Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
mich hat nur die Art und Weise interessiert, wie er die Trommeln schlägt. Linjijan, unser Flötist, ist Hina, der zweitbeste Flötenspieler Sililis, der beste dortige Flötist ist sein Großonkel Ladjinatuai, der für Schwarzdorn spielt.« Er verneigte sich und wartete gespannt auf die Antwort der Linken Hand des Kaisers. Die Hände locker auf den Oberschenkeln, schwieg Maratullik ein paar Atemzüge lang. »Beide Weiber stammen also«, sagte er schließlich, »aus dem Westen.« »Das haben sie mir erzählt, Saö-jura Meslar.« Die Befragung ging noch für kurze Zeit weiter, aber Maratulliks Hände blieben locker, seine Stimme klang nunmehr nach Geistesabwesenheit und bezeugte gelinden Widerwillen. Er hatte an den Auskünften kein sonderliches Interesse mehr, und Taguiloa faßte seine Antworten rasch immer knapper, so bündig, wie die erforderliche Höflichkeit es erlaubte. Trotz ihrer Kürze unterbrach der Temueng ihn am Ende. »Ihr werdet morgen hier auftreten«, sagte er. »Die entsprechenden Abmachungen kannst du mit meinem Hausverwalter treffen. Warte hier.« Er stand auf und verließ den Wintergarten mit der gleichen geschmeidigen Lautlosigkeit, übersah Taguiloas tiefe Verbeugung, seine Haltung zeigte an, die gesamte Angelegenheit war in seinem Dasein von so geringer Bedeutsamkeit, daß er sie schon vergessen hatte. Taguiloa klammerte die Hände ineinander, beließ das Gesicht so starr wie eine Maske, er war innerlich höchst aufgewühlt und mußte alle Mühe aufwenden, um ruhig zu bleiben. Ich habe gewonnen, war alles, was er zu denken vermochte. Ich habe fast gewonnen.
    In Branns Nacken glänzte weiß ihr verknotetes Haar; gekleidet in ein schwarzes Gewand und eine schwarze Hose sowie verschlissenen Sandalen an den Füßen, schlenderte sie über den geschäftigen Markt, befand sich unterwegs zu dem Gasthaus, in dem Sammang abgestiegen war, jedoch ohne Eile, vielmehr genoß sie die Vorfreude, freute sich an der üppigen Lebendigkeit des Lebens und Treibens ringsum auf dem Marktplatz. Plötzlich fiel ihr in der Menschenmenge ein Gesicht auf, dann gewahrte sie noch zwei bekannte Gesichter. Sie unterdrückte einen Aufschrei in ihrer Kehle. Cathar. Camm. Theras. Ihr Bruder. Ein blutsverwandter Vetter. Ein Herzensanverwandter. Sie kannte ihre Gesichter so gut wie sich selbst. Brann folgte den dreien, versuchte sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, obwohl sie sich sorgte, sie könnte sie aus den Augen verlieren.
    Während Cathar über den Markt wanderte, leuchtete in seinen Augen Vergnügen an der Vielfalt von Farben und Formen, da und dort blieb er stehen, feilschte um Früchte und Kräuter, eine Länge Tuch, scherzte mit seinen Begleitern; alle drei hatten keine Eile, keine Aufseher bewachten sie, soviel Brann sehen konnte. Cathar beglich die Einkäufe durchs Vorzeigen einer Metallscheibe beim Händler. Zu gern hätte Brann mit ihm gesprochen, aber sie wagte es nicht, sich ihm zu nähern. Nach dem ersten Aufwallen des Gefühls trat wieder ihr Verstand in den Vordergrund. Aus welch anderem Grund außer dem könnte er sich hier auf dem Markt aufhalten, um für sie als Köder zu dienen? Weshalb sonst sollten die Temueng ihn und die anderen außerhalb ihrer Gefängniswerkstatt umherlaufen lassen, die Gefahr eingehen, daß sie ausrissen? Wegen der Geiseln, die die Temueng hatten, war diese Gefahr gering, aber sicher konnten sie nicht sein. Folglich mußten Schnüffler in der Nähe sein. Zu sehen vermochte sie keine, aber das hatte in diesem Gedränge wenig zu besagen. Wie sollte sie einen Schnüffler überhaupt von den vielen übrigen Menschen unterscheiden? Sie ließen sich nicht am Geruch erkennen. Diesmal unterdrückte Brann ein irres Kichern. Und wenn sie mit Cathar spräche, was sollte sie sagen?
    Hallo, ich bin deine kleine Schwester! Einen Fuß größer, das Haar weiß, fünfzehn Jahre zu alt, und doch bin ich Brann. Brombeer-voller-Dornen. Nein, ich bin keine Verrückte. Ich bin wirklich deine Schwester. Inwendig elf Jahre alt, trotz der Äußerlichkeiten. Ha! Bestimmt würde er ihr auf Anhieb glauben, ganz sicher. Sie biß sich auf die Lippen, während sie ihn im Augenmerk behielt, darüber nachdachte, wie sie eine Unterredung mit ihm zustandebringen könnte, ohne sich den Schnüfflern ans Messer zu liefern.
    Yaril zog sie am Arm. Brann ließ sich von dem Wandelkind in eine Nebengasse führen, wo eine Einbuchtung eines Hauses ihnen die Möglichkeit zu einer ungestörten Unterhaltung gab.
    »In der

Weitere Kostenlose Bücher