Brandung des Herzens
sich auf dem Bauch aus und versuchte, nicht an die Schwester zu denken, die Caleb verloren hatte, und den Mann, den er aus Rache zu töten geschworen hatte.
Bald erkannte sie, daß Caleb recht gehabt hatte mit seinem Vorschlag, sich ins schützende Gras zu legen. Bevor er die hundert Meter zum Lager zurückgelegt hatte, war Willow bereits so warm, daß sie die Wolldecke beiseite warf. Der dünne Baumwollstoff und die Spitze ihrer Unterwäsche trockneten schnell in der direkten Sonnenbestrahlung. Innerhalb von Minuten strömte Hitze durch ihren Körper und ließ sie schläfrig werden. Willow reckte sich wohlig und lächelte aus purer Freude am Leben.
»Du siehst aus wie eine Katze, die gerade den Sahnetopf entdeckt hat«, sagte Caleb.
»Genauso fühle ich mich auch«, gestand Willow lächelnd.
Sie schlug die Augen auf, als Caleb sich neben sie kniete. Ein einziger Blick sagte ihr, daß er immer noch nackt war, wie Gott ihn erschaffen hatte, und immer noch erregt. Als ihre Blicke sich trafen, schenkte er ihr ein Lächeln, das amüsiert und bedauernd zugleich war.
»Du hast eine seltsame Wirkung auf mich«, sagte er.
»Das habe ich bemerkt.«
»Keine Angst mehr?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Verlegen?«
»Also, ich...« Aber sie war unfähig, die Röte zu leugnen, die über ihren Hals hinaufkroch.
Caleb lachte leise und strich sanft mit dem Handrücken über Willows glühende Wange. »Du wirst dich an mich gewöhnen, meine Kleine. So, wie ich mich daran gewöhnt habe, nackt in deiner Gegenwart zu sein.«
Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu.
»In gewisser Weise«, gestand er, »ist diese Art von Spiel für mich genauso neu wie für dich.«
Willow blinzelte. »Wirklich?«
Caleb zögerte einen Moment, fragte sich, wie er ihr etwas erklären sollte, von dem er nicht sicher war, ob er es selbst verstand. Willow sollte wissen, daß er in ihr zum ersten Mal eine Frau gefunden hatte, deren Sinnlichkeit seine eigene noch steigerte, während sie mit jeder Liebkosung, jedem Seufzer, jedem Kuß voneinander lernten und einer den anderen höher und höher hinaufführte zum Gipfel der Lust.
»Keine der Frauen, die ich bisher kannte, hat in mir den Wunsch geweckt, nackt mit ihr auf einer sonnigen Wiese zu sitzen«, sagte Caleb schließlich. »Ich bezweifle, ob sich eine von ihnen gewünscht hätte, nackt mit mir zusammenzusein. Nicht eine konnte mich mit einem einzigen Wort, einem Blick, einer beiläufigen Berührung hart machen.« Er gab einen verblüfften Laut von sich und fügte reumütig hinzu: »Es ist verflucht beunruhigend, wenn du die Wahrheit wissen willst. Du weckst Empfindungen in mir, von deren Existenz ich bisher noch gar nichts gewußt habe.«
»Du hast dieselbe Wirkung auf mich.«
Willows heiseres Eingeständnis erweckte in Caleb den Drang, sie wild und schonungslos zu nehmen und sie gleichzeitig zu behüten und zu beschützen. Die Macht seiner widersprüchlichen Gefühle ließ ihn einen Moment bewegungslos verharren. Dann stieß er den Atem in einem lautlosen Fluch aus, griff nach der Wolldecke und begann, Willows Haar zu trocknen. Er arbeitete schnell und dennoch behutsam, berührte sie auf die einzige Weise, die er sich selbst gestattete.
Bald breitete sich Willows Haar in einem schimmernden, seidigen Fächer über ihren Schultern aus. Die Strähnen waren längst trocken, doch Caleb fuhr unentwegt fort, mit der Bürste durch die glänzende Haarflut zu streichen, denn er genoß das Gefühl, wenn die weichen Locken durch seine Hände glitten und die empfindliche Haut zwischen seinen Fingern liebkosten.
»Du hast wundervolles Haar«, sagte er, als er schließlich die Bürste beiseite legte.
Willow seufzte und räkelte sich wohlig, bevor sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung aufsetzte und die Beine anzog. Ihr Haar knisterte vor Elektrizität und klebte an ihrem Körper, während es sich über ihren Brüsten teilte und auf ihre Hüften herabfiel. Caleb strich ihr eine Handvoll flüchtiger Strähnen aus dem Gesicht zurück. Sie küßte seine schlanken Finger, die sanft mit den goldenen Seidenfäden verwirrt waren.
»Danke.« Sie lächelte, als ihr eine Bemerkung von ihm einfiel. »Ich weiß, du verachtest die Vorstellung, aber ich denke trotzdem, du würdest eine hervorragende Zofe abgeben.«
Calebs Lächeln ließ seine weißen Zähne unter dem Schnurrbart aufblitzen. »Südstaatenlady. Mein Gott, du hast dich wirklich als Überraschung entpuppt!«
»Südstaaten stimmt nicht«, entgegnete
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