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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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sollten ein bißchen rücksichtsvoller sein, Engelchen – für Leute, die zur Arbeit müssen, ist es gar nicht schön, wenn die mitten in der Nacht aus dem Bett geholt werden.«
    »Stimmt.« Ich strahlte ihn an. »Und ganz gleich, was hier öffentliche Meinung ist, ich gehöre auch zur arbeitenden Bevölkerung. Und glauben Sie mir, ich hab nicht mehr Lust, um drei Uhr morgens aus dem Bett zu steigen als Sie.«
    Elena legte ihr herzlichstes Lächeln auf und hielt Mr. Contreras die Hand hin wie Prinzessin Diana, die einen Soldaten begrüßt. »Elena Warshawski«, sagte sie. »Hocherfreut, Sie kennenzulernen. Die Kleine ist meine Nichte, und sie ist die hübscheste und liebste Nichte, die eine Frau sich wünschen kann.«
    Mr. Contreras schüttelte ihr die Hand und blinzelte sie an wie eine Eule, der man mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchtet. »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte er mechanisch, wenn auch nicht sonderlich begeistert. »Hören Sie, Engelchen, Sie sollten die Dame – Ihre Tante, sagen Sie? –, Sie sollten sie zu Bett bringen. Sie ist nicht ganz in Hochform.«
    Der bittere Hefegestank war auch ihm in die Nase gestiegen. »Ja, genau das mach ich jetzt. Komm schon, Elena. Gehen wir nach oben. Der Bettzipfel ruft.«
    Mr. Contreras wandte sich seiner Wohnung zu. Der Hund war verärgert – wenn wir alle hier schon ein Fest feierten, wollte er auch dabeisein.
    »Das war gar nicht höflich von ihm«, schnaubte Elena, als Mr. Contreras’ Tür hinter uns zuging. »Er hat mir nicht mal seinen Namen gesagt, wo ich mich dazu überwunden und mich vorgestellt habe.«
    Sie maulte auf dem ganzen Weg die Treppe hinauf. Ich sagte gar nichts, legte ihr nur die Hand auf den Rücken, um sie in die richtige Richtung zu steuern, und schob sie weiter, als sie auf dem Treppenabsatz im ersten Stock eine Atempause einlegte.
    In meiner Wohnung hatte sie nichts Besseres zu tun, als all mein Zeug mit Ohs und Ahs zu bestaunen. Ich kümmerte mich nicht darum, stellte den kleinen Tisch beiseite, damit ich die Couch ausziehen konnte. Ich machte das Bett und zeigte ihr das Bad.
    »Jetzt hör mir zu, Elena. Du bleibst nicht länger hier als eine Nacht. Bilde dir ja nicht ein, daß ich es mir anders überlege.«
    »Aber ja doch, Baby, ja. Was ist denn aus dem Flügel deiner Ma geworden? Hast du ihn etwa verkauft, damit du dir dieses reizende kleine Klavier leisten konntest?«
    »Nein«, sagte ich kurz angebunden. Der Flügel war dem Brand zum Opfer gefallen, der in meiner Wohnung vor drei Jahren gewütet hatte. »Und glaub ja nicht, daß ich wegen deiner Schwärmerei über das Klavier vergesse, was ich gesagt habe. Ich gehe wieder zu Bett. Ob du schläfst oder nicht, ist deine Sache, aber morgen früh gehst du woandershin.«
    »Ach, mach doch kein so häßliches Gesicht, Vicki, Victoria, meine ich. Wenn du so die Stirn runzelst, ruinierst du deinen Teint. Und an wen soll ich mich denn wenden mitten in der Nacht, wenn nicht ans eigene Fleisch und Blut?«
    »Laß den Quatsch«, sagte ich schläfrig. »Dazu bin ich zu müde.«
    Ich schloß die Tür zum Flur, ohne gute Nacht zu sagen. Ich verkniff es mir, sie davor zu warnen, daß sie nach meinem Schnaps herumstöberte – falls sie ihn wirklich nötig hatte, fand sie ihn bestimmt und würde sich am nächsten Tag hundertmal bei mir dafür entschuldigen, daß sie ihr Versprechen gebrochen hatte, nicht zu trinken.
    Ich lag im Bett und konnte nicht schlafen, weil ich Elenas Anwesenheit im Nebenzimmer körperlich spürte. Ich hörte sie eine Weile herumgeistern, dann wurde der dröhnende Fernseher rücksichtsvoll heruntergedreht. Ich verfluchte meinen Onkel Peter dafür, daß er nach Kansas City gezogen war, und wünschte mir, ich wäre so schlau gewesen, nach Quebec oder Seattle oder an einen ähnlich weit entfernten Ort abzuhauen. Gegen fünf, als die Vögel mit ihrem Gezwitscher die Dämmerung ankündigten, fiel ich schließlich in unruhigen Schlaf.

2 Nachtasyl
    Um acht riß mich die Klingel abermals aus dem Schlaf. Ich zog Sweatshirt und Shorts über und wankte zur Tür. Niemand antwortete, als ich mich über die Sprechanlage meldete. Als ich aus dem Wohnzimmerfenster auf die Straße hinunterschaute, sah ich den Bankmenschen, der zur Diversey Avenue hinüberging, mit eitel federnden Schultern. Ich schnippte mit dem Daumen hinter ihm her.
    Elena hatte den Zwischenfall verschlafen, auch meine lauten Rufe in die Sprechanlage. Einen Augenblick packte auch mich der wütende Impuls des

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