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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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benötigte Ruhe zu gönnen.

12 Bergauf zu einer Entdeckung.
     
    SZENE: Schwarzer Sand erstreckt sich bis zu einer unbekannten Art struppiger Sträucher. Es ist Flut, das Einsetzen der Ebbe steht unmittelbar bevor, die See gischtet, der Schaum ähnelt weißer Spitze auf schwarzem Samt, hinterm Horizont verschwinden schnell weiße Segel. Der schwarze Bergkegel des Isspyrivo ragt majestätisch empor, zweimal so hoch wie die übrigen Gipfel. Er steht ungefähr fünfzig Meilen von der Küste entfernt, hinter einer Anzahl von Geländefalten.
     
    Brann fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Daniel war schon wieder leicht angetrunken. Tausend Flüche dem alten Tungjii, weil er mir dieses Paar geschickt hat. Einer atmete den Rauch des Traumstaubs, der andere schwamm in einem Meer aus Wein. Sie begann unruhig längs der im Zurückweichen begriffenen Brandung auf- und abzustapfen, kleine Krebse von schwärzlicher Färbung flohen vor ihren Füßen in Ansammlungen stinkigen Treibguts; alle paar Schritte blieb sie stehen, um sich schwarzen Grus aus den Sandalen zu schütteln. Was nun? Wir sollten uns auf den Weg zu dem Berg machen. Zu Fuß? Brann schnaubte. Man hätte eine Peitsche gebraucht, um diese Kerle in Bewegung zu setzen. Während des Angriffs hatte Ahzurdan sich tapfer geschlagen, sie verdankten ihm — vielleicht sogar die Kinder — ihr Leben, aber man konnte nicht sicher sein, daß er sich das nächste Mal ähnlich verhielt. Vor einer halben Stunde, als sie ihn holen gegangen war, hatte es in seiner Kajüte dermaßen nach verglimmtem Traumstaub gestunken, daß eine Wildsau daran erstickt wäre; der junge Dieb hatte recht gehabt, man vergaß diesen Mief nie wieder, hatte man ihn einmal gerochen. Nun kauerte er im Sand, schaute mit undeutbarem Blick den Segeln der Skia Hetaira nach, die in der Ferne entschwanden; wahrscheinlich bereute er es, von Bord gegangen zu sein. Daniel schlurfte zu ihm und bot ihm den Weinschlauch an. Danni Eins stierte Danni Zwei an, Abneigung verdrängte die Verschwommenheit seines Gesichtsausdrucks, dann winkte er ab, allerdings wie ein Flegel, nicht wie der Mann, der er sein sollte. Daniel warf Sand nach dem Zauberer und hockte sich abseits auf einen Lavaklotz, einen der etlichen Brocken, die der Isspyrivo ausgeworfen hatte, als er das letzte Mal Schluckauf hatte.
    Brann seufzte und dachte sehnsüchtig an Taguiloa und seine Schaustellertruppe; die Antriebskräfte, die der Ehrgeiz bei Menschen weckte, hatten doch allerhand für sich. Sie beobachtete, wie die Wandelkinder im Sand spielten, seine Schwärze erregte anscheinend ihre besondere Bewunderung. Seit dem Gefecht mit Amortis waren Jaril und Yaril merklich größer geworden und hatten sich körperlich sichtlich entwickelt. Brann vermutete, daß etwas von dem Gottfeuer, das sie durchströmte, in ihnen zurückgeblieben war und diesen Wachstumsschub ausgelöst hatte. Was das bedeuten könnte, damit mochte Brann sich gegenwärtig gar nicht befassen. Womöglich mußte sie künftig auf Götterjagd gehen, um zwei Halbwüchsige durchzubringen, ach ...! Sie schüttelte den Kopf, winkte die Kinder zu sich.
    »Jay, Jaro, wenn wir diese beiden Burschen den Berg hinaufkriegen wollen, müssen wir wohl irgendwelche Beförderungsmittel haben.« Sie blickte vom einen ins andere der verdrossenen Gesichter, seufzte noch einmal. »Keine Widerrede, Kinder. Der Angekettete Gott will, daß sie zu ihm kommen, also werden sie kommen. Außerdem brauchen wir Ahzurdan. Noch ist der Kampf nicht ausgestanden. Maksim wird sich uns nicht zu Füßen legen und sich von uns die Knochen zertrampeln lassen.«
    Jaril rümpfte die Nase. »Willst du Pferde? In den Tälern hier zieht man Maultiere vor.«
    Brann spähte mißgelaunt hinüber zu Daniel Akamarino und Ahzurdan. »Maultiere wären nicht schlecht, sie haben mehr Verstand als Pferde. Auf alle Fälle mehr als das Paar, das darauf reiten soll. Ahm ...« Einen Augenblick lang kaute sie auf der Unterlippe und rieb sich den Rücken. »Seht zu, was ihr ausrichten könnt. Wir brauchten zwei, besser drei Reittiere. Geht so unauffällig wie möglich vor, was wir jetzt am wenigsten wollen, ist 'ne Schar Büttel auf der Jagd nach Maultierdieben auf unseren Fersen. Hm ... Laßt es euch drei Goldstücke kosten, hinterlegt sie, um den Zorn der Eigentümer zu lindern.«
    Als Falken flogen die Kinder davon; ihre kraftvollen Schwingen schienen Löcher in die Luft zu schlagen. Brann sah ihnen nach, bis sie mit der Nacht verschmolzen;

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