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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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sind‹. Aber wir wissen jetzt aufgrund ihrer Reaktion auf den Begrüßungskorb, dass sie auch eine Puppe, die nicht mehr in ihrer Schachtel ist, in panische Angst versetzen kann.«
    »Okay«, sagte Laura, klang aber immer noch ziemlich unsicher. »Was
hat
sie also gemeint?«
    »Es gibt noch etwas anderes, das allen neuen Puppen neben den Pappschachteln, in denen man sie gewöhnlich transportiert, gemeinsam ist. Mir ist das letzte Nacht aufgefallen, als ich am Museumsladen vorbeiging und alle diese »Dora the Explorer«-Puppen sah, die auf dem Regal nebeneinander aufgereiht waren. In der Notbeleuchtung des Ladens sah es so aus, als ob mich jede dieser kleinen Puppen durch das Zellophanfenster ihrer Schachtel anstarren würde. Das Ganze war richtig unheimlich. Andie hatte zwar die Puppe aus ihrer Schachtel herausgenommen, aber sie hatte den ganzen Begrüßungskorb zum besseren Schutz in Zellophan eingepackt. Arielle, die Meerjungfrau, starrte einen also tatsächlich wie durch ein Plastikfenster an.«
    Diane sah Lauras Gesicht an, dass sie allmählich begriff, worauf sie hinauswollte.
    »Du willst mir also sagen, dass Juliet auch vor einer
alten
Puppe Angst hätte, wenn diese in Zellophan eingewickelt wäre?«
    »Ja.«
    »Und was bedeutet das jetzt?«
    »Dieser Raum voller Puppen, den sie in ihrem Gedächtnis sah, war gar nicht voller Puppen – es waren in Plastik eingewickelte ermordete Menschen. Dies war ihr erstes seelisches Trauma, das dann vielleicht sogar zu ›Ereignis zwei‹ geführt hat: der Entführung.«

[home]
    33
    L aura hatte es die Sprache verschlagen. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und starrte Diane an.
    Diane holte die Tonkassette, die Laura ihr geschickt hatte, aus der Tasche. »Hier, höre dir nur noch einmal den Teil des Gesprächs an, in dem sie dir über ihre Erinnerungen erzählte, und stelle dir dann immer, wenn sie von einem Raum voller Puppen spricht, den Schauplatz eines Massenmords vor.«
    Laura schob die Kassette in ihren Rekorder, suchte die entsprechende Stelle auf dem Band und hörte dann aufmerksam zu. Am Ende dieser Sequenz stoppte sie das Band.
    »Wenn man das unter diesem Gesichtspunkt anhört, dann klingt das wirklich unheimlich. Das muss ich zugeben«, sagte Laura.
    »Und das Ganze ergibt mehr Sinn«, sagte Diane. »Man versteht dann die Angst, die sie in diesem Raum verspürte, und warum sie unbedingt davonlaufen wollte.«
    »Das stimmt«, sagte Laura. »Aber …«
    »Ich weiß. Ich habe ja gesagt, dass ich mich hier auf dünnem Eis bewege. Aber man sollte dem zumindest nachgehen.«
    »Was hat dich überhaupt an Mordopfer denken lassen?«, fragte Laura.
    »Eine Reihe von Dingen. In dem Leichenzelt gingen uns eine Zeitlang die Leichensäcke aus, und wir mussten die Opfer mit durchsichtigen Plastikplanen bedecken, bis neue Leichensäcke eintrafen. Wenn man dann diese verkohlten Leichen durch dieses Plastik ansah, war das, gelinde gesagt, eine grausige Erfahrung. Es erinnerte mich an einen Mord, der vor kurzem in Atlanta geschah. Der Täter hatte dort das Opfer in eine Plastikplane eingewickelt und dann eingemauert. Viele Mörder mögen Plastik, weil kein Blut heraussickern kann, wenn sie ihre Opfer richtig einpacken.«
    »Mein Gott.« Laura schüttelte den Kopf, als wollte sie dadurch dieses schreckliche Bild vertreiben. »Kannst du das Ganze nach all den Jahren noch untersuchen?«, fragte sie. »Wüsstest du überhaupt, wo du anfangen musst? Ich möchte Juliet damit noch nicht belasten, vor allem da es im Moment ja noch reine Spekulationen sind.«
    »Da stimme ich dir zu. Und, ja, ich kann es untersuchen. Zuerst gibt es da einige Fragen zu klären. Wir wissen, dass sie aus dem Garten ihres Elternhauses in Arizona entführt wurde, aber was machte sie in den Wochen vor dieser Entführung? Hielt sie sich daheim in Arizona oder woanders auf? Das kannst du sie doch fragen, oder nicht?«, sagte Diane.
    »Wo sie war?«, wiederholte Laura die Frage. »Wieso glaubst du, dass sie eventuell nicht zu Hause war?«
    »Wegen einer anderen Sache, die mir auf diesem Band aufgefallen ist«, sagte Diane.
    »Ich muss zugeben, Diane, dass du aus diesem kurzen Gespräch viel mehr herausgeholt hast als ich«, sagte Laura. »Was ist dir noch aufgefallen?«
    »Die Meerjungfraupuppe in Andies Geschenkkorb hat sicher Juliets Angstattacke ausgelöst, aber in diesem Korb lagen auch eine Menge bunter Meerestierschalen. Obwohl Juliet diese ja mag – sie ist eine Expertin für Mollusken –,

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