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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wohlgelaunt gezeigt, und dies Verhalten flößte ihnen Verunsicherung ein. Gegen Morgen kehrten die Späher zurück und meldeten, sie hätten nichts Verdächtiges beobachten können. Das hätte die Söldner beruhigen sollen, aber es hatte keineswegs diese Wirkung. Sie gaben ihren Reittieren Hafer und Wasser, ließen sie grasen und einige Stunden lang verschnaufen, dann jedoch ritten sie weiter, solange noch Morgentau auf dem Gras glitzerte. Der kleine Fette begleitete sie mit der gleichen heiteren Gelassenheit gegenüber dem Geschehen, das er zuvor an den Tag gelegt hatte, und verstörte damit die Greiferrotte so stark, daß nur ihre sehr ausgeprägte Furcht vor dem Maretuse sie daran hinderte, ihn durch und durch weichzuprügeln.
    Nachdem sie den Mann mitsamt dem Maultier beim Maretuse abgeliefert hatten, empfanden sie noch immer derartig gründliches Mißbehagen, daß sie ihre Habseligkeiten packten und so weit in den Süden galoppierten, wie es an einem Stück möglich war, ohne die Rösser totzuhetzen. Sie hatten vor, wenigstens ein, zwei Königreiche zwischen sich und Ambijan zu bringen. Die Pferde kamen mit dem Leben davon und liefen schließlich ihren Besitzern weg. Tungjii hatte Pferde gern. Einen Söldner fraß ein Tiger. Ein anderer stürzte von einer Brücke in einen tosenden Wasserfall und gelangte am Ende ins Meer, allerdings überwiegend in den Bäuchen von auf Wanderung befindlichen Fischschwärmen. Ein dritter Kerl diente einem Wurf Bergadler als Nahrung. Tungjii sah den großen Vögeln gern zu, wie sie am Himmel schwebten und ihre Kreise zogen. Der vierte und fünfte Söldner fielen Trollen in die Hände und gaben für eine ganze Schar junger Trolle saftige Braten ab. Alles in allem trugen die Söldner binnen eines Sommers mehr zum Wohlergehen der Welt bei, als sie es davor innerhalb von Jahren getan hatten.
    Der Maretuse ließ den kleinen Dicken vor sich führen. »Wie lautet dein Name?« fragte er ihn.
    »Rate mal.«
    »Unverschämtheit wird dir lediglich Schläge eintragen. Das sei dir eine Warnung.«
    »Ein wilder Eber vermag einen Jäger niederzurennen und ihm den Leib aufzuschlitzen. Das beweist indes keinesfalls, daß er schlauer oder tapferer als der Jäger ist, sondern nur, daß den Jäger das Glück verlassen hat.«
    »Glück? Pah! Glück gibt's nicht. Es gibt nur unterschiedliche Grade der Klugheit und Dummheit.«
    »Da würde der alte Tungjii dir widersprechen.«
    »Tungjii ist bloß ein Hirngespinst, an dem die Leute hängen, um sich nicht mit der eigenen Unfähigkeit, sich in der Welt und mit anderen Menschen zurechtzufinden, befassen zu müssen. Tungjii ist nichts als ein Furz im Wind.«
    »In dieser Hinsicht würde er dir womöglich weniger widersprechen. Der Wind und die Art und Weise, wie sich verschiedene Wege des Schicksals kreuzen, beruhen auf Zufällen, nicht so sehr auf Glück, aber da und dort hat's bisweilen im Geflecht der Zufälligkeiten eine Fuge, in die er seinen Daumen stecken und 'n bißchen wackeln und bohren kann.«
    »Unsinn. Ein kluger Mann verachtet jeden Gedanken an >Glück< und greift so hoch, wie's ihm nur möglich ist.«
    Der kleinwüchsige Dicke neigte den Kopf seitwärts, schnalzte mit der Zunge. »Auf die eigene Klugheit zu bauen, bedeutet Krieg, aber Krieger ist Krieger.«
    »Was soll das heißen? Falls es überhaupt irgend etwas heißt.«
    »Du bist es doch, der mit Klugheit begnadet ist, sag du's.«
    »Fürze!« Der Maretuse lehnte sich in seinen Stuhl. »Es ist meine Gewohnheit, Reisende in mein Haus einzuladen und mich mit ihnen im einen oder anderen Spiel zu messen. Du sollst wissen, daß du, wenn du verlierst, auf Lebzeit mein Sklave zu sein hast. Und du mußt verlieren, weil du ein feister, kleiner Hohlkopf bist, der ans Glück glaubt. Doch du wirst ein Spiel aussuchen und es mit mir spielen, oder ich werde dir das Fett in Streifen vom Wanst schneiden und dich damit mästen.«
    »Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?«
    »Du wirst nicht gewinnen.«
    »Wenn es nicht für beide Beteiligte eine Gewinnchance gibt, ist es kein richtiger Wettstreit.«
    Der Maretuse rang sich ein Lachen ab. »Was soll's schon, wenn du doch nicht gewinnen kannst? Aber von mir aus, nenne mir, was du als Preis begehrst.«
    Der Dicke faltete die Hände auf seinem kleinen, festen Bauch, schloß die Lider und verkniff das Gesicht, als kostete das Nachdenken ihn erhebliche Anstrengungen; zuletzt entkrampfte sich seine Haltung, er lächelte, schlug die Augen auf. »Daß du mein

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