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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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her.«
    »Ich wußte ja nicht...«, begann Willow und hielt bestürzt inne. Keine ihrer bisherigen Erfahrungen hatte sie auf ein Land vorbereitet, so wenig bereist, daß Fußspuren wie Signalfeuer brannten, bis schwere Regenfälle sie auslöschten.
    Caleb setzte sein Fernglas gerade lange genug ab, um das besorgte Gesicht der jungen Frau zu mustern, die so dicht neben ihm stand, daß er ihr langsames Ein- und Ausatmen hören konnte. Im düsteren Licht des Morgens schimmerten ihre Augen fast silbern, mit nur einer Andeutung der warmen Sprenkel von Gold und hellem Blaugrün, die sich sonst darin fanden. Ihre Lippen hatten eine zart rosige Tönung, dieselbe Schattierung von Rosa, die der Wind auf ihre Wangen gezaubert hatte, und ihre Zöpfe waren von der Farbe der Sonne, die jetzt hinter Wolken verborgen war. Caleb fragte sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn Willows seidiges Haar über seine nackte Haut streifte.
    Mit einem stummen Fluch über seine wilden, ungebärdigen Sehnsüchte ließ Caleb das Fernglas sinken und trieb sein Pferd erneut vorwärts. Die Route, die er wählte, führte sie hauptsächlich durch Wald, umgebende Wiesen und die saftig grünen, parkähnlichen Lichtungen, die Willow in einem so wilden Land gar nicht erwartet hätte. Um sie herum stieg das Gelände mit jeder Meile immer steiler an. Bäche stürzten weißlich schäumend über Abhänge herab.
    Nach einer Weile begann es heftig zu regnen. Zuerst begrüßte Willow die Wolkenbrüche als Mittel, um ihre Spuren zu verwischen, bemerkte jedoch bald, daß der Regen ihr Vorwärtskommen langsamer und schwieriger machte. In einer sanft hügeligen Landschaft durch ein Unwetter zu reiten, war eine Sache. Sich in einer steil ansteigenden Landschaft über schlüpfrigen Felsboden durch Sturm und Regen zu kämpfen, war dagegen eine völlig andere.
    Die schwere Wolljacke, die Willow trug, hielt den größten Teil des Wassers ab, aber allmählich wurde sie so naß wie ihre Levis. Wasser tropfte von ihrer Hutkrempe herab auf den Sattel. Tiefhängende Eibenzweige trugen noch das Ihrige zu dem mühseligen Ritt bei, indem sie bei der leichtesten Berührung wahre Sturzbäche von Regentropfen herabsandten.
    Von Zeit zu Zeit sah man die gespenstischen, schlanken Stämme von Espen zwischen den dunkelgrünen Eiben. Die Espenblätter waren auf der Vorderseite hellgrün, auf der Unterseite silbergrau und zitterten bei jedem Regentropfen, der sie berührte. Oft wuchsen die Stämme so dicht nebeneinander, daß Caleb die Wäldchen umging, wo immer es ihm möglich war, weil er wußte, das Packpferd und die Stuten würden in den schmalen Zwischenräumen zwischen den Bäumen scheitern.
    Ein kalter Wind fegte heulend den Abhang herunter und zerriß die Wolkendecke. Willow nahm kaum Notiz davon, denn der Weg war extrem steil geworden, während sie sich um die Schulter eines Berges herumarbeiteten. Ein ganzes Stück unter ihnen und zur Linken gab es einen Fluß. Zwar war er unsichtbar unter den Regenschleiern, aber Willow war überzeugt, dort unten müsse ein Fluß sein. Die ungeheuren Wassermassen, die den Berg hinunterströmten, garantierten es.
    Ohne Warnung teilten sich die Wolken plötzlich. Sonnenlicht ergoß sich über das Land und ließ die unzähligen Regentropfen auf dem Laub der Bäume in allen Farben des Regenbogens funkeln und schillern.
    Caleb blickte auf, hatte jedoch wenig Sinn für die unerwartete Schönheit der Landschaft. Er wußte, was als nächstes kam, und er wußte auch, daß Willow dagegen ankämpfen würde.
    Aber ihm blieb keine andere Wahl. Er hatte gewußt, daß dieser Augenblick kommen würde, seit Willow sich geweigert hatte, ihre Pferde in dem Mietstall in Denver unterzustellen, und später auch nicht bereit gewesen war, sie in Wolfe Lonetrees Obhut zurückzulassen.
    Entschlossen trieb Caleb sein Pferd vorwärts zum Rand einer parkähnlichen Lichtung im Wald. Es gab viele solcher Orte in den Rockies, einige so hoch gelegen, daß dort eher Tundra als Gras wuchs. Während Caleb wartete, daß Willow aufholte, beobachtete er die Umgebung und hielt nach verdächtigen Bewegungen Ausschau. Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung stand ein Rudel Rehe und beobachtete wiederum ihn. Nach einigen Minuten alarmierten Mißtrauens beruhigten sich die anmutigen Tiere und fuhren fort, am Waldrand zu äsen.
    Mit dem saftiggrünen Gras, den in der Sonne wie Diamanten funkelnden Regentropfen im Laub und dem kristallklaren Band von Wasser, das sich quer

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