Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
würde —, zu dem wieselgesichtigen Kind, das die spitzen Zähne bleckte, und schließlich zu Brann, auf der Mondlicht wie der Widerschein eines Feuers glänzte. Er regte sich nicht; zwar hatte er Furcht, aber er beherrschte sich, bemühte sich um eine Einschätzung der Lage, sann auf Möglichkeiten, wie er der Gefahr entfliehen könne.
    »Wir sind Seelentrinkerin und die Bergkinder«, säuselte Yaril. Sie packte seine Hand, die Stärke ihrer dünnen Finger mußte auf den Mann so erschreckend wirken wie ihr Äußeres. Sie bog die Hand zu einer Faust zusammen, umschlang sie mit ihren Händchen, musterte ihn mit unpersönlicher, jedoch eifriger Aufmerksamkeit. »Ihr habt eine Anzahl unserer sterblichen Anverwandten ermordet und andere verschleppt. Unsere Mutter habt ihr beschmutzt und mit Blut besudelt. Warum?« Ihre helle, klare Stimme klang gelassen, so als plaudere sie lediglich. »Antworte mir, Mann!« Sie verstärkte den Druck um seine Faust, sah zu, wie er sich angestrengt darum bemühte, ruhig zu liegen, Schweißtropfen bildeten sich auf dem langen, hageren Gesicht. »Warum?« Yaril lockerte den Griff. »Warum?«
    »Es war etwas«, antwortete der Pimush, sobald er wieder zu sprechen vermochte, »womit wir uns die Zeit vertreiben konnten.«
    Yaril gab der Natter einen Wink, und sie verwandelte sich in eine Riesenschlange mit zart gefiederten Schwingen, kaum größer als eine menschliche Hand, die hinter dem kantigen Drachenkopf flatterten, aus dem Rachen züngelte eine gegabelte Zunge; das schillernde Gefieder schwirrte und flirrte, und die riesige Schlange wurde noch größer und auf der Brust des Temueng immer schwerer, die Windungen des dicken Leibs breiteten sich von seinem Körper über die Wurzeln der Eiche aus. Während der Pimush sie anstierte, den Mund krampfhaft zusammengepreßt, aber die Augen vor Furcht geweitet, die er nicht leugnen konnte, rann eine qualmende ölige Flüssigkeit an einem dolchartigen Fangzahn der Drachenschlange hinab, sammelte sich an der Spitze, tropfte ihm endlich auf die Brust. Das Gift brannte sich durch seine Bluse in sein Fleisch. Seine Gestalt zuckte, wand sich in Krämpfen, soweit es überhaupt möglich war, solange Yaril seine Faust in einem Griff hatte, aus dem sich befreien zu können für ihn keine Aussicht bestand, solange auf Beinen und Unterleib das fürchterliche Gewicht der Drachenschlange lastete.
    Yaril fuhr mit einer Hand über das Brodeln der Flüssigkeit, nahm sie in sich auf. Der Schmerz verging, der Mann lag wieder ruhig. »Warum?« erkundigte Yaril sich erneut. »Jedes Jahr haben wir getreulich Tribut nach Grannsha gesandt, die Übereinkunft zwischen Arth Slya und dem Kumaliyn ist innerhalb der tausend Jahre, seit sie getroffen ward, niemals gebrochen worden. Weshalb seid ihr nach Arth Slya gekommen?« Der Temueng befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen, stieß auf einmal lauthals einen Hilfeschrei aus. »Deine Männer sind tot.« Yaril tätschelte ihm die Faust.

     
    »Nur ihre Geister könnten dir antworten. Ruf getrost noch einmal, wenn du's wünschst. Schrei, soviel du willst. Bloß die Gefangenen können dich hören, und sie sind an Pfosten gefesselt. Warum habt ihr Arth Slya zerstört?« Von neuem verstärkte sie die Umklammerung seiner Faust, schaute zu, wie er sich abmühte, um nicht laut zu stöhnen, sich dem Gefühl der Wehrlosigkeit widersetzte, das ihm ihre unwahrscheinlichen Körperkräfte sowie das Gewicht der Drachenschlange verursachte. Danach verminderte Yaril den Druck wieder ein wenig. »Sprich die Wahrheit, und du darfst rasch und schmerzlos sterben. Solltest du jedoch lügen und zu reden dich weigern, so wird meines Bruders Gift dich Stück für Stück zerfressen, und die Seelentrinkerin wird dafür sorgen, daß du bis zum gräßlichen Ende ständig bei Besinnung bleibst.«
    Die dunklen Augen des Temueng blickten gehetzt umher, er rang ein letztes Mal mit sich selbst, ihm war nach Trotz zumute, doch er war zu schlau, um seine Kräfte mit dem Verschweigen von Angelegenheiten zu vergeuden, die drunten in den Dörfern zum Allgemeinwissen zählen mußten. Mit sichtlicher Willensanstrengung entspannte er sich. »Alle tot?«
    »Alle. Slya wacht über ihre Kinder.«
    »Leichte Aufgabe, ist uns gesagt worden. Die jungen kräftigen Leute aufgreifen, Kinder und Tattergreise nicht ...« Der Atem fauchte ihm durch die straffen Lippen. »Keine Rede von keiner Scheißgöttin nicht, wo uns die Eier schleift. Euer Kumaliyn ist gestürzt worden.

Weitere Kostenlose Bücher