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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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mochte.
    Morgen (sie erwachten im Sternenschiff und verzehrten ein kärgliches Frühstück, aber im Innern des Schiffs ließ sich nicht feststellen, wann die Sonne tatsächlich aufging, falls es in der hiesigen Zwergwirklichkeit überhaupt eine Sonne gab).
    Sie folgten dem ebenfalls wiedererwachten Servitor durch die stinkigen, dämmerigen Korridore in einen dichten Urwald, der sich in einem Frachtraum des Schiffs ausgebreitet hatte, auf eine von Feuchtigkeitsdämpfen durchwallte Lichtung tief in diesem Urwald, auf der kurzes, geschmeidiges Gras gedieh und mehrere frisch gesäuberte Sitzbänke standen; ein schmaler, munterer Bach durchgluckerte die Wiese, glitzerte in der Helligkeit mehrer Lichtquellen, die sich so hoch droben zu befinden schienen wie der Mond. Ahzurdan und Daniel Akamarino hatten sich beide geweigert, die Unterkunft zu verlassen; der Servitor hatte sie mit seiner an Hall reichen, an Gefühlsausdruck hingegen armen Stimme darüber aufgeklärt, daß sie auf eigenen Füßen gehen könnten, aber auch die Möglichkeit bestünde, daß der Gott weitere Senatoren schickte und sie hintragen ließ, wohin er sie zu haben wünschte.
    Der Servitor klapperte wacklig über die Wiese zu einer Steinplatte, stellte sich darauf und schien im selben Augenblick einzuschlafen.
    Ahzurdan schlurfte zur entferntesten der Sitzbänke und setzte sich so darauf, daß er den anderen den Rücken zuwandte.
    Daniel Akamarino taumelte zu einer anderen Sitzbank, nahm Platz und begann sich reichlich von Tungjiis Wein in die Kehle zu gießen; er hatte wohl beschlossen, daß der Gott, wenn er ihn hier auf dieser Wiese haben wollte, ihn hier haben sollte; dann würde er sich aber dermaßen volllaufen lassen, daß er kaum noch irgend etwas anderes als atmen konnte — sollte der Gott doch sehen, was er davon hatte.
    Brann schnalzte mit ihrer Zunge und schüttelte den Kopf. Womit habe ich, fragte sie sich, solch ein Paar als Gefährten verdient? Ich war mit dem Leben in meiner stillen, kleinen Töpferwerkstatt recht zufrieden. Verdammnis über alle Götter und Fluch dem Schicksal, die mich von dort fortgetrieben haben. Ha! Elendige Ränkeschmiede von Göttern. Nun denn, wo bist du, o Gott in Ketten, laß uns die Sache angehen. Sie ließ sich auf einer Sitzbank nieder und fügte sich ins Warten.
    Die Kinder verwandelten sich in Lichtkugeln, schwebten bis zur Decke des Frachtraums hinauf und schwirrten durchs Grün; bald jedoch wurde ihnen der Ausflug zu langweilig, sie kehrten zurück auf die Lichtung. Zu Branns Füßen sanken sie herab ins Gras. »Das ist ein richtiger Regenwald, Brombeer«, sagte Jaril. »Der Gott hat 'ne Menge Erdreich hergeschafft. Es ist genug Platz fürs Entstehen von Wolken vorhanden, und ich vermute, es regnet einmal täglich; vielleicht gibt es sogar Gewitter.«
    Yaril schwieg, lehnte sich nur an Branns Bein.
    Ein Geräusch wie ein Husten ertönte, danach ein Wumsen. Eine hohe Hohlsäule aus einem glasähnlichen Material umhüllte plötzlich Brann und die Kinder. Brann sprang auf und schlug die Hände an die Innenwand der Säule; sie war lauwarm und hart, aber nicht im geringsten nachgiebig. Sie versuchte, dem Gegenstand Kräfte zu entziehen, obwohl sie es bei so etwas noch nie getan hatte, doch anscheinend wirkte ihre Fähigkeit des Kräfteaussaugens nur bei echter Lebenskraft, mochte sie Menschen, Dämonen oder Göttern gehören. Die Kinder verwandelten sich in Lichtkugeln zurück, schwebten gegen die Säulenwand, prallten davon ab, schossen auf- und abwärts. Die Enden der Säule waren geschlossen, es gab keinen Ausweg. Wie sie gestern, als sie ihn ihrer Art von Untersuchung unterzogen und einiges über den Angeketteten Gott erfahren hatten, so hatte der Gott allem Anschein nach genausoviel über sie herausgefunden, auf alle Fälle genug, um sie einsperren zu können. Sobald sie von neuem ihre Menschengestalten angenommen hatten, bewahrten sie äußerlich Ruhe, schäumten jedoch in innerem Grimm.
    Brann spürte einen schwachen Luftzug; wenigstens drang Luft ins Glas — oder was es sein mochte —, so daß sie nicht verschmachten mußte. Sie lehnte sich an, spähte hinaus zu den anderen: Ahzurdan und Daniel Akamarino betasteten bereits ähnliche Hohlsäulen von innen. Vor Branns Augen zuckte Daniel schließlich die Achseln, machte es sich auf der Sitzbank bequem und begann am Mundstück des Weinschlauchs zu saugen. Ahzurdans Gesicht war rot vor Wut, er trommelte gegen die durchsichtige Wand seiner Hohlsäule,

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