Brandzeichen
Männern überwachen. Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand in seinem Haus ein Drogenlabor betrieb und er davon nichts gewusst hat. Wir haben ihn bereits mehrfach verhört, aber bisher bleibt er bei seiner Version.«
»Und wie ist es mit den Mietern? Einer von ihnen könnte ja jemanden in den Keller gelassen haben«, sagte Diane.
»Die meisten wurden bei der Explosion getötet. Es gibt da allerdings einen jungen Mann, der ein Apartment in diesem Haus bewohnt. Er ist kurz vor der Katastrophe mit seinen Eltern nach Europa in Urlaub gefahren. Wir hoffen, dass er nach seiner Rückkehr einige Ihrer Fragen beantworten kann. Ich habe allen möglichen Leuten Ihre Zeichnung gezeigt, aber bisher hat ihn niemand erkannt. Ich habe sie auch an die ehemaligen Mitglieder des Drogendezernats geschickt. Vielleicht höre ich von denen etwas. Also, was können Sie mir über den jungen Stanton erzählen?«
Diane berichtete ihm von den Museumsdiebstählen, seiner Beziehung zu Darcy und von der Möglichkeit, dass sie gemeinsam zu dieser Party gegangen waren und keiner von beiden etwas von dem Meth-Labor im Keller gewusst hatte.
»Das gibt’s ja nicht! Das gibt der ganzen Sache ja eine ganz neue Richtung. Warum hat er dann versucht, Ihr Auto zu rauben?«
Diane zuckte die Achseln. »Er war verletzt und immer noch benommen von der Explosion. Er geriet in Panik. Vielleicht wusste er wirklich nicht mehr, was er tat. Dass er eine Pistole dabeihatte, war wahrscheinlich so eine Macho-Sache. Wir wissen es nicht und werden es vermutlich auch nie erfahren. Aber wir haben tatsächlich bisher keine Spur gefunden, die ihn und McNair miteinander verbindet. Haben Sie etwas Derartiges entdeckt?«
»Nein«, gab Garnett zu. »Nicht das Geringste. Sie wurden beide mit einer Beretta erschossen, aber es war nicht dieselbe Waffe. Auf eine Weise gleichen sich die beiden Morde, aber dann gibt es da auch einige wesentliche Unterschiede. Diese Museumsdiebstähle lassen mich jetzt endgültig annehmen, dass die Ähnlichkeiten rein zufällig sind.«
»Sehen Sie, Garnett, Sie sollten mich in dieser Sache nicht außen vor lassen. Ich muss alles wissen, was Sie wissen. Wir können Ihnen helfen, und ich bin höchst motiviert.«
»Ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Dieser Fund im Lagerhaus bringt Sie ja sowieso wieder ins Spiel. Jetzt muss ich mich aber wieder den Presseleuten widmen. Ich hoffe, dass deren Berichte dafür sorgen, dass Adler mit seinen Mätzchen aufhören muss. Er hat schon viel zu vielen guten Leuten geschadet.«
»Könnten Sie einen Ihrer Streifenpolizisten bitten, mich ins Labor zurückzufahren? Ich möchte sofort mit der Untersuchung dieser Knochen beginnen.«
»Kein Problem«, sagte Garnett. »Izzy ist hier; er wird Sie hinfahren.«
»Er arbeitet? Ich dachte, er hat Urlaub, um seinen Sohn zu betrauern.«
»Eigentlich ist er gar nicht im Dienst, aber er möchte einfach herausfinden, wer das getan hat, und deshalb lasse ich ihn hier mitarbeiten. Ich glaube, er braucht das jetzt.«
»Armer Kerl«, sagte Diane. Sie stiegen aus dem Transporter, und Garnett ging in die Lagerhalle, um Izzy zu benachrichtigen. Diane nahm die Schachtel mit den Knochen unter den Arm und stellte sich möglichst unauffällig hinter den Transporter. Als sie auf den Hügelkamm hinaufschaute, sah sie einen Lichtstrahl, der wie ein kleiner Scheinwerfer vom Boden aus senkrecht nach oben leuchtete. Sie beobachtete ihn ein paar Sekunden lang. Er bewegte sich nicht.
Jin!,
dachte sie.
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35
D iane öffnete den Transporter, schob die Schachtel mit den Knochen hinein und rannte den Hügel hinauf. Sie rutschte im Schnee aus und schürfte sich ihre Knie durch die Hosen hindurch auf. »Verdammt!«, rief sie, rappelte sich wieder auf und rannte weiter.
Oben auf dem Kamm sah sie, dass die Taschenlampe an einem Stein lehnte. Sie suchte im Licht ihrer eigenen Lampe den Boden in der Umgebung ab. Gerade als das Licht von einem polierten Wanderstiefel am Fuße einer kleinen Böschung auf der anderen Seite des Hügels widergespiegelt wurde, hörte sie ein Stöhnen.
»Jin!«, schrie sie aus vollem Hals.
Sie rannte die Böschung hinunter – eigentlich schlitterte sie über die Felsen und den Schnee – und hatte Glück, sich dabei nicht selbst den Hals zu brechen.
Sie kniete sich neben ihn, während er versuchte, seinen Oberkörper aufzurichten. »Jin, was ist passiert?«, fragte sie. »Sind Sie gefallen?«
»Gefallen?«, sagte er noch leicht verwirrt. »Nein. Ich
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