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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Hier herrscht jetzt Abanaskranjinga, Kaiser der Temueng.«
    »So. Und weshalb kommt ihr daher wie Wölfe? In Arth Slya waren keine Krieger.«
    »Was fragt ihr mich? Ich tu, was mir befohlen wird. Geradeso wie 'n braver Bub, dem man dafür 'n Kopf tatscht.«
    »Weshalb seid ihr dahergekommen wie Wölfe?«
    Der Kerl schnob. »Der alte Abanaskranjinga mag kein Häuflein Lehmfüße nicht unbeachtet lassen, sie könnten ja denken, sie brauchten ihn nicht, und andere Dreckfresser kämen womöglich auf den Einfall, sie hätten irgendwelche Rechte. Lehmfüße und Dreckfresser, die Scherereien anstellen, werden schlicht zusammengehauen, aber Abanaskranjinga muß uns entlohnen fürs Zusammenhauen, und von Silber trennt er sich so ungern wie ein Steppenlöwe von Fleisch. Also ist's billiger, sie zu unterwerfen, bevor sie Ärger machen. Der Handel und das Säen und Ernten werden nicht gestört. Ist auch 'n leichter Weg, um an wertvolle Sklaven zu gelangen. Für so was hat der alte Abanaskranjinga 'n Blick. Er dachte sich, eure Künstler in Arth Slya sollten lieber gleich ihr Zeug irgendwo für ihn anfertigen, wo er sie im Augenmerk behalten kann. Dachte sich, Durat wird dadurch mal so 'n Ruf für Handwerk und Kunst haben wie ihr Lehmfüße.«
    Brann tat einen Schritt auf ihn zu. »Sklaven«, brauste sie auf. »Das halbe Dorf tot, nur damit ... damit ... er sich mit ihrer Arbeit brüsten kann!«
    Er wölbte die dünnen geschwungenen Brauen, das Bedürfnis, die eigene Stimme zu hören verleitete ihn unvernünftigerweise zu weiteren Einlassungen, er versuchte, das Verhör in so etwas wie eine alltägliche Unterhaltung umzuwandeln. »Küken, was soll denn daran neu sein? Für den alten Großkotz sind wir alle seine Sklaven. Wir springen, wenn er an den Fäden zieht. Springen wir nicht, haut man uns die Rübe ab. Wieso auch nicht? Wir machen das gleiche mit dem Pack unter uns.«
    Brann starrte ihn an, verstand wenig von dem, was er redete. Er sprach von einer Welt, die sich von den Verhältnissen, in denen sie aufgewachsen war, vollständig unterschied. Sie entnahm seinen Äußerungen nicht mehr, als daß letzten Endes der Temueng-Kaiser für die Zerstörung Arth Slyas verantwortlich gemacht werden mußte. »Die Messe«, sagte sie. »Was ist aus den Bewohnern Arth Slyas geworden, die zur Messe gefahren sind?«
    »Unterwegs, Küken, auf 'm Schiff unterwegs nach Andurya Durat.«
    Brann legte die Hände auf den Rücken, ballte sie zu Fäusten, wendete erhebliche Mühe auf, um einen gleichmäßigen Klang ihrer Stimme zu gewährleisten. »Sind welche von ihnen umgebracht worden?«
    »Wer würde sich die Rübe abhauen lassen, weil er erstklassiges Fleisch vertan hat? Eh-eh.«
    Brann schloß die Lider. Ihr Vater und ihre Brüder lebten. Sie waren Gefangene, aber noch am Leben.
    »Brombeer!« Yarils Stimme.
    Aus ihrer Erleichterung geschreckt, umrundete Brann die Füße des Temueng, blieb neben Yaril stehen. »Ja, was?«
    »War das alles, was du wissen wolltest?«
    »Ja ... äh ... ja.«
    »Und?« Yaril vollführte eine Gebärde der Ungeduld.
    Brann rieb sich die Hände an den Seiten der blutigen Bluse, das Blut stammte von der Verletzung ihres Arms, war längst geronnen. Irgendwie war es diesmal anders, weil sie dem Opfer in die Augen schaute, seine Stimme hörte, die Furcht bemerkte, ihn als Mensch sah, ihn kannte. Trotz des Unheils, das er angerichtet hatte, scheute sie es, ihn des Lebens zu berauben; der Abscheu, den sie verspürte, war beinahe zu stark, um überwunden werden zu können. Umständlich langte sie nach ihm, sah die Furcht in seinem Blick sprungartig wachsen, dann die Augen stumpf werden, als Schicksalsergebenheit das Grausen ablöste. Branns Hand sank herab. »Ich kann nicht«, heulte sie auf. »Ich ...« Da ergriff eine unerhört heiße Wut von ihr Besitz, erstickte ihren Willen, bewegte ihre Arme, senkte die Hände auf des Temueng Stirn und Mund, entzog ihm das Leben in einem einzigen wüsten Schwall.
    Dann war er tot, und das Etwas, das sie überwältigt hatte, entschwand aus ihr wie ein Wirbel. Die Kinder waren es nicht gewesen; wie undeutlich ihr Denken auch sein mochte, soviel war ihr klar. Vorsichtig näherte Yaril sich ihr, hob die Hand. Zwischen ihnen knackte ein Funke, und Yarils kleine starken Hände umfaßten Branns Arm, sie drängte sich an sie, warm und lebendig, murmelte ihr Worte des Trostes zu. Nochmals knackte ein Funke, und Jarils Hände streichelten Branns Schultern, rieben ihr sanft dort und im Nacken

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