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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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nach wenigen Stunden bereits ein Loch in die Kehrseite des Gauls gescheuert.«
    Erschrocken schnappte Willow nach Luft. Sie hatte keinen Laut gehört, der sie vor Calebs Näherkommen gewarnt hätte. Sie warf ihm nur einen kurzen Blick von der Seite zu und fuhr dann fort, ihr Pferd trockenzureiben.
    »Ishmaels Kehrseite ist vollkommen in Ordnung«, erwiderte sie.
    »Und was ist mit Ihrer?« fragte Caleb mit einem Blick auf die schweren, durchweichten Stoffalten, die an Willows Beinen klebten.
    »Entschuldigen Sie mich, ich muß mich um die Stuten kümmern«, lautete ihre einzige Antwort.
    »Den Stuten geht es gut. Die kleine Fuchsstute mit den beiden weißen Fesseln hatte einen Stein in ihrem Hufeisen, aber er war nicht lange genug darin, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Ich würde sie trotzdem für einen Tag oder so nicht reiten, nur um ganz sicherzugehen.«
    »Das ist Penny, und vielen Dank, daß Sie sich die Mühe gemacht haben«, sagte Willow, gedankenverloren ihre Wange an ihrem Ärmel abwischend, während sie den Hengst striegelte. »Ich werde Dove reiten - die andere Rostbraune -, wenn wir die Pferde wechseln.«
    Die Haarlocke, die naß über Willows einem Auge geklebt hatte, glitt bald wieder zurück. Wieder rieb Willow ihr Gesicht an ihrem Ärmel, um die lästige Locke zurückzustreichen. Ein stürmischer Wind fegte heulend über das Land. Fröstelnd glitt Willow noch ein letztes Mal mit dem Grasbüschel über Ishmaels blankes Fell, bevor sie sich abwandte und die Satteldecke aufhob. Sie schüttelte sie sorgfältig aus und legte sie dann mit der trockenen Seite nach unten auf den Rücken des Hengstes.
    Calebs Augen wirkten dunkel im Schatten seiner breiten Hutkrempe, als er Willow schweigend zuschaute - gegen seinen Willen beeindruckt von der Tatsache, daß sie zuerst ihr Pferd versorgte, bevor sie an ihr eigenes Wohlergehen dachte. Als Willow nach dem Damensattel griff, schoß sein langer Arm vor. Er nahm ihr den Sattel ab und schwang ihn auf Ishmaels Rücken. Trotz der Tatsache, daß Caleb nur eine Hand dabei benutzte, landete der Sattel so sacht wie eine Feder auf der Kruppe des Hengstes.
    »Sie sind ja ganz steif vor Kälte«, sagte Caleb kurz angebunden. »Verschaffen Sie sich ein bißchen Bewegung. Wir reiten bald weiter und werden erst kurz vor Morgengrauen wieder eine Pause einlegen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Willow, unbewußt seufzend.
    Er zögerte einen Moment, dann fügte er hinzu: »In meiner Feldflasche ist Kaffee. Hab aber keinen Becher.«
    Sie hörte die unterschwellige Herausforderung in seiner Stimme und wußte sofort, was er dachte. Keine echte Südstaatenlady würde eine Feldflasche mit einem Fremden teilen. Willows Mund verzog sich zu einem kläglichen Lächeln. Sie fragte sich, was Caleb wohl von ihr denken würde, wenn er wüßte, daß sie während des Krieges mehr als eine Nacht auf Händen und Knien in ihrem verwüsteten Küchengarten gelegen und nach etwas Eßbarem gegraben hatte, irgend etwas, was die Sol-daten bei ihren Plünderungen möglicherweise übersehen hatten. Sie war so hungrig gewesen, daß sie die Karotten verschlungen hatte, ohne sie zu waschen, und einfach nur die lehmige Erde an ihrem Rock abgewischt hatte.
    »Kaffee klingt himmlisch«, sagte Willow schlicht.
    »Die Feldflasche hängt an meinem Sattel.« Caleb sicherte den Gurt des Damensattels mit wenigen fachmännischen Handgriffen. »Passen Sie auf Deuces Hinterhufe auf. Er ist nicht bösartig, aber er ist nicht an wehende Röcke gewöhnt.«
    Sorgsam raffte Willow die durchnäßten Falten ihres Reitrocks. Die ersten paar Schritte, die sie tat, waren schmerzhaft. Allmählich erwärmten sich ihre von der Kälte steifen Muskeln, und das Gehen fiel ihr leichter. Die wunden Stellen an der Innenseite ihrer Schenkel brannten, doch daran ließ sich nichts ändern, bis der Stoff getrocknet war. Und selbst dann würde die aufgescheuerte Haut jedesmal schmerzen, sobald ihre Beine gegen den Sattel rieben.
    »Hallo, Deuce«, sagte sie mit ruhiger, besänftigender Stimme, während sie sich Calebs großem Wallach näherte -von der Seite, wohlgemerkt, nicht von hinten. »Ich bin weder Indianer noch Panther, der sich an dich anschleichen will. Ich bin nur ein Mädchen, das dir notfalls auch mit einem stumpfen Messer die Haut abziehen würde, nur um an die Feldflasche mit Kaffee an deinem Sattel heranzukommen.«
    Deuce beobachtete sie mit halb aufgerichteten Ohren, offensichtlich unbeeindruckt von jeglicher Bedrohung, die

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