Brandung des Herzens
Antwort.
Viele Male während der nächsten zehn Meilen hörte Caleb Willow mit ihren Arabern sprechen und sah die Stuten darauf reagieren, sich noch mehr ins Zeug legen und ihre letzten Kräfte mobilisieren, um das grausame Tempo beizubehalten. Als die Meilen unter den Pferdehufen dahinrasten, ertappte Caleb sich dabei, wie er innerlich flehte, die Stuten mögen durchhalten, denn jetzt endlich verstand er, warum Willow sich geweigert hatte, sie zurückzulassen. Zwischen Willow und ihren Pferden bestand eine Bindung, die man nicht beschreiben konnte. Sie hätten sich für Willow zu Tode gehetzt, ohne daß jemals eine Peitsche oder Sporen ihre Flanken berührten.
»Wir sind fast da«, sagte Caleb und drehte sich im Sattel herum, bis er Willow ansehen konnte. »Siehst du die Bäume dort? Jetzt brauchen wir nur noch...«
Seine Worte endeten abrupt, als Gewehrschüsse die Bergesstille zerrissen. Deuce stolperte und stürzte zu Boden. Caleb packte sein Gewehr und riß hastig die Füße aus den Steigbügeln. Drei weitere Schüsse kamen in rascher Folge, dann war es wieder ruhig, bis auf das Donnern von Pferdehufen, als die Araber vorbeifegten. Caleb tauchte hinter einen umgestürzten Baum, als ein vierter Schuß durch die Stille hallte.
Willow zog ruckartig die Zügel an und zerrte Ishmael so hart herum, daß dicke Erdklumpen unter seinen Hufen aufflogen. Es blieb keine Zeit zum Nachdenken, keine Zeit, um abzuwägen, nichts als das Wissen, daß Caleb zu Fuß an einem Ort war, wo es den sicheren Tod bedeutete, kein schnelles Pferd unter sich zu haben.
Sie beugte sich tief über Ishmaels schlanken Hals und trieb ihn den Weg hinunter zurück zu Caleb, feuerte den Hengst an, alles zu geben, was er hatte. Als der Araber an dem umgestürzten Baum entlangpreschte, rief sie Caleb zu:
»Los, steig hinter mir auf!«
Das Gewehr in der rechten Hand, sprang Caleb so behende vom Boden auf wie eine Gebirgskatze. Als Ishmael vorbeidonnerte, packte Caleb mit der freien Hand den Sattelknauf und schwang sich hinter Willow auf den Rücken des Hengstes. Trotz der wesentlich größeren Last hatte Ishmael innerhalb von drei langen Sprüngen wieder sein volles Tempo erreicht.
Willow erwartete, von Gewehrkugeln umschwirrt zu werden, aber es tat sich nichts; nur das Trommeln von Hufen zerschnitt die Stille, als Ishmael an den verwirrten Stuten vorbeiraste und sie in seinem Kielwasser mit sich zog. Trey erschien an seiner Seite, hart galoppierend, um Schritt zu halten. Als Caleb zurückschaute, war Deuce wieder auf den Füßen und galoppierte verzweifelt hinter seinem Treckkameraden her.
Ein Gewehr ging in unmittelbarer Nähe los, und der Knall ließ Willow entsetzt zusammenzucken, bevor sie begriff, daß Caleb geschossen hatte.
»Rechts rüber!« schrie er.
Augenblicklich zog Willow den Hengst hart nach rechts. Das Pferd hatte kaum den neuen Kurs eingeschlagen, als Kugeln vorbeizischten und Erde aufspritzen ließen an der Stelle, an der Ishmael gewesen wäre, hätte Willow ihn nicht vom Weg gelenkt.
»Los, auf den Kamm des Hügels da vorne, bevor sie neu laden können!« brüllte Caleb.
Willow beugte sich weit über Ishmaels Hals und feuerte ihren erschöpften Hengst an. Er antwortete mit einem kraftvollen Satz vorwärts und noch größerem Tempo trotz des steilen Geländeanstiegs und des Gewichts zweier Reiter.
»Ich werde oben auf dem Hügel zwischen den Felsblöcken abspringen«, sagte Caleb. »Treib die Pferde weiter zwischen die Bäume. Hörst du?«
»Ja«, antwortete Willow laut.
»Nur noch hundert Meter«, murmelte Caleb, während er zu der Ansammlung von Felsblöcken hinaufblickte, die das Ende der Bodenerhebung markierten. »Lauf, du roter Teufel!«
Ishmaels stahlbeschlagene Hufe gruben sich in den Berghang, rissen große Erdbrocken heraus, während er die steile Schräge hinaufstürmte. Als der Hengst die Kuppe des Hügels erreicht hatte, war sein Atem nur noch ein gequältes Stöhnen.
Caleb sprang ab und rannte davon, das Gewehr in der Hand. Er ging in Deckung hinter den Felsen, als nur wenige Meter entfernt eine Kugel heulend von Granit abprallte. Drei weitere Schüsse folgten, aber keine der Kugeln kam nahe genug, als daß Caleb hätte hören können, wo sie einschlugen.
»Zuviel Eifer, Jungs«, knurrte er. »Ihr müßt euch schon die Zeit nehmen und richtig zielen. Besonders wenn ihr alle nur einschüssige Büchsen habt.«
Seinem eigenen Rat folgend wählte Caleb sein Ziel sorgfältig aus unter den sieben, die sich
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