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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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mit schnellen, geschickten Bewegungen neu mischte.
    »Alles, was Ihnen fehlt, sind vernünftige Karten«, sagte er und teilte rasch aus. »Ich weiß, Sie werden mir nicht glauben, aber gewöhnlich haben Anfänger das meiste Glück.«
    »Hmm. Ich würde es eher Pech nennen.« Willow nahm ihre Karten auf, betrachtete sie und lachte mit ehrlicher Belustigung. »Wie viele muß ich behalten?«
    »Mindestens zwei.«
    »So viele, wie?«
    Ein Lächeln spielte um Calebs Mundwinkel. Viele Frauen -und noch mehr Männer -, mit denen er bisher Karten gespielt hatte, wären verärgert über die Pechsträhne gewesen, die Willow verfolgte, aber sie schmollte nicht. Sie nahm die Karten mit ebensoviel Gelassenheit hin, wie sie den harten Treck, schlechtes Wetter und einen notdürftigen Unterschlupf hingenommen hatte. Als Caleb Willow beobachtete, mußte er seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht die Arme nach ihr auszustrecken und sie über den Sattel in seinen Schoß zu heben. Die Leidenschaft, die immer dicht unter seiner Oberfläche schwelte, wenn Willow in der Nähe war, hatte sich in Klauen roher Begierde verwandelt, die sich in ihn gruben, ihn schüttelten, ihn bei jedem Atemzug schmerzten.
    Caleb biß die Zähne zusammen gegen das Feuer, das in seinem Blut brannte, und griff nach seinen eigenen Karten.
    »Eene, meene...«, sagte Willow leise.
    Caleb lachte trotz der pulsierenden Erregung zwischen seinen Schenkeln. Willow hatte sich auf dem anstrengenden Treck als gute Gefährtin erwiesen, geduldig, klaglos, mit einem ausgeprägten Sinn für Humor, der ihn immer wieder aufs neue überraschte. Sie entsprach ganz und gar nicht dem Bild, das er sich von einer feinen, verwöhnten Lady gemacht hatte.
    »So klappt das nicht, Honey.«
    »Alles andere hat nicht funktioniert«, erwiderte Willow vernünftig. Sie legte drei Karten verdeckt auf den Sattel. »Noch drei, bitte.«
    Kopfschüttelnd teilte Caleb ihr die Karten aus, die sie verlangt hatte, und schob die zurückgewiesenen zuunterst unter den Kartenstapel.
    Willow beobachtete bewundernd seine geschickten Hände. Seine Schnelligkeit verblüffte sie immer wieder, weil sie automatisch annahm, ein so kraftvoller, starker Mann müsse irgendwie tolpatschig sein. Sie griff nach ihren Karten, musterte sie und versuchte, das Pokergesicht beizubehalten, das Calebs Ansicht nach zum wahren Verständnis des Spiels dazugehörte.
    »So schlimm, hmmm?« fragte er mitfühlend.
    »Es wird Sie fünfzehn gute Fichtennadeln kosten, das herauszufinden.«
    Caleb erinnerte sich an Willows störrische Weigerung, um Geld zu spielen, und zählte lächelnd fünfzehn Nadeln von dem Häufchen vor sich ab.
    »Sagen Sie an«, befahl er.
    »Sieben, sechs«, zählte Willow, während sie die roten und schwarzen Karten aufdeckte, »fünf, vier und zwei.«
    »Ich habe zwei Buben.«
    »Ist das besser als das, was ich habe?«
    »Mädchen, alles ist besser als das, was Sie haben.«
    Caleb blickte von seinem Gewinnerblatt auf Willows wertlose Karten. »Sie müssen Glück in der Liebe haben, denn beim Kartenspiel sind Sie eine Niete.«
    »Und Sie sind sehr gut.« Willow senkte ihre Wimpern, beobachtete Caleb unter ihrem seidigen Schutz hervor, als sie beiläufig fragte: »Heißt das, Sie haben Pech in der Liebe?«
    »So wär’s wahrscheinlich, wenn es so etwas wie Liebe gäbe. Noch eine Runde?«
    Einen Moment lang war Willow zu überrascht, um zu antworten. »Sie meinen, Sie glauben nicht an Liebe?«
    »Und Sie meinen, Sie glauben daran?« gab er trocken zurück, während er die Karten mit einer Geschwindigkeit mischte, daß ihre Umrisse vor den Augen verschwammen.
    »Wenn Sie nicht an Liebe glauben, woran dann?« fragte Willow zurück.
    »Zwischen einem Mann und einer Frau?«
    Sie nickte.
    »Leidenschaft«, erwiderte Caleb kurz und bündig und fühlte, wie ihn sein eigenes Verlangen mit rotglühenden Klauen peinigte.
    Die Karten bogen sich zwischen seinen Fingern und schoben sich blitzschnell ineinander, nur um wieder geteilt, vermischt und danach aufs neue ineinandergeschoben zu werden.
    »Ist das alles? Nur Leidenschaft?« fragte Willow, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
    »Es ist mehr, als die meisten Männer von einer Frau bekommen.« Er zuckte die Achseln und begann, Karten auszuteilen. »Frauen wollen einen Mann, damit er für sie sorgt. Männer wollen eine Frau, um sich das Bett von ihr wärmen zu lassen. Frauen nennen dieses Arrangement Liebe. Männer haben eine andere Bezeichnung dafür.«

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