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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hatte zum Ergebnis, daß sich die Finger entkrampften; offenbar entsprach sie den Erwartungen. »Zweitens, Saö-jura Meslar, ist eine solche Vorstellungsreise eine überaus kostspielige Unternehmung, vor allem am Anfang. Über ihre jeweiligen Begabungen hinaus haben die Mitglieder der Truppe — ausgenommen die Kinder — zu den Kosten für Ausrüstung und Ausstattung beigetragen und werden zum Ausgleich einen Anteil unserer Einnahmen erhalten, die Fremdlinge freilich einen viel kleineren Anteil als die Hina.« Er warf einen Blick auf die Hände. Sie lagen nun fast gänzlich ausgestreckt da. Gut. Aber er durfte die Langweiligkeit nicht übertreiben. Und ebensowenig den Anschein von Habsucht. »Drittens, Saö-jura Meslar, aufgrund meiner Bestrebungen, die für dich ohne Belang, für mich jedoch von Wichtigkeit sind. Es ist mein Trachten, Akrobatik, Gaukelkünste und Tanz zu etwas völlig Neuem zu verschmelzen, wie kein Mensch es je zuvor gesehen hat. Die Musik, die wir zur Begleitung solcher Auftritte erarbeiteten, ist gleichfalls ein Gemisch, eine Musik, die gespielt wird mit m'daijinischen Trommeln, einer rukka-nagischen Daroud sowie einer hinaischen Flöte, es handelt sich um eine Art von Musik, die hinlänglich fremdartig klingt, um die Zuhörer zu bezaubern, gleichzeitig jedoch in ausreichendem Maße von vertrautem Klang, um sie nicht zu befremden. Eine erregende Musik ist's, Saö-jura Meslar, darin sind alle, die sie schon gehört haben, sich einig.« Er verbeugte sich nochmals und verstummte. Gib darauf acht, was du redest, der Mann ist alles andere als ein Dummkopf, sonst hätte er nicht die Stellung, die er einnimmt.
    »Teile mir Näheres über diese Fremden mit. Zunächst über die Weiber.«
    »Deine Beachtung ehrt sie, Saö-jura Meslar.« Taguiloa räusperte sich. »Ich weiß lediglich allgemeines über sie, muß ich gestehen, Saö-jura Meslar, an ihrer Lebensgeschichte hegte ich kein Interesse, nur an ihrem Geld und ihren Fähigkeiten. Harra Hazhani ist eine Rukka-nag von irgendwo fern im Westen, gewiß ist jenes Volk dir bekannt. Sie kam mit ihrem Vater nach Silili, er starb und ließ sie ohne Schutz und Heim zurück sowie mit einer beschränkten Menge Geld, so daß sich für sie die Notwendigkeit ergab, eigenständig welches zu verdienen. Die Sitten und Bräuche ihres Volkes verbieten ihr bei Todesstrafe zu verkaufen, was eines Weibes Begehrtestes ist, außerdem ist sie ja eine Fremdländische, ausschließlich Entartete würden ihr dafür Geld zutragen. Jedoch ist sie auf ihre Weise eine vortreffliche Tänzerin und eine Musikantin von beträchtlicher Begabung. Das andere Weib nennt sich Brannish Tovah, sie ist eine Sujomann, stammt ebenfalls aus dem Westen, von irgendwoher hoch im Norden, sie erzählt, der Winter währt dort das halbe Jahr lang, und es schneit so, daß der Schnee selbst Berge zudeckt. Ich suchte eine Seherin, die auch zu tanzen imstande ist, und sie ist mir von kundiger Seite empfohlen worden. Ihr Gott hat es ihr zur Obliegenheit gemacht, stets mit dem Wind zu ziehen, oder so sagt sie es uns jedenfalls, sie geht mit dem Wind, einen Gemahl und zwei Kinder hat sie ans Eis und an Wölfe verloren, erzählte sie, sie hält eine fleckige Jagdhündin und einen Straßenbuben aus, letzterer hilft ihr irgendwie bei ihren Riten und ruft sie aus, so daß Leute zu ihr kommen und sich weissagen lassen, die beiden sind nun für sie so etwas wie eine Familie. Ähnlich wie dem Hazhaniweib ist es ihr aufgrund ihrer heimatlichen Sitten sowie durch die Gottheit, die in ihr Wohnstatt genommen hat, gänzlich verboten, sich zu Männern zu betten, die nicht ihrem Volk angehören, und sollte sie genötigt werden, ist sie durch besagte Gottheit dazu verpflichtet, denjenigen zu entmannen und den Freitod zu verüben. Das mindert die Gelüste eines jeden, der an ihr Gefallen findet. Offen gestanden, Saö-jura Meslar, als ich von diesen Dingen erfuhr, war ich recht erfreut. Frauen in einer Truppe zu haben, ist zumeist eine heikle Sache, es kann zu Verwicklungen mit den Landbewohnern führen, wenn derlei Weiber es als angebracht erachten, ihre Einnahmen durch Arbeit in der Waagerechten zu verbessern. Der m'darjinische Trommler ist ein Bub von etwa zehn Lenzen, bei seinem Volk ist das Alter solcher Kinder schwer zu schätzen. Er hat keinen Vater und keine sonstigen Anverwandten, die darauf Anspruch erhöben, ihn in ihre Obhut zu nehmen, obwohl mir unklar ist, warum es sich so verhält. Ich habe ihn nicht ausgefragt,

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