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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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habe keinen Schuß gehört«, sagte sie und fragte sich, wie weit Caleb gegangen sein mochte, um Rehe zu jagen. Gewehrschüsse hallten meilenweit zwischen den Granitgipfeln wider.
    »Ich habe kein Gewehr benutzt.«
    »Aber wie hast du dann...?« Sie funkelte ihn an. »Caleb Black, du wirst mir doch wohl nicht einreden wollen, du hättest das Reh auf die gleiche Art gefangen wie die albernen Forellen!«
    »Nicht ganz, Südstaatenlady.« Stahl knirschte hart auf Stein. »Ich habe mein Messer benutzt.«
    »Du hast es geworfen?«
    »Das wäre verdammt dumm, und obwohl es gestern abend vielleicht so ausgesehen hat, bin ich kein verdammter Narr.«
    Willow errötete und setzte zu einer Entschuldigung an. »Caleb, ich wollte nicht...«
    »Ich habe mich an den Rehbock herangeschlichen, bis ich nahe genug war, um ihm die Kehle durchzuschneiden«, fuhr er fort, ohne auf ihren zaghaften Versöhnungsversuch zu reagieren.
    Ihre Augen wurden vor Verblüffung groß. »Du hast was getan?«
    »Du hast mich gehört.«
    »Aber das ist unmöglich.«
    »Rede dir das nur ruhig weiter ein, während du dein Rehfleisch ißt. Aber laß dir nicht zuviel Zeit dabei. Wir müssen heute einen hohen Paß überqueren, bevor es wieder zu regnen anfängt.«
    Gelassen testete Caleb die Klinge des Messers an den Haaren
    auf seinem Unterarm. Die Klinge war scharf genug, um sich damit zu rasieren. Zufrieden schob er das Messer wieder in die Lederscheide, griff nach seinem Gewehr und begann, es methodisch auseinanderzunehmen und alle Teile zu säubern.
    Willow frühstückte, während sie Caleb beim Reinigen seines Repetiergewehrs, der Büchse und des sechsschüssigen Revolvers zuschaute. Er war ganz eindeutig ein Mann, der sich mit Waffen auskannte. Er arbeitete schnell und dennoch gründlich, mit einem sparsamen Bewegungsaufwand, der sie faszinierte. Die Geschicklichkeit, Präzision und Anmut seiner großen Hände weckte erneut Erinnerungen in Willow, überrieselte sie mit einem Kaleidoskop von Gefühlen.
    »Caleb«, begann sie heiser.
    »Südstaatenlady, glaubst du, du könntest dich dazu aufraffen, deinen Hintern in Bewegung zu setzen und dein Pferd selbst zu striegeln? Die Küsse waren soweit ganz nett, aber dein Dienstmädchen bin ich deswegen nicht.«
    Calebs Stimme brannte wie ein Peitschenschlag, machte Willow wütend auf sich selbst und auf ihn. »Das ist gut, weil ich mich nämlich auch nicht nach deinen Diensten sehne.«
    Sie ließ ihr halb aufgegessenes Stück Fleisch ins Feuer fallen und marschierte auf die Wiese hinaus.
    Willow unternahm keinen weiteren Versuch, mit Caleb zu sprechen. Sie verließen die Lichtung in einem Schweigen, das nur vom Knirschen der Sättel und dem rhythmischen Klappern der Hufe unterbrochen wurde. Nach einer Stunde zügelte Caleb seinen Wallach auf dem Kamm eines langen Höhenzugs und ließ die Pferde verschnaufen, während er das Gelände vor sich sorgfältig mit seinem Fernglas absuchte. Dann holte er sein Tagebuch hervor und füllte weitere leere Stellen auf der Landkarte aus, auf der er seit Canyon City täglich ihre Route verzeichnet hatte. Als er fertig war, hatte Willow immer noch nicht aufgeholt. Ungeduldig wendete er Trey und ritt zu ihr zurück.
    er.
    Willow trieb Dove hinauf zur Kuppe des Hügels. Die Aussicht von dort aus war atemberaubend. Willow saß in verzücktem Schweigen da und betrachtete die Landschaft.
    Vor ihr erstreckte sich eine Lichtung im Wald, die sich kilometerlang zwischen weit auseinanderliegenden Bergketten dahinzog. Espen und Eiben säumten die Bodenfalten und die Flanken der Berge, aber der größte Teil der offenen Fläche war von Gras und Wildblumen bedeckt. Ein kobaltblauer Fluß schlängelte sich träge durch die Lichtung. Biberteiche schimmerten in Schattierungen von Smaragdgrün und Blau. Über all dem ragten dunkle, von Eiskappen gekrönte Gipfel auf, die sogar die unberührte Schönheit des Himmels dominierten. Eine Schneedecke überzog die höheren Lagen, verdichtete sich nach und nach zum glitzernden Weiß ganzjähriger Gletscherfelder.
    »Siehst du dort links die beiden Gipfel, die wie ein Hund mit einem abgekauten Ohr aussehen?« fragte Caleb.
    »Ja.«
    »Ich möchte, daß du am linken Rand der Lichtung entlangreitest und weiter zu dem Gipfel, der so zerfressen aussieht. Falls du irgend etwas siehst, was dir nicht gefällt, flieh in den Wald. Falls dich jemand verfolgt, benutze dein Gewehr und schieß auf alles, was in Reichweite ist.«
    Willow ließ ihren Blick von den

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