Brandung des Herzens
Indianerin vom Stamm der Cheyenne. Wie auch immer, Wolfe war ein Mann, um den andere lieber einen Bogen schlugen.
»Hast du Renos Spur gefunden ?« fragte er schließlich in neutralem Tonfall. Er hatte sowohl Caleb als auch Reno bei verschiedenen Gelegenheiten kennengelernt und mochte beide Männer. Warum Caleb Jagd auf Reno machte, wußte er allerdings nicht. Caleb hatte es nie gesagt, und Wolfe hatte nie danach gefragt.
»Im Moment habe ich andere Sorgen. Hab eine Frau in einer Schlucht ein paar Meilen weiter nördlich von hier zurückgelassen. Sie braucht dringend trockene Kleidung.«
»Könnte ihr Name vielleicht Willow Moran sein?« erkundigte Wolfe sich milde.
Caleb zischte einen Fluch. »Nachrichten sprechen sich einfach zu verflucht schnell herum.«
»Eine Menge Leute waren froh zu erfahren, daß Johnny Slater endlich mal die Quittung gekriegt hat.« Wolfes Lächeln war wie ein blankes Messer. »Kid Coyote. Elender Mistkerl. Sieh dich vor, er hat dich auf die Abschußliste gesetzt.«
»Wenn er Glück hat, wird er mich nicht finden.«
»Er wird dich finden, wenn du die Route durch Canyon City nimmst«, erklärte Wolfe nüchtern. »Er liegt dort mit der Hälfte von Slaters Haufen auf der Lauer. Die andere Hälfte wirbelt Staub auf dem Weg zum Rio Grande auf.«
»Bist du sicher?«
»Sie haben einen Mann an der Wegkreuzung zurückgelassen. Frag ihn. Und dann frag ihn nach der Kopfprämie, die Jed Slater auf dich ausgesetzt hat. Vierhundert Yankee-Dollar für den Mann, der deinen Skalp bringt. Eintausend Dollar für den Mann, der dich lebend bei Jed Slater abliefert.«
»Hurensohn.«
»Brauchst du noch einen zusätzlichen Mann?« erkundigte Wolfe sich. »Ich habe im Moment nichts Besseres zu tun, seit Jessis Vormund mir geschrieben hat, daß in diesem Sommer niemand kommen würde.«
Einen Moment lang war Caleb versucht, Wolfes Angebot anzunehmen. Wolfe konnte mit jeder Waffe hervorragend um-gehen, einschließlich seiner Fäuste, und er vereinigte die Wildheit und Heftigkeit der Schotten und der Cheyenne in sich. Aber so angenehm es auch wäre, Wolfe als Rückendeckung zu haben, Caleb konnte es doch nicht riskieren. Wenn außer ihm noch jemand wußte, daß Reno und Matthew Moran ein und dieselbe Person waren, dann wäre es Wolfe Lonetree. Falls Willow herausfand, daß Caleb hinter ihrem Geliebten her war, würde sie ihn auf keinen Fall in Matthew Morans Nähe führen.
»Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber es ist nicht nötig«, erwiderte Caleb. »Es gibt mehr als eine Art, einer Katze das Fell abzuziehen.«
»Ein Gebirgspaß ist keine Katze. Du schaffst es vielleicht, dich an Slaters Gang am Rio Grande del Norte vorbeizuschleichen, aber wenn du die Route über Canyon City einschlägst, wirst du nicht die geringste Chance haben.«
»Es gibt andere Pässe.«
Wolfes schwarze Augenbrauen schossen in die Höhe. »Nicht viele weiße Männer wissen von diesen Übergängen.«
»Mein Dad war in den fünfziger Jahren bei einem Aufklärungstrupp der Armee. Es gibt noch andere Pässe.«
Mit einem Achselzucken wechselte Wolfe das Thema. »Ist Willow Morans Hengst auch nur halb so phantastisch, wie die Gerüchte behaupten?«
»Das hübscheste Stück Pferdefleisch, was ich je gesehen habe«, meinte Caleb schlicht.
»Hübsch allein ist noch keine sonderlich große Empfehlung für ein Pferd oder eine Frau«, gab Wolfe trocken zurück.
»Der Gaul ist wesentlich zäher, als es den Anschein hat. Und friedlich und schnell obendrein. Gibt ein verteufelt gutes Treckpferd ab.«
»Wie steht es mit seinem Durchhaltevermögen?«
»Er kann problemlos mit meinen Pferden mithalten. Die Stuten übrigens auch.«
»Stell die Araber solange in meinem Stall unter. Sie werden dich nur behindern, besonders im Hochland.«
»Willow wollte sie nicht in Denver zurücklassen. Ich bezweifle, daß sie sie hier bei dir lassen wird, aber ich werd’s ihr vorschlagen. Bete lieber, daß sie dein Angebot nicht annimmt. Slaters Gang wird wie der Blitz über dich herfallen, wenn sie wissen, daß du die Pferde hast.«
Wolfe lächelte. »Ich würde es als persönlichen Gefallen betrachten.«
Caleb schüttelte schmunzelnd den Kopf. Das war eine der Eigenschaften, die er an Wolfe besonders schätzte - der Mann war ein Kämpfer durch und durch.
»Was ist mit dem Mädchen?« wollte Wolfe wissen. »Hält sie einigermaßen durch?«
»Sie ist wie ihre Pferde«, gab Caleb zu. »Tapferes kleines Ding. Wenn ich ihr erst einmal trockene
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