Brandzeichen
gehen?«
»Ich schaue gerade alle Videoaufzeichnungen unserer Sicherheitskameras durch. Bisher ist mir noch nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Das Problem ist, dass wir von keinem dieser Diebstähle den genauen Tatzeitpunkt kennen. Ich habe alle Abteilungen gebeten, mir möglichst genau mitzuteilen, wann die vermissten Objekte zum letzten Mal gesehen wurden. Außerdem habe ich Kontakt zur Staatspolizei GBI und zum FBI aufgenommen. Bisher ist der Wert der gestohlenen Gegenstände noch nicht hoch genug, als dass sie wirklich tätig werden würden. Aber sie haben mir versprochen, nach Sammlern Ausschau zu halten, die bekannt dafür sind, auch schon einmal Diebesgut aufzukaufen. Darüber hinaus habe ich alle Museumsabteilungen aufgefordert, eine gründliche Inventur durchzuführen. Auf diese Weise haben die Geologen auch das mit den Edelsteinen gemerkt. Die Sammlungsleiterin war außer sich, als sie entdeckte, dass jemand die echten gegen falsche Steine ausgetauscht hatte. Sie meinte, Mike werde ganz schön wütend sein, wenn er davon erfährt. Wo ist er eigentlich?«
»Er sucht in brasilianischen Höhlen nach Extremophilen.«
»Lieber Gott … was auch immer das ist. Jedes Mal, wenn ich mit einem Kurator rede, lerne ich etwas dazu.«
Diane lächelte. »Hat es auch in der Archäologieabteilung irgendwelche Verluste gegeben? Sie besitzen einige sehr wertvolle Exponate.«
»Ich habe Jonas Briggs gefragt, und er verneinte. Ich glaube, er war sogar ein wenig beleidigt.« Sie grinste. »Aber Sie kennen ihn ja.«
»Bleiben Sie am Ball«, sagte Diane, »und halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Mache ich, Dr. Fallon. Wir haben Dr. Williams über alles informiert, während Sie die Überreste dieser armen Studenten untersuchten. Das Ganze ist wirklich schrecklich.«
»Da haben Sie recht. Das hat vielen Leuten fast das Herz gebrochen. Es wird lange dauern, bis sie sich einigermaßen davon erholt haben – wenn sie das überhaupt je schaffen. Den Verlust eines Kindes überwindet man nie.«
»Nein, Ma’am, das tut man wohl nicht.«
Diane rief Kendel Williams an und bat sie, sie vor der Abteilung für Wassertiere zu treffen. Danach verließ sie das Sicherheitsbüro, das sich im Ostflügel befand, und ging zu den Wassertieren im Westflügel hinüber. Als sie unterwegs am Museumsladen vorbeikam, fragte sie sich plötzlich, ob nicht auch dort etwas gestohlen worden sein könnte. Sie ging hinein und erkundigte sich bei der Geschäftsführerin, die gerade einige »Dora the Explorer«-Puppen ins Regal stellte.
»Gestohlen?« Sie fuhr mit der Hand durch ihr platinblondes Haar und schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht bei uns. Manchmal versucht jemand einen kleinen Ladendiebstahl, aber mit Hilfe des Detektors haben wir diese Leute bisher immer erwischt.«
»Teilen Sie es bitte der Sicherheitsabteilung mit, wenn irgendetwas fehlt.«
»Natürlich.«
Als sie aus dem Laden trat, kam ihr Kendel entgegen.
»Was ist los?«, fragte sie.
»Eine Personalangelegenheit. Ich brauche einen Zeugen, ich glaube, die Dame wird Schwierigkeiten machen; reine Vorsichtsmaßnahme.«
Kendel hatte heute ihre feinen braunen Haare zu einer »Banane« hochgesteckt, während sie sie sonst schulterlang trug. Ihre braunen Augen und ihre sanfte Stimme täuschten eine Menge Leute, die ihr zum ersten Mal begegneten. Tatsächlich war sie eine äußerst hartnäckige Person, die sehr geschickt verhandeln konnte. Sie hatte dem Museum auf die Art schon ausgesprochen schöne Ausstellungsstücke beschafft. Diane war froh, sie als stellvertretende Museumsdirektorin zu haben.
»Eine Dame, die Schwierigkeiten machen wird. Es muss sich um Whitney Lester handeln«, sagte Kendel.
Beide gingen jetzt durch das Foyer des Westflügels zur Wassertierabteilung hinüber. Das Museum war noch geschlossen, und die Ausstellungsräume waren noch menschenleer. Sie gingen an den Muscheln vorbei, und Diane blieb vor einigen Vitrinen stehen, bevor sie das Labor betrat.
Dort saß Juliet und arbeitete an ihren Unterrichtsmaterialien. Diese waren bei den Lehrern ausgesprochen beliebt. Juliet und ihre Kollegen aus den anderen Abteilungen stellten je nach Unterrichtsthema beispielhafte Muschelschalen, Steine oder Fossilien zusammen, legten sie in eine Schachtel und fügten diesen schriftliche Informationen, Vorschläge für eine Unterrichtseinheit und weitere geeignete Materialien hinzu. Diese Lehrkästen konnten zwar nur ausgeliehen werden, trotzdem war die Nachfrage so groß, dass
Weitere Kostenlose Bücher