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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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dann schlenderte sie ein Stück weit am Strand entlang und ließ sich auf einem Klotz Lava nieder. Bist du am Werk, Maksim ? Überlegst du dir, auf welche andere Weise du uns beseitigen könntest? Bei diesen Gedanken erschauerte sie, dann starrte sie voller Wut hinauf in den leeren, dunklen Himmel. Luftgeister kreisen droben, belauern uns, belauschen uns, erstatten dem Zauberer Bericht, der wie eine Spinne mitten in seinem luftigen Netz sitzt. Wie schnell sie wohl zu fliegen vermögen ? Ahzurdan danach zu fragen, ist mir nie eingefallen. Aber es ist wohl auch nicht so wichtig. Brrr, mir kribbelt die Haut, wenn ich daran denke, daß mich Wesen beobachten, die ich nicht sehen kann. Wenigstens sind sie nicht dazu fähig, mir in den Kopf zu gucken. Oder doch ? Ahzurdan sagt, dazu seien sie nicht imstande. Kann ich ihm ausreichend vertrauen, um es ihm zu glauben? Wahrscheinlich ja. Was werde ich anfangen, wenn das alles vorbei ist? In die Töpferei kann ich nicht zurückkehren. Nach Arth Slya heimkehren? Unmöglich, solange ich die Kinder durchfüttern muß. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Bei Slyas Feuer, ich hasse diese Ziellosigkeit. Ein Ziel.
    Ja. Ich brauche ein Ziel. Ich sollte versuchen, mit dem Angeketteten Gott einen Handel abzuschließen. Er benötigt meine Hilfe, andernfalls würde er nicht all diese umständlichen Machenschaften betrieben haben, um mich zu sich zu holen. Wenn er Wert auf meinen Beistand legt, soll er die Kinder so zurückverwandeln, daß sie sich wieder vom Sonnenschein ernähren können, statt die Seelen von Menschen aufsaugen zu müssen. Er soll sie aus der Abhängigkeit von mir befreien. Und wenn er behauptet, dazu nicht in der Lage zu sein ? Muß ich ihm glauben ? Der Talisman, ja, dieser Talisman, den Maksim hat, er verleiht Macht über Amortis. Wenn ich lerne, wie man ihn benutzt, könnte ich die Rote Slya zum Rückgängigmachen dessen zwingen, was sie mit den Kindern angestellt hat? Und wenn nicht damit, vielleicht mit einem anderen Talisman? Ahzurdan hat gesagt, es gäbe zwölf. Welcher vermöchte dich zu bändigen, Feurige Slya? Sie wandte sich um und betrachtete den glatten Kegel des Isspyrivo, der sich schwarz gegen das dunkle Blaurot des frühmorgendlichen Himmels abhob. Ein Feuerberg. Als Kind dachte ich stets, Slya wohne nur im Tincreal. Aber so ist es nicht, ganz und gar nicht, sie lebt überall im Feuer der Erde. Soll ich singen, um dich zu wecken, Slya? Täte ich es, auf wessen Seite würdest du dich schlagen? Ach, Schluß damit, wie langweilig, Unkenntnis auf Unkenntnis zu häufen! Sie sprang auf. »Daniel. Daniel Akamarino. Spiel mir ein Lied!« Sie kniete sich hin, schnallte eine Sandale auf, hüpfte auf einem Bein, warf die Sandale ab, so daß sie in hohem Bogen davonflog, befaßte sich danach mit der anderen Sandale. »So eins.« Sie pfiff eine Melodie, an die sie sich von Feiern erinnerte, die in Arth Slya auf dem Tanzplatz rings um die Galarad-Eiche stattgefonden hatten, und begann sich auf dem schwarzen Sand im Kreis zu drehen. »Etwas wie das, in der Art, etwas das ähnlich klingt. Spiel, Daniel, spiel für mich, spiel für die Luftgeister, die uns umlauern, spiel für den Wind, das Wasser und die Dämmerung, die bald anbricht. Spiel für mich, Daniel, ich will tanzen!«
    Daniel Akamarino lachte, holte seinen Recorder und die Flöte heraus. Er flötete einige Töne der Melodie. »So?«
    »Genau so.« Brann schwang ein Bein in die Höhe, verzog das Gesicht, als sie merkte, wie die Hose ihre Bewegungsfreiheit einengte. Als Daniel zu spielen anfing, streifte sie die Hose ab und schleuderte sie beiseite. Ahzurdan setzte eine finstere Miene auf, legte sich den breiten Kragen seines Gewands um die Ohren, saß zusammengekauert da und stierte hinaus aufs Meer. Zunächst beschränkte sich Brann auf probeweise Tanzbewegungen, versuchte die Erinnerung ihres Körpers an das zu wecken, was sie als Mitglied von Taguiloas geleistet hatte, und schließlich schwang sie sich hinein in den eigentlichen Tanz. Unsicherheit und Begriffe verflogen aus ihrem Kopf; für eine Weile blieb ihr Dasein fast ganz begrenzt auf den Augenblick, sie unterhielt lediglich die winzigste Verbindung zur unmittelbaren Zukunft, gerade genug, um die Bewegungsabläufe ihres Körpers vorausbestimmen zu können.
    Zum Schluß sank sie zusammen, japste und lachte, lauschte auf die letzten Klänge der Musik, die mit ihr lachte, und dann, nachdem sie verstummt war, nur noch dem gedämpften Rauschen der

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