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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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hatte. Sie fummelte nervös an den Bändern herum, die ihre Batistunterhosen in der Taille hielten. Der dünne Baumwollstoff glitt an ihren Beinen herab, bis er sich unter der Decke um ihre Knöchel bauschte. Willow trat aus dem hauchzarten Wäschestück heraus und brachte es irgendwie fertig, in die Flanellunterhosen zu steigen, ohne die Decke völlig fallen zu lassen.
    Es war nicht ganz leicht. Wer auch immer die frühere Besitzerin der Unterwäsche sein mochte, sie mußte etwas kleiner als Willow sein. Was ein lose sitzendes Kleidungsstück hätte sein sollen, schmiegte sich wie eine zweite Haut um Willows Körper. Das langärmlige Unterhemd saß ebenso eng und knapp wie die Hose. Das Ergebnis war nicht etwa unbequem, sondern schlicht unerwartet.
    Für Caleb war es atemberaubend, besonders da Willow es über bekommen hatte, mit der Decke zu kämpfen, und sich ihrer entledigt hatte, um das Oberteil zurechtzuziehen. Als sie fertig war, ließ sie ihre Hände mit einem Laut des Wohlbehagens über den weichen, warmen Flanell gleiten. Caleb biß die Zähne zusammen, um ein erregtes Stöhnen zu unterdrücken. Er hätte einiges dafür gegeben, seine Hände über denselben Stoff gleiten zu lassen und Willow bei der liebkosenden Berührung verzückt seufzen zu hören.
    Grimmig schloß Caleb wieder die Augen und rollte sich lautlos auf die Seite. Willow bemerkte nichts davon, daß er seine Lage verändert hatte und ihr jetzt den Rücken zukehrte, als sie sich wieder zu den neuen Kleidern hinunterbeugte und fasziniert die Wildlederhosen befühlte. Sie waren weicher als Samt und unglaublich geschmeidig.
    Mit einem leisen Murmeln des Entzückens ließ sie ihre Handfläche über das schmiegsame Material gleiten, bevor sie die Hosen über ihre langen Unterhosen zog. Auch diesmal war der Sitz eng, ohne unbequem zu sein. Das Oberteil mit dem Fransenbesatz und der Lederverschnürung über den Brüsten war so weich wie die Hosen und schmiegte sich ebenso eng um ihren Körper. Wie die Unterwäsche duftete auch der Wildlederdreß nach dem Leinensäckchen mit getrockneten Rosenblüten, das in den Falten gesteckt hatte. Willow machte probeweise ein paar Schritte, und ihr war zumute, als könnte sie davonschweben ohne das gewohnte Gewicht ihres schweren feuchten Wollrocks und der vielen Unterröcke. Es war beinahe erstaunlich, wieviel Bewegungsfreiheit ihr die Hosen gaben.
    Mutter würde vor Entrüstung die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie mich in Hosen sähe, dachte Willow in einer Mischung aus Belustigung und Traurigkeit. Aber Bettler dürfen nun mal nicht wählerisch sein.
    Außerdem sind die Hosen schön warm, und sie bedecken ebensoviel von mir wie ein Rock, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie verhüllen mich nur nicht ganz auf die gleiche Art.
    Nun blieben nur noch die Levis und die wollene Holzfällerjacke mit dem großen Karomuster in leuchtendem Rot und Schwarz übrig. Die Levis saßen weiter als die anderen Kleidungsstücke; auch die Jacke war sehr großzügig geschnitten. Die Derringer paßte so gut in eine der großen Vordertaschen der Jacke, daß Willow sie gleich dort ließ.
    Daß die Levis nicht seitlich geknöpft wurde, sondern einen Hosenschlitz wie eine Männerhose hatte, verblüffte Willow einen Moment, bevor ihre Finger mit den störrischen Metallknöpfen kämpften. Schließlich schob sie ihre Arme in die Jackenärmel. Die Jacke war für einen Mann gemacht worden, was bedeutete, daß die Knöpfe auf der falschen Seite waren. Sowohl die Levis als auch die Jacke waren oft genug getragen worden, um das Material weich und griffig zu machen.
    Dann griff Willow nach dem perlgrauen, flachen, breitkrempigen Hut, der in das Kleiderbündel eingerollt gewesen war und die Ausstattung vervollständigte. Ein paar geschickte Handgriffe gaben dem zerbeulten Hut wieder seine ursprüngliche Form zurück. Sie setzte ihn auf den Kopf, zog den Kinnriemen fest und wünschte, sie hätte einen Spiegel gehabt.
    »Ist vielleicht ganz gut, daß ich keinen habe«, murmelte sie. »Meine Haare müssen so verfilzt wie Seetang sein.«
    Die Wärme der Kleider drang durch ihre Haut und machte ihr bewußt, wie lange es her war, seit sie sich richtig trocken und warm gefühlt hatte. Fast furchtsam blickte sie zum Himmel hinauf. Es waren keine Wolken zu sehen, aber das war keine Garantie, daß es nicht später noch regnen würde. Gegen Abend, wenn das Tageslicht verblaßte, sammelten sich oft schwere Wolken um die Berggipfel, und dann

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