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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Wundwerden der Schenkel, die Krämpfe in Fingern, Armen und Beinen, ununterbrochen ritt sie den Berg hinunter, bis bleierne Müdigkeit das Roß erfüllte, sie die Berge hinter sich gelassen hatten, sich in den leicht gewellten Hügeln des Vorgebirges befanden.
    Als der Wunde Mond bereits eine Stunde lang überm Horizont schwebte, rollte sich Brann in einer mit Gras gepolsterten Mulde zusammen und schlief, vertraute das Pferd und ihre Sicherheit den Kindern an. Sie schlummerte tief und fest, und falls sie träumte, erinnerte sie sich anschließend nicht.
    Die Sonne stach ihr heiß in die Augen, als Brann erwachte, Schweiß klebte ihr am ganzen erheblich veränderten Körper, sie spürte das Drücken und Kneifen viel zu klein gewordener Kleidung.
    Sie setzte sich auf, stöhnte. Hastig riß sie sich, was von ihren Hosen übrig war, vom Leib, die Nähte waren meistenteils geplatzt, während sie schlief, sie seufzte vor Erleichtung, zerrte sich auch die Reste der Bluse vom Oberkörper, drehte die Fetzen zu einem Bündel, wischte sich damit übelriechend-ranzigen Schweiß ab. Dreck und getrockneter Schweiß verklebten ihr das Haar. Sobald sie die Finger hindurchpflügte, fiel es ihr in Büscheln aus. Sie rieb sich mit dem Lumpen, der vorher ihre Bluse war, den Kopf; das gesamte Haar fiel aus, rings um sie sanken dunkle, mausgraue, abgestorbene Strähnen ins Gras. Brann rieb sich den Schädel, bis er völlig kahl war, regelrecht blankgeputzt. Sie warf die Lappen beiseite, befühlte mit den Händen den Körper, den die Nacht ihr geschenkt hatte, die vollen weichen Brüste, schmale Taille, die breiteren Hüften, das Schamhaar, das im Sonnenschein wie verschlungener Silberdraht glänzte. Ihr war zum Weinen, zum Losbrüllen, so verwirrt und ratlos war ihr zumute.
    Sie spürte eine Hand auf der Schulter. Erschrocken wandte sie sich mit einem Ruck um, schrie mit einer Stimme auf, die sie nicht erkannte, prallte zurück — da sah sie, es war Yaril. Sie hatte sorgfältig gefaltete Kleidungsstücke auf den Armen. »In der Mulde drüben bereitet Jaril das Morgenmahl zu. Zieh dich lieber an. Hiermit.«
    Brann breitete die Bluse aus, sah erstaunt, nachdem sie sie sich angesehen hatte, Yaril an. »Woher ...?« »Wir haben die Sachen mitgebracht. Für alle Fälle.« Brann betrachtete die immer noch sich hingehaltene Bluse und schnob. »Bloß für den Fall, daß ich durch irgendeinen Zufall ein paar Spannen größer und ein Dutzend Jahre älter werden sollte?« Sie biß sich auf die Lippen, ihre tiefere, dunklere Stimme — eine Frauenstimme — verursachte ihr Mißvergnügen, sie besaß keine Ähnlichkeit mit jener Stimme, mit der sie zuvor gesprochen hatte.
    »Für den Fall, daß dir die Heimkehr nach Arth Slya verwehrt bliebe. Für den Fall, daß es erforderlich würde, außer den Dorfbewohnern, die von den Kriegern verschleppt worden waren, auch deinen Vater und seine Leidensgenossen zu befreien. Jaril und mir kam's naheliegend vor, daß die Temueng als erstes der Messe Besucher ergreifen, ehe sie die Dörfer überfallen.« »Von alldem habt ihr mir nichts gesagt.« »Du hast genug andere Sorgen gehabt.« »Das hier habt ihr mit mir angestellt. Warum?« »Ein elfjähriges Kind, ein Mädchen, auf Fahrt«, sagte Yaril. »Denk nach, Brann! Steh nicht nur da und sperr den Mund auf wie ein Fisch. Zieh die Bluse an. Wer würde so ein Kind unbehelligt umherziehen lassen? Wahrscheinlich wäre, daß der erste Mann oder die erste Frau, wer eben gerade eine Arbeitskraft braucht, dich bei sich >aufnimmt< und dich für deinen Unterhalt schuften läßt. Wer täte denn schon auf 'n Kind hören? Und das ist noch nicht das Schlimmste, was dir zustoßen könnte. Deshalb haben wir die Lebenskraft, die du dir einverleibt hast, zu dem Zweck benutzt, dich älter zu machen. Du versäumst dadurch nichts, Brombeer-voller-Dornen, du bist durch uns in diesem Alter verhaftet worden. Du wirst dich nicht mehr ändern, es sei denn, du hättest einen diesbezüglichen Wunsch.«
    Brann starrte sie an, hatte den Eindruck, als wäre ihr Kopf so hart wie alte Eiche geworden. »Was ...?« Sie streifte die Bluse über, knöpfte das Vorderteil zu, so daß es sich straff über ihre gerade erst erhaltenen Brüste spannte. >»Verhaftet?<«
    »Du weißt, was das Wort bedeutet. Zieh diese Hose an, sie gehörte Mareddi, die ungefähr deine Größe hat, also sollte sie dir passen.«
    Brann stellte sich in die Hosenbeine, zog sie hoch, schloß die Bänder. »Aber ich weiß nicht,

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