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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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unruhigen Schlaf. Ich brachte mein Morgenritual schwerfällig hinter mich, fragte mich, ob ich Michael gestern abend hätte heraufbitten sollen. Würde er Elenas Mitbewohner noch mit derselben Sorgfalt befragen, nachdem ich ihm den Laufpaß gegeben hatte? Sollte ich versuchen, sie selbst auszufragen? Lag mir überhaupt etwas daran, wohin meine Tante gegangen war, ganz davon zu schweigen, warum? Als dieser letzte bittere Gedanke mir durch den Kopf ging, schämte ich mich. Wen hatte sie sonst, dem etwas an ihr lag, wenn nicht mich?
    Vielleicht Zerlina Ramsay. Ich dachte über sie nach. Natürlich waren die Beziehungen zwischen den beiden etwas sonderbar, aber vielleicht war sie jemand, den Elena für eine Freundin hielt. Ich trank eine zweite Tasse Kaffee, dann nahm ich Peppy mit zu einem abgekürzten Laufpensum am See. Als ich duschte und ein ordentliches Paar Hosen, einen beigen Pullover aus Baumwolle und ein ordentliches Jackett anzog, war es immer noch nicht neun.
    Die Strafe für frühes Aufstehen ist, daß man im Verkehr steckenbleibt. Wenn ich anständig gefrühstückt hätte, statt nur beim Anziehen eine Scheibe Toast zu essen, wäre ich genauso schnell im Krankenhaus gewesen. Und dort wartete nur eine Enttäuschung auf mich – Zerlina war am Freitag entlassen worden. Im Krankenhaus wußte niemand, wohin sie gegangen war, und wenn jemand es gewußt hätte, man durfte es mir nicht sagen.
    Ich stapfte verärgert zum Chevy zurück. Wie zum Teufel sollte ich sie finden? Ich wußte nur, daß die zweite Großmutter ihrer Enkelin Maisie genannt wurde. Cerises Freund hieß mit Vornamen Otis. Hervorragende Anhaltspunkte – ich brauchte nur jede Wohnung in Chicago abzuklappern und nach Otis oder Maisie zu fragen, und wenn Leute auf diese Namen reagierten, schnell nachfragen, ob sie eine Frau namens Zerlina kannten.
    Es war ohnehin unwahrscheinlich, daß Zerlina etwas wußte. Ich war nur zum Krankenhaus gefahren, damit ich etwas zu tun hatte. Ansonsten war es besser, wenn ich die Suche nach Elena der Polizei überließ. Sie waren dafür ausgerüstet; Michael hatte ihre Beschreibung über Funk durchgegeben. Jemand würde sie finden.
    Ich fuhr Richtung Norden zum Loop, parkte mein Auto in der Tiefgarage. Bis die Ajax mich darum bat, weiter zu ermitteln, konnte ich weitere Arbeit am Fall Indiana Arms nicht rechtfertigen. Es war Zeit, mich um meine Brotarbeit zu kümmern und Bewerbungsschreiben an kleinere und mittlere Firmen zu schicken, die meinen fachlichen Rat brauchen konnten. Nachdem ich die Briefe meiner Klienten mit den Namen ihrer Kandidaten für einen Posten im Management aus dem Büro geholt hatte, machte ich mich auf den Weg ins Daley Center.
    Aber ich ertappte mich dabei, daß ich nicht nach Informationen über die Stellenbewerber suchte, sondern Rosalyn Fuentes und ihren Vetter Luis Schmidt überprüfte. Über Roz gab es keinen Eintrag, aber Luis hatte vor ein paar Jahren mehrere Klagen eingereicht. Er hatte die Stadt verklagt, weil sie sein Angebot abgelehnt hatte, den Parkplatz am Humboldt Park Community Service Center neu zu pflastern. Er behauptete, er sei als Hispanic diskriminiert worden, zugunsten eines schwarzen Bauunternehmers, der ein Kumpel des Bürgermeisters war. Diese Klage hatte er schon 1985 eingereicht. 1987 hatte er das County mit ähnlichen Klagen überzogen, nur weil er den Auftrag, ein neues Gerichtsgebäude in Deerfield zu bauen, nicht bekommen hatte. Sein Partner, Carl Martinez, war in beiden Fällen als Nebenkläger aufgetreten. Schmidt hatte die Klage vor etwa einem halben Jahr ohne Vergleich zurückgezogen. Vielleicht hatte ihm jemand ein paar Scheinchen zugesteckt, um seine verletzten Gefühle zu besänftigen.
    Ich zuckte die Achseln. Wenn es sich so verhielt, war es nicht appetitlich, aber es war einfach zu üblich, als daß es die Art von Dynamit gewesen wäre, die Roz eine Wahl gekostet hätte. Falls es in Chicago ein Gesetz gibt, das alle befolgen, dann lautet es: »Sieh zu, wo du bleibst.« Trotzdem, wenn ich an Boots’ Party zurückdachte, kam es mir so vor, als sei es Luis gewesen, der Roz gewarnt hatte – erst nachdem er mit ihr gesprochen und auf mich gedeutet hatte, war sie zurückgekommen und hatte mit mir reden wollen.
    Ich ging nach oben und schaute in den Akten über Partnerschaften und Firmenbeteiligungen nach. Roz gehörte eine Minderheitsbeteiligung an Alma Mejicana, dem Baugeschäft ihres Vetters, aber das konnte niemand im Ernst auch nur für eine läßliche

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