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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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streckte ihr rechtes Bein aus, bis sie rittlings auf Ishmael saß. Die Erleichterung hielt nicht lange an. Der Sattel war konstruiert worden, um asymmetrisch Gewicht zu tragen, was bedeutete, daß der Sattelknauf unmöglich plaziert war, um im Herrensitz zu reiten. Und noch schlimmer, es gab nur einen Steigbügel, um das Gewicht des Reiters auszubalancieren. Trotzdem war Willows ungünstige Haltung für Ishmael weniger belastend, als wenn seine Reiterin bei jedem Schritt auf seinem Rückgrat auf- und abgehüpft wäre.
    Dank der speziellen Konstruktion des Damensattels war diese Position für Willow aber leider keine Erleichterung. Bald hatte sie Seitenstiche von der unnatürlichen Sitzhaltung. Um ihre Gedanken von den Schwierigkeiten abzulenken, fischte sie von Zeit zu Zeit eine winzige Blechdose Bonbons aus ihrer Satteltasche und steckte sich einen der aromatischen Pfefferminzdragees in den Mund. Der Geschmack ließ sie an vergangene Sommer denken, schwül und von Blumenduft erfüllt, die Sonne ein brennender Segen an einem dunstigen, silberblauen Himmel.
    Als der Wind die Gewitterwolken endgültig vertrieben hatte, war Willow überzeugt, es könne nun nicht mehr lange bis zur Morgendämmerung dauern. Sie war sich so sicher, daß sie glaubte, sie müßten sich in der Dunkelheit irgendwie um ihre eigene Achse gedreht haben, als sie die Position des Mondes am Himmel sah. Verwirrt stützte sie sich auf den Sattelknauf und hielt Ausschau nach dem Großen Bären. Er war nicht dort, wo er bei Einbruch der Morgendämmerung hätte sein müssen. Tatsächlich war er sogar noch ein ganzes Stück von diesem Standort entfernt.
    Es dauerte noch mindestens vier Stunden, bis der Morgen anbrach. Vielleicht auch noch fünf.
    Großer Gott, will Caleb den Pferden denn niemals eine Ruhepause gönnen? dachte Willow erschöpft. Selbst die Postkutschenpferde wurden in regelmäßigen Abständen ausgetauscht, und sie hatten keine Sättel, die auf ihrer Haut scheuerten.
    Caleb zügelte Deuce unvermittelt und ließ ihn im Schritt weiterlaufen, als hätte er Willows Gedanken gelesen. Willow stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und nahm erneut eine normale Haltung im Damensattel an. Normal, aber nicht bequem. Die empfindliche Haut auf der Innenseite ihrer Schenkel war von den Knien an aufwärts wundgerieben. Der kalte, nasse Wollstoff ihres Reitkostüms störte sie mehr, als daß er sie vor der Witterung geschützt hätte.
    Nach einer Weile hielt Caleb sein Pferd an und stieg ab. Willow wartete nicht erst auf eine Aufforderung. Sie glitt in einem Gewirr nasser Stoffalten aus Ishmaels Sattel. Ihre Füße stießen dabei so hart auf den Boden auf, daß sie zusammenzuckte. Sie verschwendete jedoch keine Zeit mit Jammern, denn sie wußte nicht, wie lange die Erholungspause dauern würde.
    So schnell, wie ihre kalten, steifen Finger es erlaubten, begann Willow, Ishmael abzusatteln. Dann stellte sie den Sattel hochkant auf den feuchten Boden, drapierte die Satteldecke darüber und rieb Ishmael mit einer Handvoll Gras ab. Wärme stieg in dampfenden Schwaden vom Rücken des Hengstes auf, wo der Sattel und die Decke gelegen hatten, aber davon abgesehen zeigte er keinerlei Erschöpfungsanzeichen. Das Mondlicht enthüllte keine wunden Stellen auf seinem Rücken, und er zuckte auch nicht zurück, als Willow ihn mit energischen Bewegungen striegelte.
    »Ich bin froh, daß dich all die Meilen von West Virginia bis hierher abgehärtet haben«, sagte sie leise zu Ishmael, während sie ihn weiter versorgte. »Ich würde mich schrecklich fühlen, wenn du von meinem ungünstigen Sitz wunde Stellen hättest. Gott allein weiß, daß meine Ungeschicklichkeit mir die Haut aufscheuert. Die Postkutsche war vielleicht unbequem, aber zumindest hat sie den Regen abgehalten.«
    Seufzend dachte Willow an die lange Reise vom Mississippi bis Denver. Zum ersten Mal ging ihr auf, was für ein Luxus es gewesen war, von der Kutsche auf den Pferderücken überwechseln zu können und wieder zurück, sobald das Wetter umschlug.
    Ishmael drehte den Kopf, wieherte leise und knabberte mit den Lippen an dem kalten, feuchten Tuch von Willows Reitkostüm.
    »Nur weiter so. Friß das nutzlose Ding auf«, murmelte sie. »Ohne das Kleid bin ich bestimmt auch nicht schlechter dran als jetzt.«
    Nach einer kurzen Kostprobe verlor der Hengst jedoch das Interesse an dem Stoff.
    »Ich kann es dir nicht verübeln«, meinte Willow seufzend.
    »Sagen Sie mir nicht, Ihr vornehmer Sattel hätte

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