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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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das Beben unterbinden, das ihr durch den ganzen Körper ging. Sie weinte mit der häßlichen Untröstlichkeit eines gekränkten Kindes. Sammang straffte sich, schaute ratlos rundum, verwünschte die beiden Kinder, weil sie sie in einer solchen Verfassung alleingelassen hatten. Schließlich nahm er sie in die Arme, drückte sie fest an sich, tätschelte sie, streichelte ihr mit einer Hand übers Haar und den Rücken, immer wieder, murmelte auf sie ein, ohne selbst zu wissen, was er da raunte; nach und nach verebbten das Zittern, ihr krampfhaftes Schluchzen. Für eine Weile war sie nichts als ein Kind, dem er Trost spendete. Doch das änderte sich unmerklich, aus dem Tätscheln wurden Zärtlichkeiten. Er vergaß das Kind in der Frauengestalt — bis ihm unvermittelt auffiel, was er tat. Da ließ er von ihr ab. »Jetzt geht's dir wieder besser«, meinte er, sobald er sich zum Sprechen imstande fühlte. Er wollte aufstehen, aber sie schlang ihm die Hände um den Arm, zog ihn zu sich hinab.
    »Bleib bei mir«, flüsterte sie, »bitte!«
    »Brann ...« Sammang berührte ihr Gesicht, seine Hände glitten über ihre Schulter und auf eine Brust. Branns Augen weiteten sich, ihre Zunge fuhr über die Lippen. Sie seufzte, ihre Brust lehnte sich, die Brustwarze hart, gegen seine Hand. Er senkte die Hand.
    »Nicht«, flüsterte Brann.
    »Es muß sein«, antwortete Sammang; er zerrte an der Zugkordel seiner Hose, zerriß sie in der Hast.
    Brann war warm und feucht, für ihn bereit, ihre Schenkel umfingen ihn fest; zuerst überließ sie alles ihm, dann tat sie, was ihr Körper verlangte. Als es vorüber war, sie neben ihm lag, seine Atmung sich beruhigte, schmiegte sich Brann an ihn, seufzte einen Laut tiefer Befriedigung und schlief ein.
    Sammang erwachte mit taubem Arm, weiße Locken kitzelten ihn am Kinn, Sonnenschein drang durch die Schlitze des Belüftungslochs, für ein Weilchen lag er noch still da und lauschte auf die Vorgänge auf und rund ums Schiff. Der Sturmwind hatte nachgelassen, war zu einem frischen Backstagswind abgeschwollen, der die Meermaid gleichmäßig vorwärtstrieb, ohne sie zu überlasten.
    Branns Atem behauchte Sammangs Schulter wie ein Wallen feuchter Wärme. Sie schlummerte noch, ruhte in völliger Erschlaffung, gab nicht einmal ein Nuscheln von sich, als sich Sammang behutsam unter ihr hervorschob, aus der Koje kroch. Er suchte eine saubere Hose heraus, zog sie an, schlüpfte in ein ärmelloses, von Sonne und Salzwasser zu schmutzigem Grau ausgebleichtes Hemd. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und schwor, es von Staro, bevor der Tag verging, stutzen zu lassen.
    Er betrachtete Brann. Nun lag sie auf dem Bauch, einen Arm ausgestreckt, den anderen an den Leib gezogen, die Faust an den Mund gepreßt. Ein Kind, ja Verdammnis! Eben hatte er sich noch auf ein morgendliches Mahl gefreut, aber jetzt war ihm der Appetit verflogen. Er verließ die Kajüte, die nackten Füße beschriften die Planken lautlos, und er vermied jedes Geräusch, als er die Tür schloß. Er wollte Brann nicht wecken. Es sollte ihm recht sein, wenn sie den größten Teil des Tages verschlief. Es gab eine Menge, über das er nachzudenken beabsichtigte.
    Am Steuerrad stand der Haarige Jimm. Er zwinkerte hinauf zum Himmel, brummte ein Liedchen mit nicht mehr als drei Tönen in den Bart. Er grinste Sammang entgegen, deutete mit einem dicken Daumen himmelwärts. »Man braucht 'ne Weile, um sich dran zu gewöhnen, aber sie sind nützliche kleine Rangen. Weißt du was, Sammang? Du solltest sie alle bei uns behalten. Das müßte doch möglich sein, oder?« Sammang spähte hinauf. Träge kreisten zwei große weiße Vögel über dem Schiff, hielten mühelos dessen Geschwindigkeit. »Sie waren schon fast die ganze Nacht lang droben, 'ne echte Hilfe von ihnen, sie haben gesagt, sie warnen uns, falls sich irgendwer oder irgend etwas nähert.«
    Brann betrat das Deck erst am Spätnachmittag. Sammang, der am Bug stand, hörte sie und die Mannschaft einander Äußerungen zurufen, danach schwieg sie; einige Zeit lang streifte sie auf dem Deck umher, rückte Sammang nach und nach näher, aber er ließ sich die Kenntnis ihrer Gegenwart nicht anmerken. Als sie ihm endlich die Hand an den Arm legte, zuckte er zusammen, um ein Haar hätte er den Arm zurückgerissen.
    »Du bist wirklich aufgebracht.« Anscheinend staunte Brann darüber.
    »Ja«, bestätigte Sammang verärgert, beinahe wütend.
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich älter werde. In

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