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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen sollte, während gleichzeitig Juliet hinter dem Haus entführt wurde. Ich werde die Behörden in Arizona anrufen, wo das Kidnapping stattgefunden hat, und sie fragen, ob man damals ein Phantombild dieser Joggerin angefertigt hat. Aber ich wollte vor allem wegen einer ganz bestimmten Sache mit dir reden, die mit dieser Kassette zusammenhängt: Als ich Juliet über ihre Erinnerungen an diese Zeit reden hörte, hatte ich eine Eingebung.«
    »Da bin ich aber gespannt«, sagte Laura, beugte sich erwartungsvoll vor und legte die Arme auf die Sessellehne.
    »Ich glaube, dass sich ihre Erinnerungen nicht nur auf ein einziges Verbrechen, sondern auf zwei unterschiedliche Verbrechen beziehen«, sagte Diane.
    Laura ließ sich leicht geschockt in ihren Sessel zurückfallen.
    »Das gibt es doch nicht«, rief sie aus. »Zwei Verbrechen? Erzähle mir mehr.«
    »Du darfst aber nicht vergessen, dass ich mich hier auf sehr dünnem Eis bewege«, warnte sie Diane.
    »Das ist ja selbstverständlich. Wenn es so offensichtlich wäre, wäre es mir doch selbst aufgefallen. Deswegen habe ich dich ja gebeten, dir das Ganze anzuschauen. Sprich bitte weiter. Ich bin ganz Ohr.«
    »Juliet sagt auf diesem Band ja selbst, dass sie Schwierigkeiten hat, ihre Träume und Ängste von ihren konkreten Erinnerungen zu trennen.«
    Laura nickte. »Das ist bei solch frühen Erinnerungen gar nicht ungewöhnlich.«
    »Manchmal sind diese Erinnerungen verschlüsselt«, fuhr Diane fort.
    »Okay …« Laura stimmte dieser Aussage schon mit größerem Zögern zu.
    »Als du Juliet gefragt hast, was sie unter ›neuen Puppen‹ verstehe, antwortete sie: ›Puppen, die noch in ihrer Schachtel sind.‹ Ich glaube nun nicht, dass sie das wirklich meinte. Ich nehme an, dass ihr Gehirn zwei Erinnerungen miteinander verbunden hat.«
    »Die Überlagerung von zwei unterschiedlichen Erinnerungen ist auch bei Erwachsenen gang und gäbe«, stimmte Laura zu.
    Diane versuchte, ihren Gedankengang Laura auf lineare Weise nahezubringen, dabei war ihr diese Erkenntnis wie ein Blitz gekommen, so dass sie jetzt nicht wusste, wo sie beginnen sollte.
    »Juliet sagte, ihre Großmutter habe ihr vorgeworfen, eine Puppe gestohlen zu haben. Ich glaube, dass sie sich dabei an etwas Reales erinnert, das ungefähr zur Zeit von ›Ereignis eins‹ geschehen ist – wobei ich unter ›Ereignis
zwei
‹ die Entführung verstehe. Und da der Vorwurf ihrer Großmutter in zeitlicher Nähe zu den beiden größeren Traumata erfolgte und es darüber hinaus eine visuelle Ähnlichkeit mit diesen gab, wurde die ›Puppe‹ zu einem Code, hinter dem sich von nun alle anderen Geschehnisse verbargen und bis heute verbergen.
    Für Juliets ersten Arbeitstag im Museum hatte Andie einen Geschenkkorb zusammengestellt, wie sie es für alle neuen Mitarbeiter macht. Da Meeresmuscheln eine Spezialität von Juliet sind, wählte Andie das Meer und seine Geschöpfe als Thema dieses Korbes. In die Mitte des Korbes stellte sie eine Puppe der kleinen Meerjungfrau Arielle aus dem Disney-Film.«
    Diane bemerkte, dass Laura ganz kurz die Stirn runzelte. Ariel war der Name von Dianes Adoptivtochter, die in Südamerika ermordet worden war. Diese hatte sich selbst so nach der Disney-Figur benannt, weil sie ihr neues Leben mit einem neuen Namen beginnen wollte – Ariel Fallon. Diane setzte ihren Gedankengang fort:
    »Als Juliet den Korb auf ihrem Schreibtisch stehen sah, geriet sie in Panik. Sie flippte völlig aus. Das war noch weit schlimmer als Kendels Schreck über die Schlange, die sie einmal zusammengerollt in ihrer Schreibtischschublade vorfand, obwohl sich an deren Entsetzensschrei noch heute das ganze Museum erinnert. Hinterher war Juliet ihre Reaktion ausgesprochen peinlich. Sie murmelte, sie habe eben Angst vor neuen Puppen. Andie hatte diese Puppe ausgepackt, bevor sie sie auf dem Geschenkkorb plazierte. Sie befand sich also nicht mehr in ihrer Schachtel.«
    Diane machte eine kleine Pause, um das Gesagte wirken zu lassen.
    »Es tut mir leid«, sagte Laura. »Ich kann die Bedeutung dieser Geschichte nicht erkennen, aber ich sehe deinem Gesicht an, dass sie äußerst bedeutungsvoll sein muss. Vielleicht kannst du mir da etwas auf die Sprünge helfen.«
    »Juliet sagte dir wörtlich: ›Ich erinnere mich an einen dunklen Raum mit neuen Puppen.‹ Du hast sie dann gefragt, was sie unter ›neuen Puppen‹ verstehe, und sie hat geantwortet: ›Puppen, die noch in ihrer Schachtel

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