Brandzeichen
könnte …«
»Das stimmt doch überhaupt nicht«, protestierte Neva. »Wir wollten nur für kurze Zeit an etwas ganz anderes denken. Vielleicht haben wir dann hinterher eine Idee.«
»Mir geht es genauso«, sagte Diane. »Ich wollte gerade Garnett anrufen, als ihr hereinkamt.«
Sie hob den Hörer ab und wählte seine Nummer.
»Garnett«, meldete er sich.
»Hier ist Diane. Gibt es bei Ihnen etwas Neues? Wie geht es mit dem Stanton- und dem McNair-Fall voran?«
»Ich muss Ihnen etwas gestehen. Die Beweisspuren von der Explosion des Meth-Labors haben es nie ins Brandermittlungslabor geschafft, ich weiß nicht, wo sie sind.«
»Was? Hat McNair sie gestohlen? Glaubte er wirklich, dass er damit durchkommt?«
»Vielleicht hätte er uns erzählt, man habe seinen Lastwagen gestohlen. Jemand sei nachts in die Garage seines Labors eingedrungen und habe ihn dann weggefahren.«
»Er hat die Beweisspuren im Lastwagen liegen lassen? Warum hat sie keiner ausgeladen?«, fragte Diane. Ihre drei Kriminalisten beobachteten sie aufmerksam.
»Die Beweisspuren sind verschwunden?«, fragte David lautlos nur durch die Bewegung seiner Lippen.
Diane nickte.
»Ich weiß auch nicht«, seufzte Garnett, »die Untersuchung der Explosion kommt so natürlich kaum noch voran. Sie können sich sicher vorstellen, wem man jetzt die Hölle heißmacht.«
»Ich hoffe, dem Polizeichef.«
»Genau dem. Ich glaube, er fühlt sich gerade ziemlich alleingelassen«, sagte Garnett. »Aber wir bekommen auch ganz schön was ab.«
»Wir haben ein paar Informationen über Stanton, die für Sie vielleicht nützlich sein könnten.«
»Tatsächlich? Schießen Sie los«, sagte Garnett.
»Warum kommen Sie nicht im Kriminallabor vorbei? Dann könnten wir unsere Informationen teilen.«
»Teilen?«
»Ich bin ebenso an einer Lösung dieser Fälle interessiert wie Sie. Ich habe das Gefühl, dass Stadtrat Adler immer etwas gegen mich in der Hand haben wird, wenn wir das hier nicht aufklären. Ich weiß, dass ich nicht wirklich verdächtig bin, aber dieser Typ arbeitet doch sowieso nur mit Gerüchten und Unterstellungen und nicht mit Tatsachen«, sagte Diane.
»Ich bin gleich da«, sagte Garnett.
»Wir warten auf Sie.« Sie legte auf. »Okay, Leute, vielleicht kommt jetzt doch etwas Bewegung in die Sache.«
Diane und ihr Team erledigten im Labor dringende Arbeiten, während sie über eine Stunde lang auf Garnett warteten. Diane schaute auf die Uhr.
»Ich glaube, man hat uns versetzt«, sagte sie dann.
Als sie gerade ihr Handy aus der Jackentasche geholt hatte, um ihn anzurufen, vibrierte es in ihrer Hand. Sie schaute auf die Anruferkennung. Garnett.
»Sind Sie im Verkehr steckengeblieben?«, fragte sie.
»Sie haben in einem Lagerhaus an einer abgelegenen Straße am Stadtrand McNairs Lastwagen und die Beweisspuren gefunden – völlig unversehrt. Sie und Ihr Team sollten sofort dorthin kommen.«
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34
D as alte Backsteinlagerhaus sah aus, als sei es gebaut worden, als der Süden der USA noch vom Baumwollanbau lebte. Man hätte es jedenfalls sofort unter Denkmalschutz stellen sollen. Diane erinnerte sich sogar noch daran, dass man ihr und ihren Freundinnen in ihrer Kindheit verboten hatte, auch nur in dessen Nähe zu gehen. Natürlich war dies eine Herausforderung gewesen, aber alle Versuche, in das Gebäude zu gelangen oder es später als Teenager als mehr oder weniger unschuldiges Liebesnest zu nutzen, waren von schlechtgelaunten Nachtwächtern unterbunden worden. Es wirkte nun wie ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, überall wuchs Unkraut, und die roten Backsteine verwitterten und lösten sich allmählich auf.
Diane stellte den Transporter ihres Tatortteams neben einem Polizeiwagen ab, und sie und ihre Mannschaft stiegen aus. Sie ließen ihre Tatortkoffer erst einmal im Wagen stehen und betraten das Lagerhaus durch seine jetzt weit geöffneten Tore. Durch die zerbrochenen Fensterscheiben schien das Spätnachmittagslicht herein, erleuchtete das Innere des Gebäudes allerdings nur noch schwach. Die Taschenlampen, die Garnett und die anderen Polizisten trugen, waren die einzige andere Lichtquelle. Der große Lastwagen, mit dem McNair die Beweisspuren der von ihm untersuchten Brände zu befördern pflegte, stand mitten in der Halle.
»Was haben wir denn hier?«, fragte Diane, als sie den Blick durch die Halle schweifen ließ und dabei im Schatten überall Haufen von verbogenem Metall und Trümmerteilen bemerkte, die man einfach auf den
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