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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Sturz eine Sehne gezerrt. Ich glaube nicht, daß er in der Lage sein wird, einen Reiter sehr weit zu tragen.«
    »Du wärst überrascht, Honey. Blutet er stark?«
    »Nein.«
    »Und die anderen Pferde? Ist noch eines verletzt?«
    »Die Stuten sind erschöpft«, erwiderte Willow und versuchte, ihre Stimme so emotionslos wie Calebs klingen zu lassen. »Sie werden uns folgen, solange sie können, aber...«
    Eine große Hand legte sich auf Willows Schulter und drückte sie sanft. »Was ist mit Ishmael?«
    »Er ist müde, aber immer noch kräftig genug, um mich überall hinzutragen, wohin ich ihn schicke.«
    »Was für ein unglaublich zäher, mutiger Hengst«, sagte Caleb bewundernd. »Allmählich begreife ich, warum Wölfe so auf seine Mustangs schwört.«
    »Was meinst du?«
    »Mustangs sind Abkömmlinge der spanischen Pferde, die aus arabischer Vollblutzucht stammen. Beurteile nicht alle Mustangs nach den Ponies da unten. Die dort sind ebensolche Bastarde wie ihre Reiter. Aber zäh. Verflucht zäh. Gib ihnen einen Hutvoll Heu und noch weniger Wasser, und sie werden hundert Meilen und mehr pro Tag laufen, und das über Wochen.«
    Im Sprechen griff Caleb in seine Satteltasche und holte das
    Fernglas heraus. Methodisch begann er, den Abhang vor sich abzusuchen, indem er das Fernglas abschnittsweise von Seite zu Seite schweifen ließ. Jeder Grashalm, jeder Wechsel von Sonne zu Schatten, jeder verdächtige Sprenkel von Farbe oder Bewegung war deutlich zu erkennen. Caleb setzte das Glas einen Moment ab, dann schaute er wieder hindurch, während er sich im Geist die Position jedes Comancheros notierte, die das Fernglas hervorhob.
    Das Fernglas bestätigte, was Caleb bereits geahnt hatte. Die Comancheros hatten sich so verteilt, daß so gut wie keine Chance bestand, sich zwischen ihnen hindurchzuschleichen, um auf den Paßpfad zu gelangen - besonders nicht mit sieben erschöpften Pferden.
    Caleb drehte sich um, hob erneut das Fernglas an die Augen und betrachtete prüfend das Land hinter sich, suchte nach irgend etwas, was nach einem möglichen Fluchtweg aussah oder nach Feinden, die sich von hinten näherten. Er konnte keine menschliche Bewegung ausmachen, auch nicht nach mehreren sorgfältigen Schwenkern. Dennoch ließ ihm etwas keine Ruhe, etwas, was mit der Form der Landschaft an sich zu tun hatte.
    »Dads Tagebuch«, flüsterte er unvermittelt.
    »Was?«
    »Laß uns die Plätze tauschen.«
    Willow krabbelte um Caleb herum.
    »Wenn sich da unten am Abhang irgendwas rührt, schießt du sofort«, befahl er.
    Während Willow die Comancheros im Auge behielt, nahm Caleb das Tagebuch seines Vaters aus der Satteltasche und blätterte eilig die Seiten durch. Er studierte erst eine Seite, dann eine zweite, dann wieder die erste, blätterte vor und zurück und prüfte die Gipfel, die sich hinter den Felsblöcken erhoben.
    »Es gibt noch einen Paß«, sagte er gedämpft. »Ein Bastard, der es in sich hat, über dreitausendfünfhundert Meter hoch, aber ein Pferd kann ihn erklimmen.«
    »Wissen die Comancheros von diesem Paß?«
    »Das bezweifle ich. Nach Dads Aufzeichnungen wußte niemand von dem Übergang, als er ihn zufällig entdeckte. Er ist aus der Zeit, bevor die Indianer Pferde hatten - als ein Umweg von zwanzig Meilen zu einem leichteren Paß einen großen Zeitverlust bedeutete.«
    Die Stille wurde von einem einzigen Schuß zerstört, der pfeifend von den Felsen abprallte, die Caleb und Willow als Deckung dienten. Willow zuckte unwillkürlich zusammen und gab einen leisen, verängstigten Laut von sich.
    »Ist ja schon gut«, sagte Caleb beruhigend, während er das Tagebuch beiseite legte und über den Lauf seines Gewehres hinwegspähte. »Sie wollen nur sehen, ob wir hier oben noch wach sind.«
    Das Gewehr ruckte, und der Knall ließ Willow erneut zusammenfahren. Noch bevor das Echo zurückkam, gab Caleb noch einen Schuß ab und dann weitere in rascher Folge, ließ Kugeln auf die Stellen niederregnen, wo er Banditen durch sein Fernglas gesehen hatte. In den Pausen zwischen den Schüssen schob er Patronen in die Kammer nach und pries in Gedanken Winchesters Klugheit, eine Waffe zu konstruieren, die sich fast genauso schnell nachladen ließ, wie man sie abfeuern konnte.
    Mehrere erstickte Schreie sagten Caleb, daß er gut gezielt hatte. Er schoß unentwegt weiter, bis einer der Comancheros aus seinem Versteck hervorkam und davonrannte, um eine bessere Deckung zu finden. Wieder zielte Caleb sorgsam und schoß. Der Läufer machte

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