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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Säcke vom Sattel losband. Die Araberpferde wieherten freudig. Er löste einen der 50-Pfund-Säcke mit Korn, hob ihn mühelos hoch und ging dann damit von Pferd zu Pferd, wobei er jedem Tier einen kleinen Haufen Körner ins Gras schüttete. Die feinen, samtigen Mäuler der Stuten und ihr genüßlicher Appetit erinnerten Caleb an ihre Herrin, die sich beim Essen verstohlen sämtliche Fingerspitzen ableckte, um auch noch den letzten Geschmack von gebratenem Speck auszukosten.
    Das Bild von Willows rosiger Zungenspitze ließ einen Schauer der Erregung durch Calebs Körper prickeln. Er verdrängte es unbarmherzig aus seinen Gedanken und konzentrierte sich statt dessen auf das, was vor ihnen lag - lange, beschwerliche Wege durch die Wildnis, steile Bergpässe, Stürme und heißer Sonnenschein, Entbehrung und Erschöpfung, Slaters Bande und Willows Geliebter.
    Mit einer Grimasse rieb Caleb sich den verspannten Nacken und strebte dann zum Lagerfeuer. Es brannte lodernd, und der Kaffee auf dem dreibeinigen Gestell darüber brodelte und dampfte. Willow kniete ein Stückchen weiter entfernt auf dem Boden. Sie trug Calebs Hemd, die Ärmel bis zu den Ellenbogen aufgerollt, und hatte sich die Wolldecke fest um die Hüften gewickelt. Ihr langes Haar war zu einem Zopf geflochten und mit einem schmalen Streifen Spitze von einem ihrer Unterröcke zusammengebunden. Es war nicht unbedingt eine Kostümierung, die sie sonderlich anziehend hätte machen sollen.
    Aber als sie zu Caleb kam und sich neben ihn kniete, ihre Hände voller köstlich duftender Brötchen, mußte er seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, um Willow nicht in seine Arme zu ziehen. Er hätte eigentlich viel zu müde sein müssen, um sinnliches Verlangen zu empfinden, aber der Beweis für seine Fähigkeit zeichnete sich fest und hart unter seiner Hose ab.
    Mit einem gemurmelten Fluch griff Caleb nach seinem Kaffeebecher.
    »Caleb?« fragte Willow unsicher, weil sie nicht verstand, was der plötzlich so freudlose Ausdruck in seinen Augen zu bedeuten hatte.
    »Die Pässe sind offen, solange man nicht von einem Unwetter überrascht wird. Slaters Bande hat sich aufgeteilt. Die eine Hälfte wartet irgendwo am Ufer des Rio Grande auf uns, die andere am Arkansas River«, erklärte er brüsk.
    Was Caleb nicht erwähnte, war, daß Slater auch eine Prämie auf seinen Kopf ausgesetzt hatte - eine ansehnliche Summe harten Bargelds, genug, um jeden Banditen zwischen Wyoming und Mexiko sich aufs Pferd schwingen und gierig die Hände reiben zu lassen.
    »Und was werden wir tun?«
    Calebs trostloser, goldener Blick fiel auf den Damensattel. Er ergriff ihn mit einer wütenden Geste und schleuderte ihn in den kleinen Fluß, der am Lager vorbeiströmte. Willows zerschnittenes Reitkostüm folgte gleich hinterher.
    »Caleb! Was, um Himmels willen, f...«
    »Sie suchen nach einem Mädchen, das dumm genug ist, auf einem Damensattel in die Rockies zu reiten«, unterbrach Caleb sie mit kalter Stimme, während er in Willows erschrockene haselnußbraune Augen starrte. »Ich kenne kein Mädchen, das so töricht wäre. Sie vielleicht?«
    Willow öffnete den Mund, doch es kam kein Wort heraus.
    »Gut.« Er nickte knapp. »Sie halten Ausschau nach einem Mädchen, das so dumm ist, elegante, weitgeschnittene Röcke aus schwerer Wolle zu tragen, die niemals zwischen zwei Unwettern trocknen. Ich kenne kein Mädchen, das so töricht ist. Sie etwa?«
    Willow verschränkte nur die Finger, sagte jedoch nichts.
    Caleb knurrte etwas vor sich hin und fuhr dann fort. »Sie suchen nach einem Mädchen, das es sich in den Kopf gesetzt hat, fünf edle Rassepferde an jedem gottverfluchten Banditen zwischen hier und der Hölle vorbeizuschmuggeln. Ich kenne kein Mädchen, das so stur und dickköpfig ist. Sie etwa?«
    »Meine Pferde gehen mit mir«, antwortete Willow, ohne zu zögern. »Das war Teil unseres Abkommens, Caleb Black. Wollen Sie etwa Ihr Wort brechen?«
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da wünschte sie, sie hätte sie zurücknehmen können. Aber es war zu spät. Sie hatte sie gesagt, und jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als sich Calebs Zorn zu stellen.
    »Ich halte grundsätzlich mein Wort, sogar bei einer verwöhnten Südstaatenlady, die weiß Gott keine Heilige ist«, erwiderte Caleb eisig.
    Ohne seinen Blick von Willow abzuwenden, zerrte er an der Verschnürung der dicken Bettrolle und rollte sie mit einer heftigen Handbewegung auseinander. Ein Stapel Kleidung kam zum Vorschein. Er

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