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Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Toilette.
    Nach dem Film wurden noch eine Stunde lang Fragen aus dem
Auditorium gestellt, in der Laynie zwei weitere Päckchen
Kaugummi und eine Rolle Kekse vertilgte, die ihr das ältere Paar
hinter ihnen spendiert hatte. Meg hielt sie für Heilige und nahm
an, der Himmel habe sie geschickt, auf daß sie jungen
Müttern die Sonnenfinsternis überstehen halfen. Wenn
selbst der Himmel nicht weit genug entfernt ist, um die Leute
herzulocken, dachte Meg müßig, während der Mann
mit dem Mikrophon fortfuhr, einen Gucklochbetrachter aus einem
Schuhkarton zu konstruieren, wie weit wäre dann zu
weit?
     
    Im Cafe hielten sich alle Leute auf, die im Auditorium gewesen
waren, und noch andere. Die Spezialität war etwas, das unter dem
Namen »Eklipse-Burger« lief, und das sich als Hamburger mit
einem Spiegelei und überbackenem Käse erwies. Laynie
aß die oberste Brötchenhälfte auf und weigerte sich
dann, weiterzuessen.
    Rich und Paulos unterhielten sich übers Wetter, während
Meg Ei und Käse von Laynies Hamburger kratzte. Die beiden hatten
den Dunst noch nicht bemerkt.
    »Seid ihr euch darüber im klaren, von wie weit einige
dieser Leute gekommen sind?« sagte Rich. »Der Bursche, der
direkt neben uns saß, war aus New York. Er ist den ganzen
langen Weg gefahren.«
    »Tja, wenn es morgen bewölkt ist, werden einige von
ihnen ganz schön verärgert sein«, sagte Paulos.
    »Igge«, sagte Laynie und zeigte auf das gelbe Gemengsel
neben ihrem Hamburger. Meg schob das Anstoß erregende Zeug auf
ihren eigenen Teller.
    »Mir scheint«, bemerkte sie, »wenn man schon von so
weit her kommt, sollte man auch eine Methode haben, die sicherstellt,
daß das Wetter klar bleibt.« Sie pappte die obere
Brötchenhälfte auf den Hamburger und reichte ihn
Laynie.
    Rich und Paulos sahen sie an, als hätte sie den Verstand
verloren.
    »Sprichst du davon, die Wolken zu besprühen?«
erkundigte sich Rich nach einer Weile.
    »Ich habe nur… Von wie weit genau glaubst du, kommen die
Leute wirklich, um so etwas zu sehen?«
    Die beiden Männer sahen einander an.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Paulos. »Es
heißt, daß ein paar Astronomen aus Italien hier
seien.«
    »Sind es vielleicht vier?« fragte Meg, ohne
nachzudenken, und hielt inne. Die beiden sahen sie wieder an.
»Aber sie müssen nicht kommen, oder? Ich meine, die
Wissenschaftler sollten mit Hilfe der Satelliten-Geräte alles
sehen können, was sie nur wollen. Die Korona und alles das,
meine ich«, beendete sie ihre Ausführung kläglich.
    »Käschapp«, sagte Laynie. Meg reichte ihr die
Ketchup-Flasche. Sie selbst wäre im Augenblick nicht fähig
gewesen, den Deckel zu entfernen, und Laynie wäre so für
eine Weile beschäftigt.
    Richs Stirn lag noch in Falten. Gleich würde er fragen:
»Was ist los mit dir?« und sie würde erwidern:
»Hier halten sich vier Wissenschaftler auf, die nicht aus
Italien sind«, und dann würde er wirklich denken, daß
sie verrückt war. Aber er grübelte über etwas anderes
nach.
    »Weißt du«, sagte er gedankenvoll, »heute
nachmittag hat jemand genau dasselbe gesagt; das mit der ganzen
technischen Ausrüstung, die uns jetzt oberhalb der
Atmosphärengrenze zur Verfügung steht, und die den ganzen
gewaltigen Aufwand bei jeder Sonnenfinsternis wirklich
überflüssig macht.«
    »Weshalb kommen sie dann den ganzen Weg von Italien aus
hierher?« fragte Meg beharrlich. Sie war sich nicht darüber
im klaren, was sie damit sagen wollte; vielleicht, daß die
Entfernungen schrumpften; daß niemand mehr von weit her kam,
nur, um eine Eklipse zu sehen.
    Rich zögerte. »Sie wollen nur… Ich weiß es
nicht.«
    »Sie kommen, um die Show zu sehen«, sagte Paulos
unvermittelt.
    »Igge«, sagte Laynie.
    »Sie kommen aus demselben Grund, weswegen die Pilger nach
Canterbury gegangen sind, Teddy Roosevelt nach Yellowstone ging und
die Astronauten auf den Mond flogen. Um die Show zu sehen.«
    »Gut; aber sicher steckt mehr dahinter. Wissenschaftliche
Neugier, und…«
    Paulos schüttelte den Kopf. »Tarnfarbe«, sagte
er.
    Meg holte erschrocken tief Luft.
    »Aber es gibt noch immer einen Haufen Informationen, die man
auf keine andere Art erhalten kann«, sagte Rich. »Denkt zum
Beispiel mal an…«
    »Igge«, sagte Laynie erneut. Meg konnte Laynies Teller
nicht mehr unter lauter Ketchup erkennen. Offenbar hatte sie den
Deckel ganz leicht abbekommen.
     
    Nach dem Abendessen gingen sie ins Motel zurück. Die
Männer blieben draußen bei den rothaarigen Jungen stehen
und

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