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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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erwiderte nichts. Sie beugte sich herab und untersuchte die Hufe jedes Pferdes nach kleinen Steinchen oder lo-sen Hufeisen. Ihre Araber machten es ihr leicht. Sie brauchte nur ein Fesselgelenk zu berühren, und schon wurde ihr ein Huf zur Inspektion präsentiert. Als sie fertig war, strich sie mit einer Bürste über Ishmaels glänzenden Rücken und legte ihm die Satteldecke auf, ohne ein Härchen durcheinanderzubringen.
    Als Caleb Willow nach dem Damensattel greifen sah, war er versucht, sie daran zu hindern. Im Damensattel durch rauhes, unwegsames Gelände zu reiten, war hart für eine Frau und noch härter für ein Pferd. Ganz gleich, was für eine fähige Reiterin die Frau sein mochte, ihr Gewicht belastete den Pferderücken immer am ungünstigsten Punkt.
    Trotzdem schaute Caleb weiter zu, wie Willow ihr Pferd sattelte und aufzäumte, und er sagte nichts, denn er rechnete sich aus, daß Willows Aufmachung durchaus zweckdienlich sein konnte. Jeder, der den Stall beobachtete, würde ordnungsgemäß berichten, daß eine Frau im Damensattel, mit einem weiten, knöchellangen Reitrock bekleidet, den Mietstall mitten in der Nacht verlassen hätte.
    Folglich würden sich die Männer, die ihnen auf den Fersen waren, nach einer Frau in eleganten Kleidern erkundigen, einer Frau, die in einem unförmigen Damensattel ritt, wie man ihn nur selten westlich des Mississippi zu sehen bekam.
    Caleb würde jedoch dafür sorgen, daß Willow diesen Sattel nach ein paar Tagen nicht mehr benutzte - und wenn er sie notfalls mit Gewalt herunterzerren und das Leder mit seinem großen Jagdmesser in Streifen zerschneiden müßte.
    Dann führte Caleb seine eigenen beiden Wallache aus ihren Boxen. Beide Tiere waren bereits reisefertig. Er band Willows Reisetasche am Packsattel fest, befestigte eine Ölplane zum Schutz gegen Regen über dem Gepäck und führte die Pferde in den breiten Gang zwischen den Boxen. Ishmael blähte die Nüstern beim Anblick der beiden großen Wallache, aber seine Ohren blieben aufgerichtet. Er war eher neugierig als feindselig.
    Absichtlich schüttelte Caleb einen dunklen, feingewebten
    Poncho direkt vor dem Kopf des Hengstes aus. Das plötzliche Flattern von Stoff störte Willows Pferd nicht. Caleb zog den Poncho an und glitt dann mit der Handfläche über den schimmernden, muskulösen Hals des Tieres. Das Fleisch unter dem glatten Fell fühlte sich so hart wie sein eigenes an. Der Araberhengst wirkte vielleicht elegant, aber es war mehr die Eleganz eines Blitzes als die einer Rose.
    Als Willow Ishmael fertig aufgezäumt und die Stuten mit einer Führungsleine aneinandergebunden hatte, trat Caleb zu den Pferden und kontrollierte sorgfältig die Hufe jedes einzelnen Tieres. Sie warfen nervös die Köpfe hoch, ließen sich seine Berührung aber gefallen. Nachdem Caleb seine Überprüfung beendet hatte, testete er die Stärke und Festigkeit von Ishmaels Sattelgurt.
    »Zufrieden?« fragte Willow.
    »Mit dem Ding da?« Kopfschüttelnd streifte er abgenutzte Reithandschuhe aus weichem Rehleder über. »Bin froh, daß es nicht mein Hintern ist, der auf diesem nutzlosen Stück Leder wundgescheuert wird.«
    Willow warf Caleb nur einen mißbilligenden Blick von der Seite zu und machte Anstalten, ihr Pferd zu dem Aufsteigepodest zu führen. Augenblicklich schoß Calebs Hand vor, griff in die Zügel und zwang sie, stehenzubleiben.
    »Auf unserem Weg wird es auch keine Aufsteigepodeste geben«, erklärte er. Er bückte sich und verschränkte seine Finger. »Nur zu. Tun Sie sich keinen Zwang an, Mädchen. Sie wollten doch auf mir herumtreten, seit Sie mich das erste Mal gesehen haben.«
    Seine tiefe Stimme und das träge, sinnliche Lächeln, das er dabei erkennen ließ, erfüllte Willow mit Erregung. Sie erwiderte sein Lächeln fast schüchtern und stellte dann einen Fuß in seine verschränkten Hände, als wären sie ein Steigbügel.
    Doch im Gegensatz zu einem Steigbügel war Caleb lebendig. Und hatte enorme Kräfte. Er stemmte ihr Gewicht ohne jede Anstrengung. Willow schlang ihr rechtes Bein, von Unterröc-ken und schwerem Wollstoff verhüllt, um den seitlich angeordneten Sattelknauf, um nicht von dem flachen Ledersitz abzurutschen. Der Sattelknauf und der einzelne Steigbügel auf der linken Seite waren der einzige Halt, den der Damensattel botein Sattel, der eher für eine elegante Runde um den Park statt für ernsthaftes Reiten konstruiert worden war.
    »Danke«, sagte Willow und blickte in Calebs Augen.
    »Bedanken Sie

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