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Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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die Mitarbeit. Er richtete
seinen Blick auf Reverend Hoyt und hob die rechte Hand. Er schwenkte
sie hin und her.
    Natalie stand neben ihnen mit dem Taufbecken. Sie bebte.
    Reverend Hoyt gab ihr durch Zeichen zu verstehen, daß sie
neben ihm niederknien und signalisieren solle. Er reichte Moira das
Gefäß. »Ich taufe dich, Esau«, sagte er mit
fester Stimme und senkte die Hand in das Wasser, »im Namen des
Vaters…« er legte die nasse Hand sanft auf den rauhen,
rothaarigen Schädel, »… und des Sohnes, und des
Heiligen Geistes. Amen.«
    Er stand auf und warf der Bischöfin einen Blick zu. Er legte
Natalie die Hand um die Schultern und führte sie das
Mittelschiff hinab.
    Wenige Augenblicke später rief der Arzt sie zurück.
    Esau lag auf dem Rücken, die Arme seitlich ausgestreckt, die
kleinen braunen Augen geöffnet und der Blick erloschen.
    »Der Schock war zu groß«, sagte der Arzt. »In
seinen Lungen war nur noch Blut.« Er reichte Reverend Hoyt seine
Visitenkarte. »Darauf steht meine Telefonnummer. Für den
Fall, daß ich noch etwas für Sie tun kann.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Reverend Hoyt. »Sie haben
getan, was sie konnten.«
    Der junge Mann von Cheyenne Mountains sagte: »Das Center wird
sich um die Beseitigung des Leichnams kümmern.«
    Natalie studierte die Visitenkarte. »Nein«, sagte sie
und sah den jungen Mann an. Ihr Talar war voller Blut. »Nein,
vielen Dank.«
    Etwas in ihrem Ton hielt den jungen Mann von weiteren Fragen ab.
Er ging zugleich mit dem Arzt hinaus.
    Natalie setzte sich neben Esaus Leichnam auf den Boden. »Er
hat einen Tierarzt gerufen«, sagte sie. »Er hat gesagt, er
würde mir helfen, daß Esau getauft würde; und dann
hat er einen Tierarzt gerufen… als wäre er ein Tier
gewesen!« Sie fing an zu weinen und tätschelte Esaus
erschlaffte Hand. »Ach, mein lieber Freund«, sagte sie.
»Mein lieber Freund.«
     
    Moira verbrachte die Nacht bei Natalie. Am Morgen lieferte sie die
Hilfspastorin im Büro Reverend Hoyts ab. »Ich werde heute
an Ihrer Stelle mit den Reportern sprechen«, sagte sie. Sie
umarmte beide zum Abschied.
    Natalie nahm in einem Sessel vor Reverend Hoyts Schreibtisch
Platz. Sie trug einen einfachen blauen Rock und eine passende Bluse.
In der Hand hielt sie ein feuchtes Papiertaschentuch. »Sie
wissen mir auch nichts mehr zu sagen, oder?« fragte sie mit
halbwegs fester Stimme. »Ich würde es wissen, nachdem ich
ein ganzes Jahr lang andere Menschen beraten habe.« Sie klang
mutlos. »Er hat Schmerzen erlitten; er hat lange
gelitten; und es war mein Fehler.«
    »Ich hatte nicht vor, etwas von der Art zu Ihnen zu sagen,
Natalie«, erwiderte er begütigend.
    Sie zerknüllte das Papiertaschentuch in der Hand und
bemühte sich um Fassung. »Esau hat mir erzählt,
daß Sie ihn gebettet haben, als er bei Ihnen schlief. Er hat
mir auch viel von Ihrer Katze erzählt.« Ihr kamen trotz
aller Mühen die Tränen. »Ich möchte Ihnen
dafür danken… daß sie so freundlich zu ihm gewesen
sind. Und daß Sie ihn getauft haben, obwohl Sie nicht an seine
Seele geglaubt haben.« Sie hielt inne; ihre Lippen bebten.
    Er wußte nicht, was er ihr hätte sagen können.
»Gott hat entschieden, daß wir Seelen besitzen, weil Er
uns liebt«, sagte er schließlich. »Ich glaube, Er
liebt Esau ebenfalls. Ich weiß, daß wir ihn geliebt
haben.«
    »Ich bin froh, daß ich ihn umgebracht habe«, sagte
Natalie unter Tränen. »Und daß niemand ihn
haßte, wie die Charies oder sonst jemand ihn gehaßt
hätten. Wenigstens hat ihn niemand absichtlich
verletzt.«
    »Nein«, erwiderte Reverend Hoyt. »Nicht mit
Absicht.«
    »Er hatte eine Seele… bestimmt… er war nicht
nur ein Tier.«
    »Ich weiß«, sagte er. Er bedauerte sie.
    Sie stand auf und wischte sich mit dem feuchten Papiertuch die
Augen. »Ich gehe besser und sehe nach, was in der Kirche getan
werden muß.« Als sie dort in ihrer blauen Kleidung stand,
sah sie vollständig und endgültig gedemütigt aus. Die
unerschrockene Natalie war endlich zutiefst erschreckt. Er konnte es
nicht ertragen.
    »Natalie«, sagte er. »Ich weiß, daß Sie
Arbeit haben; aber wenn Sie die Zeit erübrigen könnten, mir
für Sonntag einen weißen Talar herauszusuchen. Ich wollte
Sie schon immer darum bitten. So viele Gemeindemitglieder haben mir
gesagt, wie sehr sie finden, daß Ihre Gewänder zur
Bereicherung des Gottesdienstes beitragen. Und vielleicht eine Stola.
Welche Farbe trägt man am Sonntag Trinitatis?«
    »Weiß«, erwiderte sie prompt;

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