Brann 02 - Blaue Magie
was, Blauer Dan?«
Teegeplauder.
Brann : Ich wüßte gerne, warum das Ding befreit werden will. Was kann es denn ausrichten, wenn es irgendwo genau wie hier rumliegt, nur an einem anderen Ort? Götter! Meistens kann man keinem von ihnen trauen, nicht einmal dem alten Tungjii. Erinnerst du dich daran, was er darüber geredet hat, daß er die >neurale Materie< des >Admirals< und anderer Fahrgäste in sich aufgenommen hätte? >Neurale Materie<, hah! Das ist nichts anderes als das, was man im Kopf hat, nicht wahr? Gah! Wenn ich nur dran denke, könnte ich kotzen. Weißt du, wenn jemand bloß lang genug eingesperrt ist, wird er höchstwahrscheinlich verrückt. Was glaubst du, in welchem Grade das Ding eigentlich noch bei Verstand ist? Ich wünsche eine ganze Reihe von Antworten zu erhalten, bevor ich mich auf irgend etwas einlasse.
Daniel Akamarino (denkt mürrisch): Ich werde umhergeschoben wie eine Schachfigur. Warum hält sie nicht den Mund? Ist ihr nicht klar, daß das Schiff dingsbums alles hört, was sie sagt? Was mache ich hier überhaupt? Das Schiffsdingsda ist dran schuld, darauf würde ich zwei Jahresgehälter wetten. Irgend etwas hat in meinem Kopf herumgepfoscht, als ich hierher transferiert worden bin, und mir die Sprache eingetrichtert. Seitdem sitze ich in der Klemme. Blödes Weib, diese Brann. Weshalb mußte sie ihre Nase in diese Falle stecken? Soweit ich es verstehe, sträubt sie sich gegen alles, was sie nicht tun will, aber sie macht genau all das, was sie nicht machen möchte. Sie könnte sich und uns alle jetzt von hier wegbringen. Dan Eins kann, wenn er erst wieder aufgemöbelt ist, seine Zaubertricks vollführen. Scheiße! Ich kann darüber nicht reden, aber wenn die Balgen den Gott ... Ach was, Gott, das Schiffdings ...! Wenn sie es so lange abblocken könnten, daß wir Zeit zu ernsthaften Planungen finden ... (Wendet sich in querulantischem Jammerton an Brann. Unter dem Druck der Ereignisse schwand nach und nach seine Umgänglichkeit; im allgemeinen behielt er sie bei, indem er Situationen auswich, die ihn unter Druck setzten. Da er sich ihnen gegenwärtig nicht entziehen kann, wird er allmählich gereizt und mißmutig.) Sei nicht albern, Brann. Auf eurem verdammten Planeten stiften ja schon Hunderte von Göttern Unfrieden. Auf einen mehr kommt's da doch wohl nicht an. Ich will diesen ganzen Quatsch hinter mich bringen; denkst du etwa, mir gefällt's, auf diesem Dreckklumpen rumzukriechen? Ich will nach Hause. Ich habe Familie, ich habe Arbeit, was erwartest du eigentlich von mir? Sei nicht so kleinkariert und führe zu Ende, was du angefangen hast. (Finster betrachtet er die kalte Brühe von Tee in seinem Becher, füllt ihn statt dessen mit Wein aus dem von Tungjii geschenkt erhaltenen Weinschlauch, vermeidet es, Brann anzuschauen, während er die strohgelbe Flüssigkeit trinkt.)
Ahzurdan: Er lauscht lediglich, hört zu, wie Brann und Daniel Akamarino mit wachsender Unfreundlichkeit ein Wortgefecht austragen, bis sie schließlich gar nicht mehr miteinander sprechen. Er wollte schlafen und — genau wie Danni Zwei — mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu schaffen haben. Die Natur des Angeketteten Gottes widerte ihn an und erschreckte ihn; seine Einstellung zu Settsimaksimin und zu Brann hatte eine krasse Umkehrung erfahren, sobald er erkannte, daß dieser Gott, zu dem sie endlich gelangt waren, eine abstoßende Ungeheuerlichkeit verkörperte, er begriff, daß er mit seinem Geist gespielt, ihn mit der Hoffnung, sich von seiner Sucht befreien zu können, in dies Abenteuer gelockt hatte. Stumm und verbittert hatte er dabeigehockt und das angestarrt, was man von dem Gottding sehen konnte, sich damit abgefunden, daß alle Hoffnung nichts war als ein Trugbild. Er war in einer Verstrickung gefangen, aus der er sich, wäre es nach seinem Willen gegangen, ferngehalten hätte; das Scheusal von Kettengott hatte ihn benutzt und verraten, er und die Hexe Brann, die Seelensäuferin. Man fühlte sich vor ihr, diesem groben, niedrigen, bäurischen Weibsbild, regelrecht wie entmannt. Er fühlte sich hilflos wie ein Säugling, der in die Windeln schiß, und er verabscheute dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Wenn dieser Greuelgott irgend etwas von ihm wünschte, sollte er es ruhig, er selbst sah sich als der gesamten Sache enthoben an, er gedachte sich aufs Nichtstun zu beschränken und in einen Schutzzauber zu hüllen, um einfach alles über sich ergehen zu lassen, was der Gott ihm noch zumuten
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