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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Tongefäße auf dieselbe Weise rekonstruieren würde. »Das ergibt dann nette kleine Zen-Gärten – tausendjährige Tonscherben in einem sauberen, bronzefarbenen Sandbett«, hatte er gesagt. Dieser Zen-Garten hier sah allerdings ziemlich makaber aus.
    Sie musste allerdings noch eine ganze Reihe von Knochenfragmenten zusammenfügen. Sie musterte die Teile und versuchte, in ihrem Kopf jedes Bruchstück einem ganz bestimmten Teil des Schädels zuzuordnen. Es war kaum zu glauben, dass dieser Mensch gestern noch am Leben gewesen war.
    »Vor zwei Tagen brachten sie im Gerichtsfernsehen eine zweistündige Sendung über Vermisste«, sagte Jin. »Das war ausgesprochen spannend. Anscheinend fallen ganz schön viele Vermisste unter die Kategorie, die mich interessiert. Eine Teenagerin und ihre Familie verlassen gerade die Kirche, als sie noch einmal zurückgeht, um ihre Tasche zu holen, danach ward sie nie mehr gesehen. Klingt das nicht wie eine Sherlock-Holmes-Geschichte? Eine andere Familie löst sich einfach in Luft auf. Niemand hat sie abreisen sehen; sie sind einfach nicht mehr da. Dann gibt es da noch den Fall des Mannes, der zuletzt im Wartezimmer seines Arztes gesehen wurde. Die Empfangsdame hat ihn die Praxis nicht verlassen sehen, und niemand weiß, was mit ihm geschehen ist. Das waren alles ganz normale Leute wie du und ich ohne ein geheimes Sonderleben oder so. Zumindest keines, von dem irgendjemand gewusst hätte«, fügte er dann noch hinzu. »So etwas würde ich gerne näher erforschen.«
    »Gab es in keinem dieser Fälle irgendwelche Spuren?«, fragte Lynn.
    Diane hob das Fragment eines Nasenbeins auf und drehte es in ihrer Hand. Selbst in seinem geschwärzten Zustand konnte man einen verheilten Bruch erkennen. Dieser Mensch wies also ein ganz bestimmtes Merkmal auf, anhand dessen man ihn vielleicht identifizieren konnte, musste sie denken, als sie nach weiteren entsprechenden Stücken suchte.
    »Überhaupt keine Spuren«, sagte Jin. »Mein Lieblingsfall ist allerdings der von Oberst Percy Fawcett.«
    »Von dem habe ich noch nie gehört«, sagte Lynn.
    »Er ist der coolste Vermisste, den ich kenne. Er verschwand mit seinem Sohn und dessen Freund im Amazonasurwald, als er nach einer alten Stadt suchte, in der angeblich ein geheimnisvoller Indianerstamm wohnte. Seine Geschichte ist wirklich äußerst seltsam, voller unterirdischer Städte, fremdartiger Stämme und verrückter Menschen. Selbst das verlorene Atlantis taucht darin auf. Eine großartige Sache«, schloss er seine begeisterten Ausführungen.
    »Haben Sie jemals versucht, einen dieser Fälle zu lösen?«, fragte Diane. Jin drehte sich zu ihr um und schien fast erstaunt zu sein, dass auch sie ihm zugehört hatte.
    »Ich habe einigen befreundeten Ermittlern bei einer Reihe von lange zurückliegenden ungelösten Fällen geholfen. Allerdings konnte ich kaum etwas zu deren Lösung beitragen. Meist lese ich nur alles, was es über sie gibt, und versuche dann, sie im Kopf zu lösen. Ich bin also nur so eine Art Sesseldetektiv. Allerdings habe ich mir schon ein paar ganz gute Hypothesen zurechtgelegt. Übrigens sind auch etliche Leute nur etwas nördlich von hier in den Smoky Mountains verschwunden, und niemand hat jemals irgendeine Spur von ihnen finden können«, fügte er noch hinzu. »Ich meine, was gibt es schon für gefährliche Sachen in den Smokys?«
    »Wildschweine«, sagte Diane, ohne von dem Stück Schädel aufzublicken, das sie gerade zusammenklebte. »Sie fressen alles, woran sich Blut befindet, Knochen, Stöcke, was auch immer es ist.«
    »Stimmt, Schweine«, bestätigte Lynn. »Wenn du erst einmal tot bist, fressen dich die Wildschweine mit Haut und Haaren auf.«
    Jin schaute zuerst Diane und dann Lynn an. »Na, zumindest vielen Dank, dass Sie mir eine tolle, geheimnisvolle Geschichte so ruiniert haben.«
    Lynn und Diane mussten beide laut lachen.
    Diane hatte jetzt alle noch vorhandenen Stücke des Schädels zusammengeklebt und das Ganze zum Trocknen in die Sandkiste gesetzt. Es sah jetzt wie die rekonstruierten Schädel aus, die man in ihrem Museum besichtigen konnte, mit dem einzigen Unterschied, dass dieser Mensch noch vor kürzester Zeit quicklebendig war.
    »Ich mache mal eine Pause«, sagte sie. »Wenn ich zurückkomme, schaue ich mal nach, ob wir irgendwelche Röntgenaufnahmen von Gesichtern mit gebrochenen Nasen haben. Ich denke, ich kann diesen Schädel dann identifizieren.«
    »Ich glaube, ich mache diesen Leichnam da drüben

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