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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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worden zu sein, auch wenn der Tod nur einen greisen Verwandten des Hausherrn ereilt hatte. Derlei Vorfälle erinnerten sie zu nachdrücklich an die Verlebtheit der eigenen Körper und daran, wie gering die Zahl der ihnen verbleibenden Jahre sein mochte. Auch Taguiloa behagte es wenig, bei Geisterwachen aufzutreten, aber man verdiente gut, man erhielt einen Grundbetrag und zusätzlich die Gaben der Geisterzeugen.
    Er verweilte am Tisch mit den Speisen, tauchte eine Trinkschale in den erwärmten Wein, wich zurück in die Schatten, um die Tänzerinnen zu beobachten, die nach ihm für ihre Vorführung die Matten betraten, deren lange Ärmel wehten, deren hauchdünne Schleier kaum etwas von den geschmeidigen Leibern verhüllten. Tari Schwarzdorn und ihre Tänzerinnen. Csermanoa knauserte nicht, was seinen Onkel anging. Taguiloa lächelte. Aus Liebe geschah das  alles nicht. Csermanoa der Scharfe untermauerte seine Stellung in der Händlerschicht der Hina; gemessen an der Anzahl der Anwesenden und am starren Lächeln ihrer Gesichter festigte er seine Lage — sein Ansehen und seinen Einfluß — mit der gleichen Zielstrebigkeit und Rücksichtslosigkeit, wie er seine Geschäfte betrieb.
    Taris Flötenspieler war ein Wundertier, die Töne, die er dem Instrument abrang, waren vollauf abgestimmt auf die feinen Bewegungen von Taris Körper und die Art des Tanzes. Taguiloa schlürfte Wein, runzelte angesichts der Weise, wie die Flötenklänge die Anziehungskraft der Tänzerinnen verstärkte, versonnen die Stirn. Obwohl das Brauchtum vorschrieb, daß Flötenmusik Tänzerinnen vorbehalten blieb, hatte er im vergangenen Jahr mit Taris Flötist Ladjinatuai geübt, eine Verquickung von Tanz und Akrobatik erarbeitet, die sich auf das Fließende des Flötenklangs stützte; öffentlich aufgetreten war er allerdings damit noch nicht. So etwas bedeutete einen verwegenen Schritt und erforderte eine geeignete Zuschauerschaft, wahrscheinlich eine, zu der viele Temueng zählten. Wie sehr er sie auch verabscheute, er mußte einräumen, daß sie nicht so verstockt darauf bestanden, alles so, wie es war, zu belassen. Als er es vor einiger Zeit gewagt hatte, Akrobatik und Gauklerei in einem Auftritt zusammenzufassen, war ihm zwar der Rückhalt Gerontais, seines Meisters, sicher gewesen, er hatte ihn in Schutz genommen, doch Taguiloa entsann sich noch sehr gut an die Schwierigkeiten, die es bereitet hatte, damit Anklang zu finden, bevor ihn zufällig der Tekora sah und die Vorstellung lobte. Mehrere Tage lang war er selbst sich widerwärtig gewesen, weil er wegen dieser Anerkennung Dankbarkeit empfand, doch sein FastVater-Meister hatte ihn dafür gescholten, ihm sein Mißbehagen ausgeredet. Wir werden ohnehin von jenen verachtet, die uns für unsere Künste bezahlen, hatte Gerontai gesagt, darum laß dir nicht von ihnen weismachen, wie du dich zu bewerten hast. Schau dir die Schoßhunde an, die den Temueng den Arsch küssen und dir nun nachlaufen, nachdem der Tekora dich als seiner Beachtung würdig befunden hat. Was soll es denn, wenn es einen Temueng braucht, um zu erkennen, was du taugst? Du kennst dich selbst, Seelensohn, du weißt, daß du besser bist, als ich es je war oder jemals sein könnte. Deine Reinheit liegt in deiner Kunst, sie hängt nicht davon ab, was Hina über dich reden. Aber seine neuen Vorhaben, so wußte Taguiloa, würden günstigere Voraussetzungen als nur die Zustimmung eines Tekoras brauchen. Immer ungeduldiger verlangte es ihn danach, endlich mit ihnen den Anfang zu machen, doch er sah allein eine Möglichkeit zu ihrer Verwirklichung: Er mußte eine Truppe um sich sammeln, nach Andurya Durat reisen und sich eine Gelegenheit zu einem Auftritt vor dem Kaiser verschaffen; von da an würde er bei sämtlichen Veranstaltungen mit dem kaiserlichen Siegel prunken dürfen. Dieser Plan ließ sich nur mit einer unvorstellbar hohen Summe für Bestechungen und Handgelder in die Tat umsetzen, ganz zu schweigen von den allgemeinen Kosten. Er brauchte einen Förderer und viel Glück, um nur halbwegs die Aussicht zu haben, ihn verwirklichen zu können.
    Noch eine Zeitlang schaute er zu und lauschte, grübelte über alle die Hemmnisse nach, zu deren Überwindung er gegenwärtig keine Wege wußte, dann stellte er die Trinkschale ab und suchte den Nebenhof auf, in dem Csermanoa für die Artisten und Musikanten einen Pavillon aus Papier hatte errichten lassen, um sie von seinen Gästen fernzuhalten. In einem Winkel sah er Yarm mit einem von

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