen kann. Wenn ich Linien überprüfe und mit Fahrern rede, steht die Gewerkschaft eine Stunde später bei Onkel Bobby vor dem Schreibtisch und will mich am Arsch kriegen.«
    »Vielleicht sollte ich Bobby morgen früh anrufen und mit ihm darüber sprechen.« Bobby Mallory war nicht nur Michaels Patenonkel, er war auch der Schützling meines Vaters und sein bester Freund bei der Polizei gewesen. Vielleicht suchte er Tony zuliebe nach Elena – daß er es mir zuliebe tat, erwartete ich nicht.
    »Nein, laß das«, sagte Michael hastig. »Ich sag dir was, ich geb’s an die Streifenpolizisten auf der Madison Avenue und in der Near South Side weiter. Die sollen die Augen offenhalten und mich anrufen, wenn sie Elena sehen.«
    »Ich will nicht, daß sie schikaniert wird«, warnte ich ihn.
    »Bleib friedlich, Vic. Ich bin die Diskretion in Person.«
    »Richtig. Und ich bin die Königin von Saba.«
    Er lachte. »Wenn ich mich drum kümmere, nimmst du mich also am Sonntag mit zu Boots?«
    »So in der Richtung«, sagte ich und wurde wider Willen rot.
    »Ich müßte dich einbuchten. Versuchte Bestechung eines Polizisten.« Da war ein Grollen, aber der Ton war gutmütig; er versprach, mich morgen anzurufen, falls sich etwas ergeben habe. Er schlug vor, daß wir uns am Sonntag um drei träfen, er kenne den Weg, also wolle er fahren. Ich sagte, ich führe mit meinem Auto hinter ihm her – ich wollte nicht bis Mitternacht auf Boots Meaghers Farm herumhängen, während Michael mit alten Kumpeln Erinnerungen auffrischte.
    Als wir auflegten, war mein Kotelett kalt geworden und die glasierte Weinsauce hatte eine Haut. Ich war zu müde, das Essen heute abend noch einmal warm zu machen, stellte den Teller in den Kühlschrank, fiel ins Bett und verbrachte die Nacht mit beklemmenden Träumen, in denen ich auf Elenas Spur durch Chicago jagte und sie immer genau dann verpaßte, wenn sie auf der Diversey Avenue in den Bus Richtung Osten stieg.

5 Prachtzimmer
    Nach meinem

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