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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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sich nicht bei mir. Ich führe Sie in die schlimmste Nacht Ihres Lebens.« Er wandte sich ab, hielt dann inne und schaute sie über seine Schulter hinweg an. »Haben Sie nicht mal einen vernünftigen Hut oder einen Reitmantel?«
    »Ich hatte vor, mir morgen die Dinge zu kaufen, die ich noch brauche.«
    Er fluchte leise vor sich hin.
    »Mein Reitkostüm ist warm«, erklärte sie. »Es wurde für den Winter gemacht.«
    »Für den Winter in West Virginia«, erwiderte er spöttisch.
    »Wir hatten sogar Schnee dort.«
    »Wie oft, wie tief, und sind Sie den ganzen Tag im Schnee geritten?« fragte er sarkastisch.
    »Es schneit ja jetzt nicht. Es regnet nur.«
    Ohne ein Wort zog Caleb seinen Poncho aus und hielt ihn Willow hin. »Ziehen Sie ihn über.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich kann Ihnen doch unmöglich Ihren...«
    »Ich habe schon einmal gesagt, ich bin kein freundlicher Mann«, unterbrach Caleb sie in einem Ton, der einem wütenden Knurren gleichkam. »Ziehen Sie das verdammte Ding an, bevor ich Sie hineinstecke wie eine Katze in einen Sack!«
    Rebellische haselnußbraune Augen funkelten Caleb einen langen Moment an, bevor Willow den Poncho ergriff, ihn sich über den Kopf streifte und an ihrem Körper herunterzog. Das Kleidungsstück war wie eine Jacke mit Armschlitzen geschnitten und hatte wie angegossen um Calebs breite Schulter und schmale Hüften gesessen. Für Willow war es viel zu groß.
    »Gott, Sie sind wirklich ein winziges Ding«, murmelte er.
    »Ich bin einen Meter sechzig groß, und ich war das größte Mädchen in unserem Tal.«
    »Verdammt kleines Tal.«
    Caleb zog eine Lederschnur aus seiner Tasche und band damit den Poncho um Willows zierliche Taille zusammen. Dann kramte er in seinen großen Satteltaschen, bis er einen langen Wollschal gefunden hatte.
    »Beugen Sie sich herunter«, befahl er.
    Willow beugte sich zu Caleb herab. Obwohl sie im Sattel saß, brauchte sie sich nicht tief zu bücken, denn Caleb war ein ungewöhnlich großer Mann. Er wickelte den Schal sorgsam um ihren Kopf und verknotete die Enden unter ihrem Kinn. Und er versuchte krampfhaft, nicht zu lächeln bei dem Anblick, den sie bot, mit ihrer klaren Haut, den roten Lippen und seinem schiefergrauen Schal, der ihre Augen wie Rauchkristall schimmern ließ.
    Abrupt wandte Caleb sich ab und ging zu seinem eigenen Pferd. Er knüpfte eine schwere Lederweste hinter seinem Sattel los. Die Weste war wie alles andere, was er besaß - dunkel, schlicht und von erstklassiger Qualität. Zusammen mit seinem langärmligen Hemd aus dicker Wolle würde ihn die Weste vorläufig genügend wärmen. Er zog sie an, band dann die Führungsleinen der Stuten am Packsattel fest und bestieg sein großes Pferd mit der lässigen Eleganz eines Mannes, der praktisch im Sattel geboren wurde.
    »Haben Sie Handschuhe?« fragte er kurz.
    Willow nickte.
    »Ziehen Sie sie an.«
    »Mr. Black, ich...«
    Er fiel ihr ins Wort. »Versuchen Sie’s mal mit meinem Vornamen, Südstaatenlady. Wir sind hier nicht so förmlich.«
    »Mir ist schrecklich warm, Caleb.«
    Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. »Genießen Sie es, Willow. Es wird nicht lange Vorhalten.«
    Caleb trieb sein Pferd aus dem Stallgebäude hinaus in die regengepeitschte Nacht. Sein Packpferd folgte augenblicklich, obwohl es nicht durch ein Führungsseil mit dem Leitpferd verbunden war. Nach kurzem Zögern folgten auch die vier Stuten. Ishmael wieherte gedämpft, offensichtlich bekümmert über die Trennung von seinen Gefährtinnen.
    »Ist ja schon gut«, tröstete Willow den Hengst. »Alles in Ordnung, mein Junge.«
    Dennoch wartete sie einen Moment unschlüssig, bevor sie ihr Pferd zur Stalltür bewegte. Ishmael kannte keine solchen Bedenken. Er trabte hinaus in die stürmische Dunkelheit und schnaubte bei dem eiskalten Regenschauer, der ihm entgegenschlug.
    Es muß einfach richtig sein, was ich hier tue, redete Willow sich ein und schnappte unwillkürlich nach Luft, als eisige Regentropfen auf ihre Wangen prickelten. Denn wenn es das nicht ist, habe ich gerade den größten Fehler meines Lebens gemacht.

3. Kapitel
    Noch bevor sie drei Meilen zurückgelegt hatten, waren Willows Reitrock und ihre Unterröcke völlig vom Regen durchweicht. Nasser Stoff scheuerte an ihren Beinen bei jeder Bewegung, die Ishmael machte. Caleb legte trotz des Unwetters ein hartes Tempo vor. Er wollte so weit wie möglich von Denver fort sein, bevor der Regen aufhörte, die Hufspuren der sieben Pferde

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