Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
Vom Netzwerk:
sagte, ebenso eindeutig nicht
englisch anhörte. Sie haben mich mit dem Gesicht auffangen.
Ein irreguläres Verb, regulär angewendet. Der Mond blaut.
Das Adjektiv wird zum Verb. Das stellte die beiden Arten dar, in
denen die Sprache evolutionierte. »Was haben Sie auf dem
Baum getrieben?« fragte er.
    »Ich habe mich in dem Baum verstecken, weil die Leute mit
ihren Gesichtern auf einen zeigen, wenn man ungewohnt
englischt.«
    Ungewohnt englischen. »Sie erzeugen Sprache,
stimmt’s?« sagte Ulric. »Kennen Sie Brad
McAfee?«
    Sie sah ihn verständnislos und leicht verblüfft an, wie
es ihr Brad vermutlich im Fall einer Situation wie dieser
eingeschärft hatte. Er fragte sich, welche der Bräute Brads
sie sein mochte. Vermutlich die aus der Programmierabteilung.
Schließlich mußten alle diese Mädchen mit ihren
künstlichen Sprachen irgendwo herkommen. »Ich komme zu
spät zu dieser Pressekonferenz«, sagte er unwillig,
»wie Sie vermutlich ganz genau wissen. Ich muß mit Sally
Mowen reden.« Er bot ihr nicht die Hand, um ihr aufstehen zu
helfen. »Sie können Brad ruhig sagen, daß sein
kleiner Brautwärmerplan nicht funktioniert hat.«
    Sie stand ohne seine Hilfe auf, umging den abgefallenen Ast und
überquerte den Weg. Auf der anderen Seite kniete sie nieder, hob
einen Papierfetzen auf und studierte ihn längere Zeit
über.
    Ulric erwog, ob er ihr den Fetzen aus der Hand reißen sollte
– nach einer Weile war er sich fast sicher, daß es sich um
Brads Programm zur Sprachgenerierung handelte – aber er
unterließ es.
    Das Mädchen faltete das Papier zusammen und steckte es in die
Tasche.
    »Sie können ihm sagen, daß Ihr Kuß bei mir
nicht verfangen hat«, sagte er; aber es war eine Lüge. Er
wollte sie eben, als er diese Lüge aussprach, schon wieder
küssen; und das machte ihn nur noch wütender. Brad hatte
ihr wahrscheinlich erzählt, er sei ein Schrumpelschwanz, und
daß ihm nur eine halbe Stunde auf einem Lager aus Laub mit ihr
helfen könne. »Ich habe noch immer vor, es Sally zu
erzählen.«
    Sie warf ihm über den Weg einen Blick zu.
    »Und versuchen Sie nur ja nicht, sich etwas auszudenken, um
mich davon abzuhalten«, rief er hitzig. »Es würde
Ihnen nämlich nicht gelingen.«
    Sein Ärger trug ihn über die geschwungene Brücke.
Erst dann wurde ihm allmählich klar, daß er – obwohl
sie eine von Brads Bräuten war; obwohl sie gedungen worden war,
ihn auf dem Laubbett zu küssen und derart von der
Pressekonferenz abzuhalten – in sie verliebt war; und er eilte
ungestüm zurück… aber sie war verschwunden.
     
    Kurz nach elf Uhr bekam Janice einen Anruf von Gail aus der
Öffentlichkeitsabteilung. »Wo bleibt Mr. Mowen? Er hat sich
noch nicht blicken lassen; und meine Glaubwürdigkeit den Medien
gegenüber ist wirksam außer Funktion gesetzt.«
    »Ich will versuchen, ihn zu Hause zu erreichen«,
erwiderte Janice.
    Sie legte Gail auf die Warteleitung um und wählte Mr. Mowens
Appartement an. Die Leitung war besetzt. Als sie auf den Knopf
drückte, um es Gail mitzuteilen, war die Leitung tot. Janice
versuchte, Gail ihrerseits anzurufen. Jetzt war auch diese Leitung
besetzt.
    Sie tippte den Priorität-Code ein, der alle Programme
überlagern würde, die zur Zeit auf Mr. Mowens privatem
Terminal laufen mochten. Nachdem sie den Code eingegeben hatte,
schrieb sie: »Anruf Janice im Büro.« Sie starrte eine
Weile auf die Schrift, dann löschte sie den Text und schrieb
statt dessen: »Pressekonferenz. Forschung. Elf Uhr A.M.«
und betätigte die Sendetaste. Die Tastatur klickte einmal, und
der Bildschirm zeigte die vorläufigen Testergebnisse in bezug
auf Nebeneffekte des Projektes Ungenutzte Emissionen. Am unteren Rand
des Schirmes stand: »Abweichende Ergebnisse können
statistisch vernachlässigt werden.«
    »Willst du wetten?« fragte Janice.
    Sie rief die Programmierung an. »Mit meinem Terminal ist
etwas nicht in Ordnung«, sagte sie zu der Frau, die sich
meldete.
    »Ich bin Sue von der Reparaturabteilung für
Computerperipherie. Taucht Ihr Problem im Programmbereich oder in der
Hardware auf?«
    Sie hörte sich an wie Gail im Öffentlichkeitsressort.
»Sie werden Brad McAfee nicht kennen; oder doch?« fragte
sie.
    »Er ist mein Verlobter«, erwiderte Sue. »Warum
fragen Sie?«
    Janice seufzte. »Ich bekomme immer Bildschirmanzeigen, die
keine Ähnlichkeit mit dem haben, das ich aufrufen wollte«,
erwiderte sie.
    »Aha, dann liegt es an der Hardware. Die Nummer des
zuständigen Reparaturdienstes

Weitere Kostenlose Bücher