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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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die Silhouette eines flachen, breitkrempigen Huts sehen, der über einem dichten Schopf sehr dunkler Haare zurückgeschoben war.
    »Matt?« flüsterte sie und streckte eine Hand aus, um ihn zu berühren. »Bist du’s wirklich? Es ist so lange her, und ich habe mich so schrecklich einsam gefühlt...«
    Calebs Gesichtsausdruck verfinsterte sich augenblicklich, als er Willow nach ihrem abwesenden Liebhaber rufen hörte.
    »Wachen Sie auf, Südstaatenlady«, sagte er kalt. »Ich habe das Frühstück für Sie gemacht, aber ich will verdammt sein, wenn ich Sie jetzt auch noch füttern soll.« Ungeduldig zog er Willow in eine sitzende Position und drückte ihr die Feldflasche mit Kaffee in die Hand. »Trinken Sie.«
    Willow gehorchte automatisch bei dem harten, befehlenden Unterton in Calebs Stimme. Der Kaffee war noch siedendheiß. Sie trank, blinzelte Tränen weg und nahm noch einen Schluck, begierig auf das starke Aroma und die lebenspendende Wärme. Beim Schlucken fühlte sie, wie die heiße Flüssigkeit den ganzen Weg bis hinunter in ihren Magen rann. Sie erschauerte vor Wohlbehagen und trank noch einmal.
    »Und jetzt essen Sie«, drängte Caleb, ihr die Feldflasche aus der Hand windend.
    Willow nahm die Speckscheibe und das Brötchen, die Caleb ihr in die Hand schob, und betrachtete sie ohne Interesse. Sie war immer noch so müde, daß selbst Kauen eine zu große Anstrengung schien. Seufzend legte sie sich wieder zurück.
    »Nein, das werden Sie nicht tun!« knurrte Caleb und zog sie erneut hoch. »Essen Sie, oder Sie werden heute abend so schwach sein, daß ich Sie auf Ihrem Pferd festbinden muß. Und wenn es nicht anders geht, werde ich genau das tun, Südstaatenlady!«
    Ein einziger Blick in sein Gesicht verriet Willow, daß es ihm durchaus ernst war. Wieder stieß sie einen Seufzer aus und blickte sehnsüchtig auf die Feldflasche, die Caleb außerhalb ihrer Reichweite abgestellt hatte.
    »Noch etwas Kaffee?« fragte sie hoffnungsvoll. Ihre Stimme klang immer noch heiser.
    »Nachdem Sie gegessen haben.«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Sie werden es sein, sobald Ihr Magen kapiert, daß es etwas zu essen gibt.«
    Sie wußte, Caleb hatte recht, aber das machte das Essen in ihren Augen nicht verlockender. Die ersten paar Bissen waren die mühsamsten. Danach erwachte Willows Appetit, bis sie sich ebenso hungrig wie Caleb über ihr Frühstück hermachte und sich mit verstohlener Gier die Finger ableckte.
    Caleb lächelte flüchtig und stapelte weitere Speckscheiben und Brötchen in ihre Hände. Sie murmelte ein Dankeschön, während sich ihre Zähne in den krossen Speck gruben. Die Unterseite der Brötchen war knusprig von dem restlichen Speckfett in der Pfanne, ihr Inneres flockig-weich. Willow konnte sich nicht erinnern, jemals etwas Besseres gegessen zu haben; auch die zarten jungen Karotten, die sie in einem Anfall von Heißhunger in ihrem verwüsteten Küchengarten ausgegraben hatte, waren ihr nicht so köstlich vorgekommen.
    Schließlich brachte Willow keinen Bissen mehr hinunter. Noch bevor sie fragen konnte, hielt Caleb ihr die Feldflasche mit Kaffee unter die Nase.
    »Danke«, sagte sie weich.
    Sie schloß die Augen und inhalierte den heißen Kaffeeduft. Der sinnliche Genuß, den ihr das Aroma bereitete, war so klar wie die Morgenröte, die sich über das Land stahl.
    Calebs Körper verkrampfte sich, als ihn ein fast schmerzhafter Stich roher Begierde durchfuhr. Die Versuchung, sich vorzubeugen und von Willows verführerischen Lippen zu kosten, war so groß, daß er hastig den Blick abwenden mußte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie und stupste seine Hand leicht mit der Feldflasche an. »Ich wollte nicht so gierig sein.«
    Caleb ergriff die Flasche, starrte auf den Metallrand und dachte an die weichen Lippen, die ihn unmittelbar zuvor berührt hatten. Mit einem wilden, stummen Fluch schraubte er die Flasche zu, ohne davon zu trinken, und erhob sich.
    »Ich werde mich mal ein bißchen umschauen.«
    Willow hörte ihn kaum. Sie lag schon wieder ausgestreckt auf dem Erdboden und schlief bereits halb.
    Schweigend kletterte Caleb den Schräghang der Bodenrinne hinauf und hielt knapp unterhalb der Kuppe inne. Er legte seinen Hut ab und richtete sich dann vorsichtig auf, um über das Land hinwegzuschauen. Nichts bewegte sich, bis auf die rosig überhauchten Wolken der Morgendämmerung, die am Himmel vorbeizogen. Ebenso leise, wie er gekommen war, zog Caleb sich wieder auf den Boden der kleinen Schlucht zurück. Es war

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