Brandzeichen
Schädel liegt in meinem Büro. Sag Andie, sie soll dir aufschließen. In der Zwischenzeit …« Sie deutete mit dem Finger auf den runden Besprechungstisch.
Dort erzählte sie ihnen dann von Darcy Kincaid und Blake Stanton.
»Also jetzt wissen wir wenigstens, wie Blake ins Museum gelangt ist«, sagte Neva.
»Ich glaube, wir müssen jetzt über eine Menge Dinge ganz neu nachdenken«, sagte Diane. »Darcy war auf dieser Unglücksparty. Blake war auch dort. Wir können wohl davon ausgehen, dass sie sich dort verabredet hatten. Wir wissen mehr, wenn wir endlich mit Darcy reden können. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass er nicht mehr von diesem Meth-Labor wusste als die anderen Opfer.«
»Die Morde an ihm und an McNair haben vielleicht wirklich nichts miteinander zu tun«, sagte David. »Willst du uns das sagen?«
»Ich weiß nicht recht«, entgegnete Diane. »Ich möchte nur, dass ihr alle noch einmal darüber nachdenkt. Vielleicht hing der Mord an Blake Stanton mit seinen Diebstählen zusammen, und es besteht überhaupt keine Verbindung zu McNair. Vielleicht wollte er sich mit jemandem treffen, der ihm das Zeug abkaufen sollte, und der hat ihn dann umgebracht und die Sachen mitgenommen – etwas in der Art.«
»Vielleicht ist McNair doch in diese Diebereien verwickelt«, gab Neva zu bedenken. »Und vielleicht hatte er ebenfalls nichts mit dem Meth-Labor zu tun. Vielleicht sind wirklich die Diebstähle die Verbindung und erklären auch, warum beide auf ähnliche Weise umgebracht wurden.«
»Ja, wer weiß«, sagte Diane. »Das Ganze wirft mehr Fragen als Antworten auf.«
Dann erzählte sie ihnen, dass Vanessa Van Ross’ Diamant in einem Pflanzenkübel gefunden wurde.
»Vielleicht vermuteten die Käufer, Blake habe diese Steine bei sich, und brachten ihn dann um, als er sie ihnen nicht geben konnte. Ich weiß es nicht. Denkt einmal darüber nach.« Sie schaute auf die Uhr.
»Ich habe einen Termin. Ich bin sicher, dass euch etwas einfällt.«
Diane ließ sie am Tisch zurück, wo sie noch einmal alle Theorien Revue passieren ließen. Auf dem Weg zu Lauras Praxis hielt sie kurz an, um sich einen Vanille-Milchshake zu kaufen.
Völlerei hebt die Stimmung.
Das eiskalte Getränk ließ sie frösteln. Sie fragte sich, wie viele Shakes sie wohl in einem solch kalten Winter verkauften.
Lauras Praxis war ein kleines Landhaus mit einem Blumengarten, den ein Staketenzaun umgab. Oben auf den Staketen hatten sich kleine Schneemützchen gebildet, und der Garten war jetzt eine einzige schimmernd weiße Fläche. Im Frühling und Sommer war er dagegen voller bunter Blumen und Schmetterlinge. Wenn man durch das Gartentor trat und auf das Häuschen zuging, hätte man nie gedacht, dass dieses eine psychiatrische Praxis beherbergen könnte.
Im Inneren war das Häuschen ebenso gemütlich wie außen. Es brannte sogar ein Feuer im Kamin. Die Dame am Empfang teilte ihr mit, dass Laura bereits in ihrem Büro auf sie warte. Auch hier gab es einen Kamin, der eine angenehme Wärme verbreitete. Der Raum diente offensichtlich auch als Behandlungszimmer. Diane konnte sich vorstellen, dass er auf die Patienten ausgesprochen beruhigend wirkte.
Lauras blaue Augen funkelten, als sie Diane begrüßte. »Ich wusste, dass du etwas finden würdest«, sagte sie.
Sie trug ein hellgrünes Seidenkostüm. Ihre blonden Haare waren schulterlang und eingedreht. Laura sah immer so wohlfrisiert und gepflegt aus, dachte Diane. Sie und Kendel würden gut zusammenpassen.
»Ich weiß allerdings nicht, ob wirklich etwas dran ist«, sagte Diane. »Ich wollte erst einmal mit dir darüber sprechen.«
»Nur zu. Soll ich dir zuvor einen Kaffee eingießen? Oder einen Tee?«
Diane schüttelte den Kopf. »Ich habe gerade einen Milchshake getrunken.«
»Wie schaffst du es nur, dabei immer so schlank zu bleiben? Ich muss aufpassen, was ich esse«, sagte Laura.
»Ich verbrenne es. Nervennahrung, nehme ich an.«
Diane setzte sich auf ein kleines Sofa neben dem warmen Kamin. Laura ließ sich ihr gegenüber in einem bequem aussehenden Lehnsessel nieder.
»Ich habe das Material durchgeschaut, das du mir geschickt hast. In den Berichten sind mir nur zwei Dinge aufgefallen. Das eine war die Joggerin, die vor dem Haus gestürzt ist, und das andere das Nachbarskind, das Juliet mit einem Fremden reden hörte.«
»Dem mit dem Nachbarskind stimme ich zu, aber was meinst du mit der Joggerin?«
»Ich glaube, dass ihr Sturz ein Ablenkungsmanöver war, das die
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